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WÜRZBURG
Mörder aus der Nervenklinik
NS-Krankenmorde: Das Zentrum für Psychische Gesundheit an der Universität Würzburg zeigt eine Ausstellung über den organisierten Mord an psychisch kranken und geistig behinderten Menschen. Da geht es auch um seine eigene Geschichte.
Wolfgang Jung
Wolfgang Jung
 |  aktualisiert: 27.04.2023 04:22 Uhr

Aber es gibt Indizien dafür, dass der Nazi-Geist unter Würzburger Medizinern weiter spukte. Ein Beispiel ist der Neurologe und Leiter der Kopfklinik, Professor Georges Schaltenbrand. An T4 war er nicht beteiligt, aber Menschenversuche an geistig behinderten Patienten hat er unternommen. 1945 verlor er seinen Posten als Klinikchef. Seine Kollegen rehabilitierten ihn und erhoben ihn 1967 zum Ehrenvorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Die Uni-Klinik ehrte ihn mit einer Bronzebüste im Kopfklinikum. Erst 1996 entfernte sie die Büste, nachdem eine internationale Fachzeitschrift über Schaltenbrands Experimente berichtet hatte.

Die Angst der Klinikchefs, die Nazis könnten wiederkommen

In der Nervenklinik gab es eine jahrzehntelange Verbundenheit mit Heyde: Bis Anfang der 1970er Jahre hing sein Porträt in der Galerie der früheren Klinikleiter. Erst Otto Schrappe, Klinikchef ab 1970, ließ es abnehmen. Deckert berichtet, Schrappe habe „sehr mit der Geschichte gelebt“. So habe der Psychiater die Diagnose Schizophrenie „möglichst wenig gestellt“. Das Leben schizophrener Patienten galt den Nationalsozialisten nichts. Schrappe wollte die Kranken schützen, für den Fall, dass die Nazis wiederkämen.

 
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