
Klimaschutz, Umweltbewusstsein, Energiesparen: Alles Themen, die sich im Begriff Nachhaltigkeit bündeln. Themen, die wegen des Ukraine-Kriegs und der Corona-Pandemiestellenweise in den Hintergrund gedrängt werden, aber dennoch Dauerbrenner sind.
Dem will die erste "Zukunftswoche Mainfranken" Rechnung tragen. Die einwöchige und groß angelegte Veranstaltungsreihe hat den Ansatz: Viele kleine Schritte verändern das große Ganze.
Macher der Zukunftswoche ist Jürgen Schmidt, der als ein Öko-Vordenker in Mainfranken gilt. Der heute 59-Jährige gründete in den 1990er Jahren den Memo-Versandhandel in Greußenheim (Lkr. Würzburg), der wegen seiner nachhaltigen Ausrichtung mehrfach Auszeichnungen erhalten hat - darunter 2011 den Deutschen Umweltpreis sowie 2012 und 2015 den Nachhaltigkeitspreis Mainfranken.
2011 stieg Schmidt als Geschäftsführer bei der Memo AG aus, um seither unter anderem als Unternehmensberater und mit Lehrvorträgen das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben. 2019 ging er in den Aufsichtsrat des Greußenheimer Unternehmens mit seinen 150 Beschäftigten und rief die Memo-Stiftung ins Leben, deren Vorstandsvorsitzender er ist.
Mit der Zukunftswoche will Schmidt erreichen, dass Nachhaltigkeit in Mainfranken noch mehr Aufmerksamkeit bekommt als bislang – auch und gerade in Unternehmen. Das Potenzial in der Region sei bereits beachtlich.
Jürgen Schmidt: Was mich in den vergangenen Jahren am meisten umgetrieben hat, ist: Menschen zu vernetzen und zusammenzubringen. Und Menschen ein Gefühl dafür zu geben, dass sie nicht allein sind mit dem, was sie tun zum Thema Nachhaltigkeit.
Schmidt: Es gibt viele Initiativen, die ihren Job toll machen – die aber oft gar nicht voneinander wissen. Das haben wir in der Vorbereitung der Zukunftswoche sehr deutlich gemerkt. All diesen Initiativen, all diesen Vorreitern und all diesen Unternehmen, die bei Nachhaltigkeit Leuchttürme sind, wollen wir eine größere Bühne geben. Wir wollen auch erreichen, dass eine breitere Öffentlichkeit die Vielfalt sieht, die es in Mainfranken schon gibt.
Schmidt: Der Würzburger Weinbau. Der Winzer Ludwig Knoll hat sich sehr auf Bio konzentriert und ist für mich ein Beispiel, bei dem ich das Gefühl habe: Da geht etwas voran. Es gibt im Bereich Solar und Energie Firmen, die tolle Projekte machen. In Waldbüttelbrunn etwa wäre die Martin Weber Haustechnik zu nennen.
Schmidt: Es gibt ja nicht nur das, sondern zum Beispiel auch eine Podiumsdiskussion zu nachhaltigen Lieferketten. Außerdem geht es um die Nachhaltigkeitswende in der Wirtschaft. Das praktische Erleben finde ich ganz wichtig. Deshalb gibt es auch Waldexkursionen und Filme, die man sonst nicht mehr im Kinoprogramm findet.
Schmidt: Meine Erfahrungen in der Beratung haben gezeigt, dass die Wirtschaft seit mehreren Jahren im Dauerkrisenmodus ist. Corona hat da natürlich eine Rolle gespielt. Es gibt immer wieder Umbrüche. Die Frage ist: Wie stelle ich mich als Unternehmen zukunftsfähig auf? Ich nenne es auch gern enkelfähig. Also: Wie stelle ich mich auf, dass ich mit meiner unternehmerischen Tätigkeit etwas für die Lebensqualität der nachfolgenden Generationen beitrage? Diese Enkelfähigkeit hängt für mich sehr stark damit zusammen, dass ein Unternehmen stabiler wird gegen all diese Veränderungen und dass ein langfristiges Konzept da ist, um mit dem Unternehmen einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Das ist bei den Firmen gerade jetzt so stark im Bewusstsein wie noch nie. Die Energie-Krise, die uns jetzt wegen des Ukraine-Kriegs drastisch vor Augen geführt wird, ist eines dieser disruptiven Themen, mit denen Unternehmen schon seit Jahren kämpfen.
Schmidt: Dass das Unternehmen langfristig am Markt erfolgreich ist. Nachhaltigkeit bringt nicht hier und jetzt in der Bilanz die schwärzere Zahl. Aber sie bringt auf jeden Fall eine größere Sicherheit und langfristig höhere Erträge, größere Kunden- und Mitarbeiterbindung.
Schmidt: Ich habe zwei Söhne, die sind Anfang 30. Für sie ist das ein absolutes Kriterium. Junge Leute, die vielleicht eine Familie gründen wollen, beurteilen ein Unternehmen, für das sie arbeiten wollen, heute nach ganz anderen Kriterien.
Schmidt: Das ist eine gute und sehr schwierige Frage. Ich würde die Zahl der Firmen, die Nachhaltigkeit vorher schon auf dem Schirm hatten, als nicht allzu gering sehen. Das ist eine zweistellige Prozentzahl. Zwei Drittel vielleicht.
Schmidt: Ich würde es nicht als Greenwashing bezeichnen. Meine Erfahrung als Berater hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Unternehmen mitunter Unterstützung brauchen bei der Frage: Wie integriere ich Nachhaltigkeit in mein Kerngeschäft? Jedes Unternehmen achtet heute darauf, dass es seinen Energieverbrauch senkt, dass die Fahrzeugflotte optimal aufgestellt und vielleicht elektrifiziert ist, dass der Wasserverbrauch und die Abfallreduzierung im Auge behalten werden. Ich würde es nicht als Greenwashing bezeichnen, wenn Unternehmen einzelne, isolierte Maßnahmen ergreifen. Ich halte nichts davon, Unternehmen zu ohrfeigen, weil sie noch nicht ganzheitlich vorgehen. Vielmehr ist jede Initiative gut. Greenwashing kommt heute sowieso raus.
Schmidt: Mein Lebensstil ist leider nicht multiplikationsfähig. Mein CO2-Fußabdruck ist durch die Geschäftsreisen viel zu groß. Klar, jeder bemüht sich, in seinem Bereich das Optimum zu finden. In meinem Haushalt geht das von Bio-Lebensmitteln bis hin zur Mobilität.