Die Preise für die meisten Lebensmittel steigen und steigen. Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik betrug der Anstieg im September 18,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die höhere Inflationsrate schmälert die Kaufkraft, Kundinnen und Kunden erhalten für einen Euro weniger. Anders gesagt: Sie können sich weniger leisten. Was die abstrakten Zahlen im Alltag konkret bedeuten, lässt sich am Beispiel verschiedener Gerichte aufzeigen.
Um den sogenannten Verbraucherpreisindex zu berechnen, verwenden die Statistikämter des Bundes und der Länder einen "Warenkorb" mit Produkten und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten in Deutschland häufig gekauft werden. Auch die Preise von verschiedenen Lebensmittel in Bayern werden dafür erfasst und mit den Preisen im Vorjahresmonat verglichen. Die folgenden sechs Beispiele zeigen, wie sich der Preis der Zutaten für beliebte Gerichte im September 2022 innerhalb eines Jahres verändert hat.
1. Blaue Zipfel: Brot und Bratwurst wurden teurer
Die Inflation macht auch vor den Blauen Zipfeln, dem Klassiker der fränkischen Küche, nicht halt. Bei der im Essigsud gegarten Bratwurst verzeichnet die Beilage die höchste Teuerungsrate: das Brot mit 22 Prozent. Nur beim Wein blieb die Inflationsrate einstellig.
2. Spaghetti Bolognese: Preise für Tomaten sind gesunken
Während Nudeln und Hackfleisch in diesem September deutlich teurer waren als noch vor einem Jahr, ging der Tomatenpreis zurück. Da dem Bayerischen Landesamt für Statistik keine Inflationsrate für Tomatensauce vorliegt, sind hier die Preise für frische Tomaten angeführt. "Die intensive Sonneneinstrahlung in diesem Sommer beflügelte die Reife der Tomaten", sagt Marktanalyst Thomas Els von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI). Das zeitweise sehr hohe Angebot habe den Preis gedrückt. Doch die vorläufigen Zahlen für Oktober lassen Els zufolge schon erahnen, dass die Preise für frische Tomaten im Oktober voraussichtlich über dem Vorjahresniveau liegen werden.
3. Fränkisches Schäufele: Schweinebraten wurde teurer
Für das fränkische Schäufele wird das rohe Schulterstück mit Knochen und Schwarte in einem Bräter geschmort. Auch etwas Bier in der Soße darf nicht fehlen. Die Preise für Schweinefleisch sind im Vergleich zum Vorjahresseptember kräftig gestiegen. Betrachtet man alle Fleischwaren, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher in Bayern dem Statistischen Landesamt zufolge in diesem Jahr 20,1 Prozent höhere Preise zahlen.
4. Döner: Preis für Gurken ist extrem gestiegen
Spürbar nach oben entwickeln sie sich die Preise für Gemüse mit einem Plus von 17,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zubereitung des Döners werden die meisten wohl dem Imbiss um die Ecke überlassen. Doch das Beispiel des gefüllten Fladenbrotes zeigt deutlich, wie stark sich die Inflationsraten von Produkt zu Produkt unterscheiden. Vor allem die Gurken stechen mit 53,9 Prozent deutlich heraus.
5. Schnitzel Wiener Art: Teures Sonnenblumenöl durch Krieg in der Ukraine
Das originale Wiener Schnitzel ist aus Kalbfleisch. Der Preis dafür stieg um 10,1 Prozent. Für das Schnitzel Wiener Art wird Schweinefleisch verwendet, das ebenfalls teurer wurde. Wer beim Braten in der eigenen Küche zum Sonnenblumenöl greift, muss über 65 Prozent jetzt mehr bezahlen als im vergangenen Jahr. Nach Angaben der Europäischen Kommission war die Ukraine bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs der weltweit wichtigste Exporteur von Sonnenblumenöl. Die Einfuhren aus dem osteuropäischen Land sind eingebrochen, in Deutschland und anderen Ländern stiegen deshalb die Preise.
6. Fränkisches Hochzeitsessen: Nudel-Preis stieg enorm an
Beim fränkischen Hochzeitsessen wird Tafelspitz verwendet, der hier unter Rinderlende aufgeführt wird. Und auch die Nudeln wurden erheblich teurer. Preiselbeeren dürfen bei dem Klassiker nicht fehlen, werden aber statistisch nicht erfasst.
Hinsichtlich der Inflation sind die Prognosen des Internationale Währungsfonds (IWF) verhalten. "Für die Jahre 2023 und 2024 wird eine Abkühlung der Inflation erwartet", heißt es zwar in einem jüngst veröffentlichten Bericht der Organisation. Für das kommende Jahr rechnet der IWF in den Industriestaaten aber weiter mit einer Teuerungsrate von im Schnitt 4,4 Prozent. Die Verbraucherpreise könnten also längerfristig hoch bleiben.