Erdgas ist hierzulande wegen des Krieges in der Ukraine teuer geworden, die Angst vor kalten Wohnungen im Winter steigt. Übersehen wird in den Debatten oft eine Energiequelle, die zum Heizen ebenfalls geeignet ist: Flüssiggas.
Dieses vor Ort in Tanks gespeicherte Gas wird in Deutschland in 650.000 Wohnungen verwendet. Das sind zwar nur 1,6 Prozent aller Haushalte, doch gerade auf dem Land und fernab von Erdgasleitungen ist Flüssiggas als Alternative zu Öl und Erdgas gängig.
Wie der Deutsche Verband Flüssiggas (DVFG) in Berlin mitteilt, hat Liquefied Petroleum Gas (LPG) derzeit einen besonderen Vorteil: Die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage gelte nicht für Flüssiggas. Kunden müssten diesen Aufschlag auf den Erdgaspreis also nicht bezahlen.
Weil die Versorgung mit Erdgas in den vergangenen Wochen so unsicher geworden ist, rückt Flüssiggas auch in Unterfranken ins Blickfeld von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Geschäftsführer Jürgen Zöller vom Fachhändler Tega in Würzburg spricht von einer "starken Nachfrage". Er erwarte, dass in den nächsten Monaten weitere Kunden von Heizöl oder Erdgas auf Flüssiggas umsteigen wollen.
Völlig losgelöst vom allgemeinen Preisanstieg bei Energie ist freilich auch LPG nicht. Wie Tega auf Anfrage mitteilt, sind die Marktpreise für Flüssiggas von Anfang 2017 bis heute um 64 Prozent gestiegen. Lohnt sich für Haushalte also ein Umstieg? Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um LPG.
Inwiefern ist Flüssiggas gegenüber Erdgas oder Erdöl eine Alternative beim Heizen?
LPG wird wie Heizöl per Lastwagen angeliefert und vor Ort in Tanks gepumpt. Es ist also unabhängig vom Erdgas-Leitungsnetz und vom Gasgeschäft mit Russland. Das Flüssiggas für Haushalte ist nicht zu verwechseln mit verflüssigtem Erdgas (LNG) und besteht im Wesentlichen aus Propan und Butan. Es kann in der Küche auch für einen Gasherd verwendet werden.
Flüssiggas ist unter anderem in Raffinerien ein Nebenprodukt bei der Verarbeitung von Rohöl. Insofern hängt LPG unmittelbar mit diesem fossilen Energieträger zusammen. Laut DVFG entstehen beim Verbrennen von Flüssiggas 15 Prozent weniger Kohlendioxid als beim Heizöl. Zudem sei der Brennwert deutlich höher als bei Erdgas und Erdöl.
Wie viel kostet Flüssiggas im Moment?
In Mainfranken zahlt man laut Vergleichsportal Flüssiggas1.de 90 Cent pro Liter bei einer Abnahmemenge bis 3000 Liter, inklusive Umsatzsteuer. Der bundesweite Durchschnitt beträgt ungefähr 91 Cent.
Dieser Preis sinkt in der Tendenz seit Monaten: Im März lag er dem Portal zufolge bei knapp 150 Cent pro Liter. Verhältnismäßig teuer ist Flüssiggas aber immer noch: Vor genau einem Jahr kostete der Liter etwa 60 Cent.
Wie schnell können Privathaushalte jetzt auf Flüssiggas umsteigen und wie viel kostet das?
Wer umsteigen will, muss laut Tega-Geschäftsführer Jürgen Zöller erst einmal prüfen lassen, ob die Heizanlage und die Leitungen im Haus für Flüssiggas geeignet sind oder umgerüstet werden können. Wichtig sei auch, dass vor allem für den Gastank genügend Platz vorhanden ist.
Stimmen die Voraussetzungen, könne ein Fachbetrieb die Umrüstung auf Flüssiggas "innerhalb einer Arbeitswoche" vornehmen, sagt Zöller. Die Kosten dafür seien von Fall zu Fall unterschiedlich. Allerdings: Handwerker sind seit Wochen ausgelastet und schlecht zu bekommen.
Welche Regeln gelten bei den Tanks für Flüssiggas?
Nach Zöllers Darstellung können Tanks im Freien sowohl oberirdisch, als auch unterirdisch installiert werden. Im Haus sei das unter Einhaltung diverser Sicherheitsbestimmungen grundsätzlich auch möglich.
Unter Umständen braucht es für den Tank eine Baugenehmigung. Die gängigsten Typen haben dem Tega-Chef zufolge ein Leergewicht zwischen 640 und 1170 Kilo, eine Füllmenge von 2300 bis 5440 Liter und eine Länge zwischen 2,5 und 5,5 Metern. Wer den Tank oberirdisch im Garten aufstellen will, brauche dafür einen ebenen Untergrund und zum Beispiel eine Betonplatte als Standfläche.
Was bei der Platzierung des Gastanks zu beachten sei: Die Tankwagen müssen relativ nah heranfahren können, die Schläuche sind maximal 30 Meter lang. Die Behälter müssen laut DVFG von außen alle zwei und von innen alle zehn Jahre von zugelassenen Organisationen wie TÜV oder Dekra kostenpflichtig geprüft werden. Für die Rohre vom Tank ins Haus gelte Ähnliches.
Welche Kosten sind mit den Flüssiggas-Tanks verbunden?
Die Miet- und Wartungskosten für einen Tank liegen nach Tega-Angaben bei 10 Euro pro Monat und mehr – je nach Größe des Behälters. Für Anlieferung und Montage "sollte man mit circa 500 Euro rechnen", sagt Geschäftsführer Zöller.
Wer einen oberirdischen Tank kaufen will, muss nach Angaben von Flüssiggas1.de je nach Größe zwischen 2500 und 4100 Euro aufbringen. Unterirdische Tanks kosten wegen der Isolierung mehr: zwischen 3200 und 4900 Euro.
Kann man Flüssiggas mit anderer Heizenergie wie etwa Solarthermie koppeln?
Ja, sagt Tega-Chef Zöller. Sowohl Heizwärme aus Sonnenenergie (Solarthermie) als auch Gaswärmepumpen oder Blockheizkraftwerke in Wohnhäusern seien mit einer Flüssiggas-Anlage kombinierbar. Auch eine Holzheizung ist laut dem Portal Dein-Heizungsbauer.de, bei dem nach eigenen Angaben 4500 Fachbetriebe in Deutschland gelistet sind, möglich.
Wie gefährlich ist Flüssiggas?
Vielleicht erinnern sich noch manche: Im September 2006 explodierte in Lehrberg bei Ansbach wegen eines Monteur-Fehlers ein Flüssiggastank. Fünf Menschen starben, es gab mehrere Verletzte, die Ortsmitte wurde zum Trümmerfeld.
Solche Unglücke wollen die Autoren von Dein-Heizungsbauer.de natürlich nicht in den Vordergrund stellen. Sie schreiben auf ihrer Webseite: Flüssiggas-Anlagen seien grundsätzlich nicht gefährlicher als andere Heizsysteme. Wer die Anlage ordnungsgemäß betreibe und regelmäßig warten lasse, gehe kein Risiko ein.
Tega-Chef Zöller weist darauf hin, dass Flüssiggas ebenso wie Erdgas mit einem Geruchsstoff versetzt werde, der im Notfall schon in geringen Konzentrationen wahrnehmbar sei. Das Befüllen der Gastanks werde nur von geschultem Fachpersonal ausgeführt.
Nur bei Kauf des Tanks darf der Betreiber am freien Markt tanken.
Bei Miettanks ist man verpflichtet , beim Vermieter zu tanken und das ist/war immer wesentlich teurer.
Ich habe meinen Flüssiggasttank von Tyzca seinerzeit gemietet und dann abgelöst. Auch das Abholen kostet das Doppelte vom Bringen, das kommunizieren die aber nicht so, wie man es erwarten würde.
Miettanks sind ein Geschäft für die Vermieter.
Ich zahle bei meinem Miettank 5 Cent mehr pro Liter als mein Nachbar mit eigenem Tank.
Mit Miete für den Tank habe ich für unser Einfamilienhaus im Jahr ca. 1000 Euro bisher gehabt. Verbrauch pro Jahr 1450 Liter.
Noch eine Kleinigkeit zur Erinnerung: DDR-AKWs wie in Lubmin konnten nicht zuletzt deshalb so günstig Strom produzieren, weil die Russen die abgebrannten Brennelemente auch wieder zurücknahmen. Damit ist es jetzt wohl vorbei. Uns sind nur die Folgekosten geblieben: Allein in Lubmin inzwischen mehr als 4 Milliarden Euro für den Rückbau!
Im Ernst: Eingegrabene Tanks haben einen Aufsatz, der aus der Erde ragt. Der wird auf jeden Fall von außen geprüft.
Jürgen Haug-Peichl
Regionalredaktion
Main-Post
97084 Würzburg