Den Vorwurf, der Homophobie auszuweichen, indem sich die schwulen Fußballer freiwillig gettoisieren, kontert der 35-Jährige: „Es outet sich ja trotzdem jeder bei uns und damit auch gegenüber den anderen Mannschaften. Nur in der Gruppe fällt das einfacher, als wenn ein Einzelner sich im Verein der nervigen Freundin-Frage stellen und schließlich sagen müsste: Leute, ich bin schwul. Bei uns können die Fußballer vielleicht sogar das Rückgrat aufbauen für einen Wechsel zu einem ,normalen‘ Verein.“ Dann wäre ein Anfang gemacht.
Nach erfundenen Frauen-Geschichten die Befreiung
Ein Anfang, den zu machen Tony Quindt fünf Jahre Bedenkzeit kostete. Eine Bedenkzeit, die mit inneren Kämpfen und Qualen verbunden war. Bis der damals 22-jährige Russland-Deutsche sich 2008 auf einer Vereinsfeier des schleswig-holsteinischen Kreisliga-Klubs S.I.G. Elmenhorst traute und der Mannschaft seinen Lebensgefährten vorstellte. „Ich habe danach keine schlechten Erfahrungen gemacht, mich hat nie jemand als schwule Sau oder so bezeichnet“, sagte Quindt später in die Kamera des Norddeutschen Rundfunks. Befreit wirkte er. Schließlich hatte er lange genug Frauen-Geschichten erfunden. „Ich musste eine Rolle spielen, ich hatte Angst, dass es heißt: Du darfst nicht mehr mitspielen, weil du schwul bist.“