Von wegen nur Profit im Sinn: Viele Unternehmen in Bayern tun Tag für Tag Gutes für die Allgemeinheit – freiwillig und oft ohne es groß zu erwähnen.
Dieses Tun nennt sich Corporate Social Responsibility (CSR) und ist in der Wirtschaft längst ein wichtiger Pfeiler geworden. Experten sind sich einig: Ohne CSR hat ein Unternehmen heute keine Zukunft mehr.
Was die Firmen jeweils in puncto CSR machen, ist vielfältig: Die einen spenden für soziale Einrichtungen, helfen Flüchtlingen oder sind Sponsoren von Vereinen, die anderen kümmern sich in besonderer und ausgeklügelter Weise um das Wohl ihrer Mitarbeiter, wiederum andere machen alles zusammen.
Zum Beispiel das Überlandwerk Rhön in Mellrichstadt: Es sorgt nach eigenen Angaben unter anderem dafür, dass Strommasten so ausgestattet werden, dass Vögel vor Stromschlag geschützt sind.
Oder der Fertighaus-Anbieter Hanse Haus in Oberleichtersbach (Lkr. Bad Kissingen): Er engagiert sich unter anderem im Umweltschutz, unterstützt Vereine in der Umgebung und bietet seinen Mitarbeitern Kurse in „Rückenschule“ an.
Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) hat es sich zur Aufgabe gemacht, CSR größer herauszubringen. Deswegen gibt es seit fünf Jahren die von der vbw eingerichtete Website „Wirtschaft weiß-blau“, auf der knapp 2400 Unternehmen und Verbände - darunter 300 aus Unterfranken - vorstellen, wie sie CSR umsetzen.
Auf einer CSR-Tagung am Donnerstagabend in Würzburg rückte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt ein Klischee zurecht: „Das Bild vom vermeintlich egoistischen Unternehmer ist schlichtweg falsch.“ Die Bandbreite von CSR in Bayern beweise das Gegenteil.
Freilich plagt den vbw eine bürokratische Hürde: 2014 wurde in der EU eine Richtlinie verabschiedet, wonach Unternehmen ab 500 Mitarbeitern einen öffentlichen Bericht über ihre CSR-Aktivität vorlegen müssen. Das soll die Transparenz erhöhen – unter anderem gegenüber Kapitalgebern. In Deutschland muss diese Berichtspflicht bis spätestens 6. Dezember rechtlich bindend eingeführt werden. Insider befürchten, dass dabei die EU-Vorgaben noch verschärft werden.
Ärger über Bürokratie
Das ist zu viel Bürokratie für die Unternehmen, schimpft der vbw. Und bekam bei der Tagung in Würzburg Schützenhilfe von Bayerns Sozialministerin Emilia Müller: Die Berichtspflicht sei „indiskutabel“, „nicht förderlich“ und lege zu viel lahm.
Abgesehen von diesem Ärger über die Bürokratie staunt mancher Unternehmer über das Scheinwerferlicht, das jetzt der vbw auf Corporate Social Responsibility geworfen hat. All diesen Einsatz für die Gesellschaft „machen wir doch längst“ und ohne große Worte, sagte Karin Zemanek-Münster am Rande der Würzburger Tagung.
Die Inhaberin des Naturkaufhauses in Würzburg ist noch nicht auf der Website „Wirtschaft weiß-blau“ registriert, sieht ihr CSR-Engagement aber vor allem darin, dass ihr Unternehmen Frauenhäuser unterstützt.
Ähnlich setzt sich Nanette Liebler (Coaching, Würzburg) ein: Sie fördert als selbstständige Unternehmerin seit längerem die Würzburger Kindertafel. „Steckt denn nicht in jedem von uns Gutes?“, fragt die Beraterin eher rhetorisch. Insofern sei für sie das, was man CSR nennt, einfach nur das: selbstverständlich.
Richtig dick in CSR involviert ist Brose mit seinen 24 000 Mitarbeitern an 60 Standorten in aller Welt, darunter Würzburg. Am bekanntesten ist die Unterstützung der erfolgreichen Bamberger Bundesliga-Basketballer, was sich gleich im Namen des Vereins spiegelt: Brose Baskets.
Die CSR-Liste des Unternehmens ist freilich viel länger und füllt mehrere Seiten des firmeneigenen Internet-Auftritts. Laut Personalchef Daniel geben zum Beispiel die Auszubildenden bei Brose seit Jahren Spenden an Hilfseinrichtungen wie „Ärzte ohne Grenzen“. Die Azubis in Würzburg unterstützten kürzlich zudem das Blindeninstitut in der Stadt.
Daniel zufolge hat das Unternehmen darüber hinaus eine ausgeklügelte Strategie, wenn es darum geht, für die Mitarbeiter Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Dazu gehöre, dass Brose zum Beispiel bei der Vermittlung von Betreuungsplätzen für Kleinkinder helfe oder dass eine Kinderbetreuung während der Ferien angeboten werde.
„Verantwortung zur Mitgestaltung“ nennt man das bei Brose. Personalchef Daniel sieht den Einsatz für das Gute „sozusagen in den Genen“ der Firma, ist Brose doch trotz seiner Größe ein Familienunternehmen. Da sei der Bezug zu sozialem Handeln nahe.
Was CSR ist
Die englische Bezeichnung Corporate Social Resonsability (CSR) umschreibt all das, was ein Unternehmen freiwillig und übers Kerngeschäft hinaus für Soziales oder Umwelt tut. Das kann sich auch nach innen richten, etwa durch besondere Verantwortung für das Wohl der Mitarbeiter (Familienfreundlichkeit, Gesundheit und ähnliches). CSR steht im Zusammenhang mit nachhaltigem Wirtschaften. Unternehmen fördern damit auch ihre Akzeptanz in der Bevölkerung. Das ist wichtig: „Ohne gesellschaftliche Akzeptanz wird es zu teuer, das Kerngeschäft zu betreiben“, heißt es in einem Positionspapier zu CSR des renommierten Wittenberg-Zentrums für globale Ethik. (Text: aug)