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Würzburg
Würzburgs Kämmerer Scheller: In diesen vier Bereichen treffen Energiekrise und Inflation die Stadt besonders hart
Wie wird die Stadt Würzburg von Preissteigerung und Energiekrise getroffen? Stadtkämmerer Robert Scheller erklärt, wo künftig gespart wird.
Kämmerer Robert Scheller ist seit 2014 Kämmerer der Stadt Würzburg. 
Foto: Daniel Peter | Kämmerer Robert Scheller ist seit 2014 Kämmerer der Stadt Würzburg. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:18 Uhr

Wie jeder private Haushalt wird auch der von der Stadt Würzburg durch die Energiekrise und Preissteigerungen getroffen. Wie groß die Auswirkungen für den rund 600 Millionen Euro schweren Etat sind und wo die Stadt sparen muss, hat die Redaktion den Herrn des städtischen Haushalts, Kämmerer Robert Scheller, gefragt.

Alle ächzen wegen steigender Energiepreise. Sie auch?

Robert Scheller: Den Haushalt für das nächste Jahr aufzustellen, wird auf jeden Fall eine riesige Herausforderung werden. Denn die steigenden Preise treffen uns unmittelbar bei unseren eigenen Kosten für Gas, Strom und Fernwärme in unseren Gebäuden sowie für die Straßenbeleuchtung. Heuer geben wir rund 5,4 Millionen Euro dafür aus. Nächstes Jahr rechnen wir mit 9,8 Millionen Euro. 

Und mittelbar? 

Scheller: Wir zahlen Unterkunftskosten von beispielsweise Arbeitslosengeld II-Empfängern und die steigenden Nebenkosten führen zu steigenden Verpflichtungen (Anmerkung der Redaktion: Der Bund übernimmt nur einen Teil dieser Ausgaben der Kommunen.) Das gleiche gilt für die Betriebskostenzuschüsse, die wir Vereinen, kulturellen oder sozialen Einrichtungen zahlen. Hier gibt es Forderungen nach mehr Unterstützung, damit die steigenden Kosten gedeckt werden können.

Inwieweit hilft das dritte Entlastungspaket der Bundesregierung mit der Gaspreisbremse der Stadt?

Scheller: Ob die Energiekosten der Kommunen von diesen Entlastungen profitieren, ist noch nicht klar. Der Deutsche Städtetag fordert das zwar, aber konkret geklärt scheint das noch nicht. Aber auch in welchem Umfang Vereine und Einrichtungen oder Bürgerinnen und Bürger durch die 200 Milliarden Euro in den nächsten zwei Jahren entlastet werden, ist schwer kalkulierbar.

Wie hoch ist denn der Anteil der unmittelbaren Energiekosten im Verhältnis? Angesichts von rund 175 Millionen Euro im Jahr für Personalkosten klingen 4,4 Millionen Euro mehr Energiekosten ja eher wenig.

Scheller: 4,4 Millionen Euro Mehrausgaben sind viel. Denn dieses Geld müssen wir ja woanders einsparen. Übrigens rechnen wir natürlich auch bei den Personalkosten mit höheren Steigerungen als üblich. Denn bei den im Herbst anstehenden Tarifverhandlungen werden die Gewerkschaften einen Ausgleich für die Inflation fordern. Wir planen etwa 4,5 Prozent Gehaltssteigerungen bei den Angestellten aus, statt der zwei bis drei Prozent, die wir in den letzten Jahren hatten.     

Sie sprechen von den künftigen Ausgaben der Stadt. Aber Energie- und Baukosten sind ja schon jetzt gestiegen. Wie trifft das das laufenden Haushaltsjahr? 

Scheller: Heuer kommen wir noch über die Runden. Denn beim Gas haben wir dank längerer Verträge  noch keine Mehrkosten, allerdings erhebliche beim Strom. Die Kosten von laufenden Investitionen kalkulieren wir regelmäßig nach und reagieren entsprechend. Aber bei steigenden Kosten werden wir nur in weniger Maßnahmen investieren können

Privathaushalte überlegen angesichts steigender Preise für Lebensmittel und Heizung, nächstes Jahr beim Urlaub zu sparen. Wo spart die Stadt?

Scheller: 15 Prozent Einsparung sind zum Beispiel bei den Energiekosten schon eingerechnet. Sonst wären diese noch höher. Das wird mit der Reduzierung von Raumtemperatur oder eben weniger Beleuchtung von Gebäuden erreicht. Aber wo wir sonst einsparen müssen, werden wir in den nächsten Wochen im Vorfeld der Haushaltsberatungen überlegen und dann im Stadtrat diskutieren. Einfach wird das nicht.  Bevor hier  Entscheidungen getroffen sind, kann ich keine konkreten Beispiele nennen. Da bitte ich um Verständnis.    

Wird es so schwierig, wie 2001 und 2002, wo die Stadt ihre Ausgaben nur durch hohe Schulden decken konnte und deshalb keine Investitionen mehr möglich waren? 

Scheller: Der Unterschied ist, dass wir keine massiven Einnahmeverluste wie damals haben, als zum Beispiel die Gewerbesteuereinnahmen drastisch weggebrochen sind. Jetzt stehen wir vor einer Rezession, aber haben vor allem ein Ausgabenproblem. Dem ist leichter zu begegnen, weil wir hier selbst eingreifen und Schwerpunkte setzen können. Wir werden bei den Haushaltsberatungen klug entscheiden, welche Investitionen jetzt sinnvoll und unverzichtbar sind und welche nicht.

 
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Kommentare
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  • R. D.
    Solange man nich Geld für so unsinnige Investitionen wie das Theater hat, solange geht es Würzburg noch sehr gut.
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  • F. W.
    Dann muss man wohl die beiden Parkhäuser für min. 80 Mio streichen
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  • P. S.
    Sind auch schon steigende Baukosten für Theater und Straßenbahn einkalkuliert? Die dürften weit höher liegen als die Energiekosten von 4,4Mio. Das sind geradezu Peanuts im Vergleich zu den Kostensteigerungen der letzten Jahre im städtischen Bau. Ich wäre ja dafür die Straba nicht zu bauen und das Theater so zu lassen wie es ist. Warum sollte man schlechtem Geld noch gutes hinterherwerfen? Was macht ein Theater in Zeiten von hoher Inflation? Wer kann sich das dann noch leisten?
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  • C. H.
    Bin mal gespannt, ob der völlig unsinnige Greinbergknotenausbau noch in der Finanzplanung steht. Der sollte als allererstes gestrichen werden.
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  • T. F.
    ....der ist bei dem heutigen Verkehrsaufkommen, weder realisierbar, noch finanzbar, ich bin mir sehr sicher, der kommt nicht.
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