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GIEBELSTADT
Florian Geyer in der Hand der Nazis
Vor 90 Jahren führten Giebelstädter zum ersten Mal ein Florian-Geyer- Spiel auf. Was sie heute zeigen, hat mit dem Original nichts mehr zu tun. Und das ist gut so.
Auf die Knie: Aufständische Bauern stellen den jüdischen Geldverleiher Schmuel zur Rede. Hier ein Probenbild aus der diesjährigen Inszenierung der Festspiele.Foto: Meißner
| Auf die Knie: Aufständische Bauern stellen den jüdischen Geldverleiher Schmuel zur Rede. Hier ein Probenbild aus der diesjährigen Inszenierung der Festspiele.Foto: Meißner
Wolfgang Jung
Wolfgang Jung
 |  aktualisiert: 27.04.2023 05:27 Uhr

Fey verschärft sein Stück mit einem einfachen, aber wirksamen Kunstgriff: Er ersetzt die Wörter „Kaiser“ und „Weib“ durch das Wort „Volk“.

Das Publikum hört jetzt den Rothenburger Dienstmann Stephan von Mentzingen den Bauern zurufen: „Ein Gott, ein Reich, ein Volk! Mit Gott für das Volk und das Reich soll unsere Lösung sein!“ Die Bauern antworten: „Für Volk und Reich!“ Und Geyer lässt sie „Gehorsam dem Führer!“ schwören.

Müller analysiert, Feys Geyer habe „sich in vielen Schattierungen der nationalsozialistischen Instrumentalisierung“ angeboten. Die Nazis schlagen Kapital daraus. Die Gauleitung der unterfränkischen NSDAP widmet dem Stück „in ungewöhnlich hohem Maße Aufmerksamkeit und Unterstützung“, sie verknüpft es mit „kulturellen, politischen und kultischen Feiern“ und macht es „zu einem der Hauptereignisse im Jahreslauf der nationalsozialistischen Veranstaltungen in Unterfranken“.

 
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