Straßennamen spiegeln Machtverhältnisse wider, nicht Geschichte
Pöppinghege meint, zum „Opfer diktatorischer Propagandaleistungen“ werde, wer Straßennamen für „unantastbare Quellen der Geschichte“ hält. Er beschreibt sie als „historische Werturteile früherer Generationen“. Sie zeigten frühere Wertehorizonte und seien das Resultat von Machtverhältnissen.
Etwa 90 Prozent aller Straßen mit Personennamen seien Männern gewidmet; sie bezögen sich auf Persönlichkeiten adeliger, groß- und bildungsbürgerlicher Herkunft.
Der Obrigkeit ablehnend bis feindlich gesinnte Bewegungen wie die bürgerliche Revolution von 1848 seien kaum vertreten. Straßennamen, meint der Historiker, repräsentieren nicht die Geschichte einer Kommune: Sie „zeigen nicht, was eine Stadt war, sondern was eine Stadt sein will“.
Im Oktober beschloss der Stadtrat, eine Kommission zur Prüfung von Straßennamen und Ehrungen einzurichten, besetzt mit sechs Historikern, vier Ratsmitgliedern und dem Kulturreferenten. Sie ist die Folge derBerichterstattung unserer Redaktion über Würzburgs OB von 1956 bis 1968, Helmuth Zimmerer. 1985 hatte der Stadtrat – ebenfalls einstimmig – eine Straße nach ihm benannt, obwohl einige, wenn nicht alle Ratsmitglieder von Zimmerers NS-Vergangenheit wussten.