Oder er zeigt 1910 unter dem Titel „Nach der Massendemonstration“ eine leere Straßenecke, auf dem Boden eine Puppe und ein Hut. Auf Gehsteig und Hauswand ein großer roter Fleck. Darunter steht: „Nur dem taktvollen und besonnenen Eingreifen der Polizei ist es zu danken, daß die Ruhe nicht gestört wurde.“
Das miefig restriktive Kaiserreich bietet reichlich Stoff, ebenso wie die Jahre der Wirtschaftskrise. Paul Thesing, Käthe Kollwitz oder Heinrich Zille suchen das untere Ende der sozialen Skala auf, letzterer mit gewohntem Witz. So rät der Strolch in der Berliner Kneipe Kindern, die gerade ihre Schularbeiten machen: „Kinder, lernt blos nischt, sonst müset ihr arbeeten!“ Thesings Tuschezeichnungen zum aufkommenden Nationalsozialismus sind Kunstwerke von expressionistischer Kraft: „Auf der Welle der sozialen Not“ von 1931 zeigt Hitler und Goebbels als Spitze einer alles überrollenden schmutzig-schwarzen Woge.