In Mainfranken lässt es sich gut leben und arbeiten – und das muss der Rest der Welt wissen: Mit diesem Ansatz gründeten Kommunen, Wirtschaftskammern und Hochschulen vor fast genau 25 Jahren die Marketing-Initiative "Chancenregion Mainfranken", die 2011 in die "Region Mainfranken GmbH" mündete.
Die Gesellschaft agiert eher im Stillen, sieht man von einigen öffentlichen Veranstaltungen ab. Geschäftsführerin Åsa Petersson indes gibt sich selbstbewusst: Wer nicht für seine Sache trommelt, werde nicht gehört. Die 58-Jährige zeigt im Interview, was 25 Jahre Regionalmarketing für Mainfranken gebracht haben und auf was es heute ankommt.
Åsa Petersson: Wir sorgen dafür, dass die Region innovativ bleibt und dass wir genügend Fachkräfte haben.
Petersson: Das braucht jede Region, weil der Wettbewerb um die Ansiedlung von Unternehmen, Investoren, Fördermittel und Fachkräfte nicht nur national, sondern international ist.
Petersson: Wir machen seit 2016 mit Arbeitgebern in der Region eine große Fachkräfteoffensive. Wir gehen gemeinsam auf Zielgruppen innerhalb und außerhalb von Mainfranken zu. In Mainfranken sind das hauptsächlich Studierende. Da gibt es bei 38.000 Studierenden ein Riesenpotenzial. Einen besonderen Fokus legen wir auf die internationalen Studierenden in Schweinfurt. Wir bieten diesen jungen Leuten Touren an, gehen zu Unternehmen. So lernen sie Mittelständler in der Region kennen. Die Zielgruppen außerhalb von Mainfranken erreichen wir nicht nur über Social Media und Internet-Werbung, sondern wir gehen auch auf Jobmessen in Deutschland.
Petersson: Das ist leider schwer messbar. Wenn wir diese Touren zu den Unternehmen machen, fragen wir gleich auf dem Heimweg, wer es sich vorstellen könnte, zu bleiben. Da liegt der Schnitt bei neun von zehn. Bei der letztendlichen Entscheidung spielen dann natürlich noch sehr persönliche Faktoren mit rein. Wenn man die internationalen Studierenden an der Technischen Hochschule in Schweinfurt fragt, dann wollen 85 Prozent hierbleiben. Man muss bedenken: Das ist ja für sie noch ein fremdes Land. Wir haben im Dezember außerdem eine große Umfrage an der Technischen Hochschule in Würzburg gemacht unter 1000 Studierenden. Da lag die Bereitschaft zum Bleiben bei 80 Prozent. Es ist also eine Aufgabe, die Jobs und Firmen in der Region sichtbar zu machen. Auch und gerade im ländlichen Raum.
Petersson: Wir haben jetzt eine Umfrage unter kleinen und mittelständischen Unternehmen gemacht und wollten wissen: Mit welchen Netzwerkpartnern arbeiten sie im Bereich Technologietransfer und Fachkräftesicherung am ehesten zusammen? An erster Stelle landete die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt, an zweiter Stelle schon die Region Mainfranken GmbH.
Petersson: Es ist schwer, hier ein Thema zu nennen. Ich finde, dass gerade die Bindung der Unternehmen an uns und die Inanspruchnahme unserer Dienstleistungen vielleicht die größten Errungenschaften sind. Weil wir da ziemlich von null angefangen haben. Die Netzwerke, die wir aufgebaut haben, bestehen aus jeweils 30 bis 40 Unternehmen. Das Ziel muss sein, dass diese Netzwerke weiterhin wachsen.
Petersson: Nein, ich finde das herrlich selbstbewusst zu sagen: Wir sind ein eigenständiger Wirtschaftsraum. Ich sehe natürlich den Bedarf, sich weiterhin mit den beiden Metropolregionen und den Entscheidungsträgern in München zu vernetzen. Wir werden immer wieder gefragt, warum wir nicht in den Metropolregionen Frankfurt oder Nürnberg aufgehen wollen.
Petersson: Anders als Aschaffenburg, das sehr nah an Frankfurt liegt, sind wir weit genug weg, um einen eigenen Wirtschaftsraum rechtfertigen zu können. Außerdem gibt es den Main, das Bistum, das Mainfranken Theater als Theater für die gesamte Region oder Traditionen wie den heiligen Berg der Franken in der Rhön – das alles schafft eine eigene Verbundenheit. Wenn man bei Google das Wort Mainfranken eingibt, bekommt man über eine Million Treffer. Mainfranken ist kein Kunstbegriff.
Petersson: Aktuell ist die Sicherung der Energieversorgung das dominierende Thema neben der Fachkräftesicherung. Deshalb fände ich es toll, wenn man auf regionaler Ebene schaut, wo man zusammenarbeiten kann. Es gibt erste Ansätze – zum Beispiel beim Thema Wasserstoff. Hinzu kommt, dass vor einem gewaltigen Strukturwandel stehen. Die Digitalisierung wird dafür sorgen, dass Arbeitsplätze wegfallen und neue dazukommen. Es geht bei der Fachkräftesicherung nicht nur darum, Leute von außen zu holen. Vielmehr müssen auch die bestehenden Fachkräfte zu Experten und Spezialisten in den sich ändernden Berufen ausgebildet werden.
Petersson: Es gibt in Deutschland acht solcher Regiopolregionen. Sie zeichnen sich aus durch eine gewisse Konzentration an Versorgungsangeboten fürs Umland, an Messewesen, an Hochschulen. Es gibt in Bayern drei Regionalzentren: Regensburg, Ingolstadt und Würzburg. Würzburg hat sich dann dazu entschieden, nicht allein ein Regionalzentrum sein zu wollen, sondern im Tandem mit Schweinfurt und mit allen sieben Landkreisen in Mainfranken eine Regiopolregion zu bilden. Weil wir meinen, dass es dafür eine höhere Förderquote geben muss.
Petersson: Ja.
Petersson: Ich bin mir sicher, dass zum Beispiel deswegen das Mainfranken Theater in Würzburg ein Staatstheater geworden ist. Als Regiopolregion spielen wir in einer anderen Liga. Regensburg und Ingolstadt sind vergleichbare Städte, die eine sehr hohe Verflechtung mit dem Umland haben – wie Würzburg. Die Besonderheit hier ist aber die Kombination Würzburg-Schweinfurt. Wir haben in der Region Mainfranken GmbH den Rat der Regionen als eine Art Regionalparlament. Wenn wir da Resolutionen verabschieden oder Unterstützungsschreiben verschicken, verwenden wir den Begriff Regiopolregion. Der Begriff Regiopolregion ist ein wichtiges Signal: Wir stehen zusammen.
Petersson: Im Wettbewerb der Regionen müssen wir immer stattfinden. Wer nicht stattfindet, wird nicht berücksichtigt. Es geht um Sichtbarkeit. Wir sind eine regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft geworden. Das waren wir nicht von Anfang an. Damals war der Gesellschaftervertrag recht offen formuliert. Es hieß mal: Wir können auch ein bisschen Tourismus machen, oder ein bisschen Kultur. Es war schwierig, allen Wünschen gerecht zu werden. Nach dem 2020 abgeschlossenen Strategieprozess wissen wir genau, was von uns erwartet wird.
Petersson: Die Lebensfreude. Es ist für mich eine Ehre, die Region zu repräsentieren.