
In diese nicht heilende Wunde streut nun die nachfolgende Generation Salz. „Ihre Neugierde und ihre Fragen sind meist sehr belastend für die Familien.“
Manchmal ist es umgekehrt. So erkundigte sich kürzlich eine Tochter nach ihrem Vater, der ab 1943 in Werneck als Arzt gearbeitet hat. „Sie wollte wissen, ob er zu den NS-Tätern gehört, ob er auch Patienten getötet hat.“ Thomas Schmelter konnte sie beruhigen. Die NS-Verbrechen fanden in Werneck vorher statt.
Meldebögen aus Berlin
Ab Juli 1940 wurden an alle Heil- und Pflegeanstalten von einer Villa in der Tiergartenstraße 4 in Berlin aus Meldebögen verschickt. Die Adresse diente als Namensgeber für die „Aktion T4“. Alle Patientendaten sollten erfasst werden – mit dem Ziel, „lebensunwertes Leben“ in den „Gnadentod“ zu schicken. „Anfangs war der Zweck der Meldebögen unbekannt, aber es hat sich dennoch herumgesprochen“, erzählt Schmelter.