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WÜRZBURG
Streit um Straßennamen
Leidenschaften eskalieren, wenn Städte prüfen, ob ihre Straßen die Namen würdiger Patrone tragen. Das kommt auch auf Würzburg zu.
Carl Diem Halle       -  Am 8. September 2004 ließ die Stadt die Lettern „Carl-Diem-Halle“ abbauen. Nach jahrelangen heftigen Debatten hatte der Stadtrat 2003 beschlossen, die Halle in der Sanderau nicht länger nach dem in Würzburg geborenen Sportfunktionär zu benennen, der den Nazis ergeben war.
Foto: ArchivTheresa Müller | Am 8. September 2004 ließ die Stadt die Lettern „Carl-Diem-Halle“ abbauen. Nach jahrelangen heftigen Debatten hatte der Stadtrat 2003 beschlossen, die Halle in der Sanderau nicht länger nach dem in ...
Wolfgang Jung
Wolfgang Jung
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:57 Uhr

Der Paderborner Historiker und Kulturwissenschaftler Professor Rainer Pöppinghege forscht zur Erinnerungskultur des 19. und 20. Jahrhunderts. Er beschreibt Straßennamen als „höchst subjektive Angelegenheit, die (…) in früheren Zeiten nicht unbedingt die Bevölkerungsmehrheit reflektierte“.

Hätten die Bürger etwas zu sagen gehabt, hieße die Wredestraße nicht Wredestraße

Ein Beleg dafür ist die Wredestraße in der Zellerau. Karl Philipp Fürst von Wrede war Generalfeldmarschall der königlich-bayerischen Armee. Im Oktober 1813 ließ er drei Tage lang das von napoleonischen Truppen besetzte Würzburg beschießen und beträchtlichen Schaden in der Stadt anrichten.

Im zweiten Band von „Geschichte der Stadt Würzburg“ berichtet der Historiker Professor Wolfgang Weiß, die Würzburger seien „ziemlich verbittert gewesen“. Sie hätten in der Kanonade keinen militärischen Nutzen, vielmehr eine Rache Wredes gesehen, weil sie ihn und den bayerischen Kurfürsten 1805 wenig untertänig in der Stadt empfangen hatten.

Weiß schreibt, die Erinnerung an Wrede habe Jahrzehnte später noch die Gemüter der Würzburger erregt. Und dennoch benannten die Stadtoberen eine Straße nach ihm.

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