Der Sarg wird hereingefahren. Einäscherungsnummer 703. Weiß geflieste Wände, ein Waschbecken. Die Deckenstrahler blenden. Auf dem Tisch liegen ordentlich aufgereiht 14 rosa Totenscheine. Der Sargdeckel wird abgehoben, der Anblick erschüttert. Ein alter Mann. Es ist still. Katharina Jellinghaus schlüpft mit den Händen in helle Gummihandschuhe, beginnt konzentriert die Leichenschau. „Ich muss nicht jedes Mal weinen, wenn ich eine Leiche sehe“, sagt die junge Rechtsmedizinerin. Der Tod, er gehört zu ihrer Arbeit dazu, seit viereinhalb Jahren.
Fast jeden zweiten Tag fährt die 30-Jährige vom Würzburger Institut für Rechtsmedizin ins Krematorium nach Osterburken, kurz hinter der Landesgrenze in Baden-Württemberg. Bundesweit außer in Bayern gilt, dass Leichen vor der Einäscherung ein zweites Mal beschaut werden. Dabei überprüfen Rechtsmediziner die Angaben im Totenschein, suchen Unklarheiten. Eine Leiche nach der anderen wird in den Untersuchungsraum gefahren. „Der Tod gehört zum Leben, wir sterben alle irgendwann. Das wird natürlich mit der Tätigkeit mehr und mehr zur Routine“, sagt Jellinghaus. Sie steht im grünen Kittel am Kopfende des Sarges, tastet mit den Fingern über Kopf und Hals des toten Mannes, hebt Arme und Beine an.