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Alles so teuer wie nie? So hoch ist Bayerns Inflationsrate jetzt im Vergleich zu früher
Die Preise steigen und steigen in rekordverdächtige Höhen. Ein Blick zurück zeigt, wie Inflation und Energiepreise zusammenhängen. Was heißt das für die Zukunft?
'Benzin ausverkauft' - viele Tankstellen in der Bundesrepublik mussten aufgrund von Benzinmangel im November 1973 am  letzten sogenannten Autofahrer-Sonntag schließen, wie dieses Bild aus Stuttgart zeigt.
Foto: Lutz Rauschnick, dpa | "Benzin ausverkauft" - viele Tankstellen in der Bundesrepublik mussten aufgrund von Benzinmangel im November 1973 am  letzten sogenannten Autofahrer-Sonntag schließen, wie dieses Bild aus Stuttgart zeigt.
Jonas Keck
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:59 Uhr

Verbraucherinnen und Verbraucher mussten auch in diesem Juni deutlich tiefer in die Tasche greifen als zwölf Monate zuvor. Die Preise in Bayern stiegen im Vergleich zum Juni 2021 um 7,9 Prozent und blieben somit auf hohem Niveau. Noch höher war die Inflationsrate im Mai mit 8,1 Prozent – der Höchstwert im ersten Halbjahr 2022.

Auf einem ähnlichen Niveau bewegte sich die Inflationsrate in Bayern zuletzt Mitte der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre. Auch damals hing die Inflation eng mit dem Energiepreis zusammen. Eindrucksvoll zeigt der Blick auf die monatlichen Inflationsraten in Bayern seit 1972, wie sich weltpolitische Ereignisse auf Preise in Bayern auswirken:

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Dr. Sara Bleninger, Sachgebietsleiterin für "Preise, Löhne und Gehälter" beim Bayerischen Landesamt für Statistik, ordnet die aktuelle Entwicklung historisch ein. Betrachtet man die vergangenen 50 Jahre, erreichte die Inflationsrate in Bayern im Dezember 1973 mit einem Wert von 8,2 Prozent ihren höchsten Stand. Im Oktober 1973 war es zur ersten Ölpreiskrise gekommen, ausgelöst durch den Jom-Kippur-Krieg. Die Organisation der arabischen Erdöl-exportierenden Staaten (OAPEC) drosselte damals bewusst die Fördermengen um etwa fünf Prozent. Ihr Ziel: die westlichen Länder angesichts ihrer Unterstützung Israels unter Druck zu setzen.

Ohne Energie stotterte der Wirtschaftsmotor

"Im Oktober 1981 erreichte die Inflationsrate im Zuge der zweiten Ölpreiskrise einen Höchststand von 7,7 Prozent", sagt Expertin Sara Bleninger. Auslöser der Krise seien im Wesentlichen Förderungsausfälle gewesen sowie Verunsicherung nach der Islamischen Revolution im Iran und dem folgenden Angriff des Iraks auf den Iran, auch als Erster Golfkrieg bezeichnet.

Wegen der Ölkrise wurde November 1973 ein sonntägliches Fahrverbot verhängt. Für Pferdedroschken galt das nicht, wie dieses Bild aus Bonn zeigt.
Foto: Peter Popp, dpa | Wegen der Ölkrise wurde November 1973 ein sonntägliches Fahrverbot verhängt. Für Pferdedroschken galt das nicht, wie dieses Bild aus Bonn zeigt.

Rund zehn Jahre später stiegen die Verbraucherpreise erneut. "Relativ hohe Inflationsraten gab es auch in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre", sagt Bleninger. "Auch damals stieg zuvor der Rohölpreis – ausgelöst durch den zweiten Golfkrieg 1990/1991." Einen großen Einfluss habe zu dieser Zeit aber auch die deutsche Wiedervereinigung gehabt. Vor allem im Osten Deutschlands habe sie zu einem Nachfrageschub insbesondere nach Konsumgütern geführt, einhergehend mit rasch steigenden Löhnen und Preisen.

Auch die "Achterbahnfahrt" der Inflationsrate während und nach der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 sieht man in der Grafik deutlich. Allerdings sind die Ausschläge geringer als in den Krisen der vorherigen Jahrzehnte.

Für die erste Zeit der Corona-Krise lässt sich der Statistikerin zufolge keine Phase des Preisanstiegs feststellen. In der zweiten Hälfte des Corona-Jahres 2020 zeigen sich niedrige, sogar negative Inflationsraten. "Die temporäre Mehrwertsteuersenkung und die damals sehr niedrigen Energiepreise dämpften das Preisniveau", erklärt die Expertin. Seit Januar 2021 steigt die Inflationsrate wieder – auch in Bayern. Das sei auf die Mehrwertsteuersenkung zurückzuführen, die Ende 2020 ausgelaufen war. Außerdem wurde zum 1. Januar 2021 in Deutschland eine CO₂-Steuer neu eingeführt, sagt Bleninger.

Warum man den Basiseffekt kennen sollte

Ab Juli 2021 lasse sich sich die dynamische Entwicklung dann – zumindest zum Teil – mit dem Basiseffekt der Mehrwertsteuersenkung im Vorjahr erklären, der die Preissteigerungen "im zweiten Halbjahr 2021 höher erscheinen ließ, als sie tatsächlich waren", so Bleningers Einordnung. Dieses statistische Phänomen des Basiseffekts müsse man beim Vergleich von Änderungsraten berücksichtigen.

Ein Beispiel: Die Inflationsrate für Kraftstoffe stieg im Mai 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 27 Prozent an. Das klingt drastisch. Doch bei der Interpretation der Zahl müsse berücksichtigt werden, dass der Kraftstoffpreis im Jahr 2020 extrem niedrig war, erklärt Bleninger. Vergleicht man die Inflationsraten bei Kraftstoffen von Mai 2019 und Mai 2021 beläuft sich die Preissteigerung nur auf etwa 1 Prozent.

Erst mit dem Jahreswechsel 2022 (und dem Ende der Mehrwertsteuersenkung) zeigte sich, dass die Inflation selbst ohne Basiseffekt weiter ansteigt. Im März 2022 erreichte sie mit 7,8 Prozent eine Höhe wie seit 50 Jahren nicht mehr erreicht. Dieser Wert wurde im Mai mit einer Inflationsrate von 8,1 Prozent nochmals übertroffen. "Insgesamt entwickelt sich die Inflationsrate seit Januar 2021 mit einer Dynamik, wie sie seit den 1980er-Jahren nicht mehr beobachtet werden konnte", sagt Bleninger. Die ab Mitte 2021 stark steigenden Energiepreise seien maßgeblich daran beteiligt. Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine habe sich diese Entwicklung ab Februar 2022 noch einmal beschleunigt.

Unkalkulierbare Faktoren machen eine Prognose unmöglich

Wie werden sich die Verbraucherpreise und damit auch die Inflationsrate in Bayern in Zukunft entwickeln? Darauf kann das Landesamt für Statistik keine Antwort geben. Es gebe es zu viele unkalkulierbare Faktoren, die die Entwicklung der Preise beeinflussen, erklärt Sara Bleninger. "Was man allerdings sagen kann, ist, dass der Energiemarkt mit entscheidend sein wird für den weiteren Verlauf der Inflation in Bayern..

 
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