
Lassen Sie Ihre Heizung rechtzeitig vor dem Winter checken, damit sie energiesparend funktioniert: Diesen Tipp hört man Jahr für Jahr. Mit Blick auf die aktuelle Energie-Krise erscheint er sinnvoller denn je. Das hat dem Heizungshandwerk heuer jede Menge zusätzlicher Aufträge beschert. Mit der Folge, dass Fachbetriebe ausgelastet sind und im Moment dort Termine kaum oder gar nicht zu bekommen sind.
Aus Sicht von Josef Bock von der Innung für Spengler-, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) Schweinfurt/Main-Rhön hat sich die Lage schon deshalb verschärft, weil bislang in manchen Haushalten der Check der Heizung offenbar vernachlässigt worden ist – was die Arbeit für die Handwerkerinnen und Handwerkern nun schwieriger mache. Der 62 Jahre alte Geschäftsstellenleiter der SHK-Innung zeigt, wie die Lage ist und wie die Kundschaft nun reagieren sollte.

Josef Bock: Es ist für die Betriebe wirklich nicht einfach. Es geht nicht schneller. Manche ziehen schon Gruppen auseinander, so dass zum Beispiel auf der Baustelle nicht drei Mitarbeiter sind, sondern nur zwei – der dritte macht die Wartungen.
Bock: Heizungsaustausch. Und Wartungen. Zu den Fällen, die es um diese Zeit schon immer gegeben hat, kommen nun viele neue hinzu. Da geht es dann manchmal nicht um eine Stunde Wartung, sondern zum Teil um vier oder fünf. Das haut dann den Zeitplan des Handwerkers durcheinander.
Bock: Er weiß nicht, was ihn erwartet, wenn eine Heizung zehn Jahre lang nicht gewartet worden ist. Es gab Fälle, da war der Brennraum zugerußt. Da blieb nur noch ein zehn Zentimeter großes Loch. Das merkt der Kunde natürlich nicht, hat aber in diesen zehn Jahren tausende Liter Heizöl verballert. Bei solchen Fällen hat der Handwerker viel Mehrarbeit und benötigt Ersatzteile. Und dann muss er schauen, wie er das alles wieder hinbekommt. Das braucht dann eben schon mal vier Stunden oder so. Das nervt den Kunden, der sagt: Erst spricht man von einer Stunde Wartung, jetzt sind es drei oder vier. Das kostet plötzlich 350 Euro. Plus Ersatzteile sind es dann mitunter 600 Euro. In der Hälfte der Fälle geht es um Heizkessel, die fünf oder sechs Jahre lang nicht gewartet wurden. Eine Katastrophe.
Bock: Da haben Sie vollkommen Recht. Wir versuchen immer wieder, unsere Handwerker darauf hinzuweisen, der Kundschaft wenigstens eine Rückmeldung zu geben. Und wenn es erst zwei Tage später ist. Andererseits muss man als Kunde auch Geduld haben. Manche plärren immer gleich ins Telefon – das kann es natürlich auch nicht sein.
Bock: Da tut sich jetzt schon was im Neubaubereich. Viele junge Leute ziehen ihr Vorhaben zurück und verkaufen ihre Bauplätze wieder, weil alles nicht mehr finanzierbar ist. Dadurch fallen natürlich Arbeiten für die Handwerker weg und sie können sich wieder mehr auf Sanierung oder Wartung von Heizungen konzentrieren.
Bock: Ich muss klipp und klar sagen: Wir werden es heuer nicht schaffen, alle Kunden zu bedienen, die eine Wartung wollen. Wenn unsere Leute früh um sieben schon auf der Matte stehen, bis abends um zehn bei den Kunden sein sollen und auch noch Notdienste fahren müssten, dann verheizen wir sie regelrecht. Das kann nicht sein. Wir haben jetzt schon das Problem, dass wir Leute an die Industrie verlieren, wo 35 Stunden pro Woche gearbeitet wird und wo es geregelte Arbeitszeit gibt.
Bock: Viele Kunden denken immer: Die Wartung muss im Herbst gemacht werden. Das ist völlig falsch. Man kann die Heizung genauso auch im Sommer einstellen. So vorzugehen, würde die Situation entzerren.
Bock: Nicht jede Firma bietet einen Notdienst an. Oft, weil einfach die Leute dafür fehlen. Ich kenne aber keinen Fall, bei dem ein Notdienst nicht ausgeführt wurde. Man muss aber auch sehen, dass manchmal Leute den Notdienst anrufen, weil der Wasserhahn tropft. Was hat das mit Notdienst zu tun? Nur, wenn eine Heizung auf Störung oder kalt ist, dann sollte man anrufen. Es kam auch schon vor, dass wir auf Notdienst raus sind – und dann stellte sich beim Kunden heraus, dass der Öltank leer war.
Bock: Gute Frage. Wir haben in der Innung in der Tat schon mal daran gedacht, einen eigenen Notdienst einzurichten. Da stellte sich aber die Frage: Wer bezahlt das? Wir werden uns aber trotzdem mit dem Thema noch einmal auseinandersetzen. Vielleicht gibt es ja irgendeine Förderung.
Bock: Ich kann nicht sagen, dass es nicht teurer geworden ist. (Lacht.) Es ist teurer geworden wegen der Ersatzteile wie Wärmepumpen oder Teile aus China. Stahl muss auch teurer eingekauft werden. Die Wartung einer klassischen Ölheizung liegt irgendwo zwischen 150 und 200 Euro. Ich habe noch von keinem Handwerker gehört, der allein wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs die Preise für Wartung nach oben gesetzt hat. Bei Neuanlagen ist das natürlich anders. Wärmepumpen zum Beispiel sind um 20 Prozent teurer geworden. Hinzu kommen die Wartezeiten und die Frage, ob man überhaupt Material bekommt.
Bock: Ich habe wirklich Angst, dass viele im Kalten sitzen werden, weil ihre Heizungen nicht gewartet wurden – aus welchen Gründen auch immer. Wir bereiten uns schon mit Elektro-Zusatzheizungen vor. Für Fälle, wenn zum Beispiel eine Heizung nicht mehr zu reparieren ist.
P.S. Förderung für Notdienst durch Innung? Netter Versuch! aber sehr unreal
Es geht um Wartungstermine - da läuft die Heizung - die nicht alle erfüllt werden können. Da wird es auch nicht kalt.
Notfälle - Ausfall Heizung - haben Priorität.