Meißner: Ja, früher war man davon überzeugt, bei uns in Deutschland passiere so etwas nicht. Diese Einstellung hat sich seit den Amokläufen von Erfurt, Winnenden, Ansbach, Coburg und anderen als Fehleinschätzung erwiesen. Wenn früher jemand geschrieben hat „Morgen geht in der Schule eine Bombe hoch“, hat man das als Unsinn abgetan. Heute wird die Schule evakuiert und die Polizei geht der Sache auf den Grund.
Meißner: Eine Menge. An vielen Schulen wurden Mobbinginitiativen eingeführt. Krisenteams aus Schulpsychologen und Lehrern kümmern sich bei Bedarf auch um einzelne Schüler. Verunglückt jemand beim Sportunterricht, fällt ein Lehrer während des Unterrichts tot um oder kommt ein Schüler nach einem Suizidversuch in die Schule zurück, dann helfen sie dem Einzelnen und der ganzen Klasse. Schulen ist eine neue Aufgabe zugewachsen: Sie sind nicht nur für die kognitive Entwicklung, sondern auch für das sozial-emotionale und psychische Wohl der Kinder hilfreich. Sie bieten mittlerweile etwas an, was Eltern und Freunde, die das unverzichtbare soziale Netz bilden, in manchen Situationen nicht anbieten können.