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WÜRZBURG
Die Lehren aus dem Erfurter Amoklauf
Amoklauf: Vor 15 Jahren tötete ein 19-Jähriger in Erfurt 16 Menschen an einer Schule. Der Würzburger Psychologe Bernhard Meißner hat damals Mitschüler, Lehrer und Eltern betreut. Er erklärt, was sich seitdem an den Schulen verändert hat.
Glocke zur Erinnerung an Erfurter Schulmassaker       -  Vor 15 Jahren tötete ein Teenager 16 Menschen in Erfurt. Der Würzburger Schulpsychologe Bernhard Meißner begleitete damals Überlebende auf dem Weg zurück in den Alltag.
Foto: Jan-Peter Kasper (dpa-Zentralbild) | Vor 15 Jahren tötete ein Teenager 16 Menschen in Erfurt. Der Würzburger Schulpsychologe Bernhard Meißner begleitete damals Überlebende auf dem Weg zurück in den Alltag.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:52 Uhr
Nimmt man heute Amokdrohungen ernster als noch vor 15 Jahren?

Meißner: Ja, früher war man davon überzeugt, bei uns in Deutschland passiere so etwas nicht. Diese Einstellung hat sich seit den Amokläufen von Erfurt, Winnenden, Ansbach, Coburg und anderen als Fehleinschätzung erwiesen. Wenn früher jemand geschrieben hat „Morgen geht in der Schule eine Bombe hoch“, hat man das als Unsinn abgetan. Heute wird die Schule evakuiert und die Polizei geht der Sache auf den Grund.

Was hat sich seither zum Positiven verändert?

Meißner: Eine Menge. An vielen Schulen wurden Mobbinginitiativen eingeführt. Krisenteams aus Schulpsychologen und Lehrern kümmern sich bei Bedarf auch um einzelne Schüler. Verunglückt jemand beim Sportunterricht, fällt ein Lehrer während des Unterrichts tot um oder kommt ein Schüler nach einem Suizidversuch in die Schule zurück, dann helfen sie dem Einzelnen und der ganzen Klasse. Schulen ist eine neue Aufgabe zugewachsen: Sie sind nicht nur für die kognitive Entwicklung, sondern auch für das sozial-emotionale und psychische Wohl der Kinder hilfreich. Sie bieten mittlerweile etwas an, was Eltern und Freunde, die das unverzichtbare soziale Netz bilden, in manchen Situationen nicht anbieten können.

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