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GIEBELSTADT
Florian Geyer in der Hand der Nazis
Vor 90 Jahren führten Giebelstädter zum ersten Mal ein Florian-Geyer- Spiel auf. Was sie heute zeigen, hat mit dem Original nichts mehr zu tun. Und das ist gut so.
Auf die Knie: Aufständische Bauern stellen den jüdischen Geldverleiher Schmuel zur Rede. Hier ein Probenbild aus der diesjährigen Inszenierung der Festspiele.Foto: Meißner
| Auf die Knie: Aufständische Bauern stellen den jüdischen Geldverleiher Schmuel zur Rede. Hier ein Probenbild aus der diesjährigen Inszenierung der Festspiele.Foto: Meißner
Wolfgang Jung
Wolfgang Jung
 |  aktualisiert: 27.04.2023 05:27 Uhr

Das Freilichtspiel wird zur Pflichtveranstaltung für Volksgenossen und zum Ziel von „Kraft durch Freude“-Fahrten; bis aus Österreich werden die Zuschauer angekarrt. Unter den prominenten Nazis, die alljährlich im Publikum sitzen, ist 1936 Heinrich Himmler, der „Reichsführer SS“, der prominenteste; mit ihm kommt der gesamte Reichsbauernrat.

1936 feiert der Gauleiter Hochzeit, unter seinen Gästen ist der NSDAP-Chefideologe Alfred Rosenberg, der 1946 im Nürnberger Prozess als Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt und hingerichtet wird. Zu den Gratulanten gehört auch Fey, der dem Gauleiter Völkisches reimt: „Wos Groaß in unnre Sehnsucht ruaht, / wos hälfts, wärds net verarbt im Bluat. / Die Zukunft, nix wie des sou klar, / it für a Volk sei Kinnerschaar.“

1938 führen die Giebelstädter das Stück zum vorläufig letzten Mal auf. Als sie es 1980 wieder aufnehmen, spielen sie, geringfügig gekürzt, nach Feys Fassung von 1933. Dann, zehn Jahre später, im Jahr 1990, engagieren sie Renier Baaken, den früheren Chefdramaturg des Würzburger Stadttheaters. Er lässt von Fey nur wenige Reste übrig, schmeißt das steife Pathos und die Deutschtümelei raus, führt Figuren aus Werken von Hauptmann, Goethe, Schiller und anderen ein.

 
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