
Weil der Laden kein Schaufenster hatte...
Sie beginnt 1985 in Frankfurt mit einer harmlosen Kiste. Drei Jahre zuvor hatte der studierte Betriebswirt und ehemalige Unternehmensberater Ewald ein Antiquariat eröffnet. Mitten in der Stadt, aber im zweiten Stock eines Wohnhauses, also ohne Schaufenster. In einer U-Bahn-Station mietete Ewald deshalb eine größere Vitrine an und bestückte sie regelmäßig zu bestimmten Themen. Zur Buchmesse 1985 wollte er in seinem Schaukasten die Geschichte und Produktion eines Verlages erzählen. Ewald sichtete seine Bestände, dachte an Rowohlt – und verwarf die Idee. Da fiel sein Blick auf einen Karton in der Ecke, vollgefüllt mit Reclam-Bänden. So viele Ausgaben hatte er von keinem anderen Verlag.
Ratlos vor der vollen Kiste
Ewald begann zu sichten, zu ordnen. So gut es eben ging. Da gab es verschiedene Einbände, bei den broschierten Ausgaben wie bei den fest gebundenen. Die Formate differierten. Die Erscheinungsjahre? Nicht feststellbar. Der Antiquar war ratlos. Staunte. Und sah, dass er offenbar überhaupt keinen umfangreichen Vorrat hatte. Sondern Reclam-Bestände mit großen Lücken. Aber die kleine Ausstellung in der U-Bahn-Station am Eschenheimer Tor kam – mit Hilfe des Verlags – zustande. Und Georg Ewald hatte „Feuer gefangen“.