Der Paderborner Historiker und Kulturwissenschaftler Professor Rainer Pöppinghege forscht zur Erinnerungskultur des 19. und 20. Jahrhunderts. Er beschreibt Straßennamen als „höchst subjektive Angelegenheit, die (…) in früheren Zeiten nicht unbedingt die Bevölkerungsmehrheit reflektierte“.
Hätten die Bürger etwas zu sagen gehabt, hieße die Wredestraße nicht Wredestraße
Ein Beleg dafür ist die Wredestraße in der Zellerau. Karl Philipp Fürst von Wrede war Generalfeldmarschall der königlich-bayerischen Armee. Im Oktober 1813 ließ er drei Tage lang das von napoleonischen Truppen besetzte Würzburg beschießen und beträchtlichen Schaden in der Stadt anrichten.
Im zweiten Band von „Geschichte der Stadt Würzburg“ berichtet der Historiker Professor Wolfgang Weiß, die Würzburger seien „ziemlich verbittert gewesen“. Sie hätten in der Kanonade keinen militärischen Nutzen, vielmehr eine Rache Wredes gesehen, weil sie ihn und den bayerischen Kurfürsten 1805 wenig untertänig in der Stadt empfangen hatten.
Weiß schreibt, die Erinnerung an Wrede habe Jahrzehnte später noch die Gemüter der Würzburger erregt. Und dennoch benannten die Stadtoberen eine Straße nach ihm.