
Das Bundesverfassungsgericht hat am Mittwoch das von der Bundesregierung geplante Heizungsgesetz vorläufig gestoppt. Ein Gesetz, das im Vorfeld für viel Kritik und Unruhe bei jenen gesorgt hat, die ein Haus und damit eine Heizung besitzen. Wie geht es nun weiter? Diese Frage stellen sich nicht nur Betroffene, sondern auch Heizungshandwerker. Antworten gibt Obermeister Werner Rath von der Sanitär- und Heizungsinnung Würzburg. Der 61-Jährige führt einen Betrieb in Rieden (Lkr. Würzburg) und ist davon überzeugt: Heizungsgesetz hin oder her, die herkömmliche Ölheizung hat keine Zukunft mehr.
Werner Rath: Ja, natürlich. Unser Beruf ist innovativ. Wir können mit ihm etwas bewegen und das Klima schützen.
Rath: Das ist richtig. Natürlich kommt die Industrie dieser enormen Nachfrage nicht so schnell nach. Im Bereich der fossilen Brennstoffe hat die Politik viel Verunsicherung geschaffen. Natürlich kommen wir in vielen Dingen hinterher, aber den Markt können wir momentan nicht so stark wie gewünscht bedienen.
Rath: Die letzte Novellierung sieht vor, dass sich die Kommunen bei der Energieplanung Gedanken machen müssen. Das ist der richtige Weg. Gerade für Nah- und Fernwärmenetze, weil man da flexibel ist bei der Frage, welchen Brennstoff man einsetzt. Zum Beispiel die Stadt Würzburg: Sie kann ihren Müll entsorgen und thermisch verwerten oder mit hocheffizienten Gasturbinen Strom erzeugen und die Abwärme ins Wärmenetz geben.
Rath: Ölheizungen sind vor allem im ländlichen Bereich ein Thema. Dieser Kunde sollte nicht nur seinen Heizkessel in Betracht ziehen. Denn er hat ja auch ein Tanklager. Er ist verpflichtet, es ebenfalls instand zu halten oder - je nachdem - zu erneuern. Da muss also eine Vollkostenrechnung gemacht werden. Ich tendiere dazu, eine Alternative zur Ölheizung zu finden. Zum Beispiel in Form einer Flüssiggasheizung.
Rath: Wir alle müssen was tun. Wir sehen ja die Trockenheit und die Hitzeperioden. Mit einem Auto verglichen, hat eine Ölheizung nur einen Gang. Vollgas oder Aus. Man muss bedenken, dass bei dieser Verbrennungsart und mit dieser hohen Leistung zu viel Energieverlust vorhanden ist. Flüssiggas zum Beispiel ist eine Alternative, die von den Kosten her machbar ist.
Rath: Richtig. Aber ich kann das Flüssiggas am Haus ober- oder unterirdisch lagern, ohne den Behälter – wie beim Heizöl – kaufen zu müssen. Ich kann ihn mieten. Außerdem ist die Brennwerttechnik beim Flüssiggas flexibel: Es wird nur so viel Energie erzeugt, wie im Haus benötigt wird. Dahingegen geht der Ölbrenner immer mit 100 Prozent an.
Rath: Im Neubaubereich ja. Aber bei Bestandsbauten muss man sich eine Wärmepumpe sehr, sehr gut überlegen. Denn man muss hier schauen, ob man seinen Energiebedarf mit viel Geld so weit reduzieren kann, dass es Sinn macht. Es ist ja auch nicht unerheblich, dass die Wartung einer Wärmepumpe pro Jahr 500 bis 600 Euro kostet.
Rath: Da herrscht durchaus Ernüchterung. Hier auf dem Land war oft zu beobachten, dass die Leute sagen: Ich baue mir jetzt noch schnell einen neuen Ölkessel ein, dann habe ich für die nächsten 20 Jahre meine Ruhe. Es kommt hinzu, dass man für eine Wärmepumpe erst einmal sein Haus energetisch sanieren muss. Fenster, Fassade, Dach – da kommen Kosten zusammen, die sich die wenigsten direkt leisten können.
Rath: Diese Haltung ist wirklich sehr weit verbreitet.
Rath: Überhaupt nicht. Denn dann tut man nichts für die Umwelt. Herr Habeck (Bundesklimaminister Robert Habeck von den Grünen, Anm. der Red.) hat ja nicht Unrecht. Mit der Brechstange geht es aber auch nicht. Die Politik nimmt die Menschen in den Bestandsgebäuden nicht mit. Daher kommt diese Resignation.
Rath: Sie sollten zu ihrem Heizungsbauer gehen. Unsere Innungsbetriebe sind in der Lage, individuell zu ermitteln, welche Schritte die richtigen sind. Da stecken Fragen drin wie: Wie viel Platz herrscht in dem Haus? Gibt es die Möglichkeit, ein kleines Wärmenetz mit der Nachbarschaft zu bauen? Man muss von dem Gedanken wegkommen, dass jeder seine eigene Lösung hat. Es hat ja auch nicht jeder seine eigene Kläranlage, seinen eigenen Brunnen oder seine eigene Stromerzeugung. Es muss in Richtung Gemeinschaft gehen. Das funktioniert auch in den Städten.
Rath: Das ist ja nicht unvernünftig. Unsere Innungsbetriebe bilden sich ständig fort und tauschen sich permanent aus. Wir können wirklich Informationen nach außen geben, die aktuell sind. Wir stehen mit Energieversorgern wie zum Beispiel den Stadtwerken Würzburg in enger Verbindung.