Viele Chemikalien, großer Verbrauch an Energie und Papier: Druckereien zählen auf den ersten Blick nicht gerade zu den ökologischen Branchen. Freilich hat sich in der Vergangenheit Einiges getan, um das Image zu ändern. Druckaufträge mit CO2-Ausgleich zum Beispiel gehören mittlerweile zum Repertoire vieler Druckunternehmen.
Doch das allein hat noch nichts mit Nachhaltigkeit im engeren Sinn zu tun. Vielmehr gehört dazu eine langfristige Strategie, ein regelrechtes Grundgesetz im Betrieb. Das jedenfalls meinte Nachhaltigkeitsexperte Sascha Genders von der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt vor wenigen Tagen in einem Interview mit dieser Redaktion.
Wie Nachhaltigkeit in das Erbgut einer Druckerei eingehen kann, zeigt das Beispiel von Bonitasprint am Rand von Würzburg. 65 Mitarbeiter, knapp 7 Millionen Euro Jahresumsatz: Damit zählt das vom gelernten Drucker Dieter Körner geführte Unternehmen in Bayern zu den vielen kleinen Fischen im Teich.
Der 53 Jahre alte Körner sieht sich als durch und durch überzeugter Umweltschützer. Im Privaten wie im Job: Zuhause lasse er kein Licht überflüssig brennen, keinen Wasserhahn zu lange laufen, sagt er. Kein Wunder, dass er ein Elektroauto fährt – und dass er seine 190 Jahre alte Druckerei in vielerlei Hinsicht auf ökologisch getrimmt hat.
Flächendeckende Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach, die Abwärme der Maschinen deckt 40 Prozent des Wärmebedarfs in den Firmengebäuden, Einsatz von Bio-Farben, Öko-Strom und Erdgas mit Emissionsausgleich: Beispiele, die Körner als Beweis für die Nachhaltigkeit von Bonitasprint sieht.
Damit nicht genug: Im Fuhrpark stehen Elektro- und Erdgasautos, die Lastwagen sind mit Treibstoff-Spar-Reifen ausgestattet. Für Geschäftsführer Körner sind das keine Marketing-Gags. "Und ein Öko-Freak bin ich deswegen auch nicht."
Vielmehr will er Bonitasprint damit ein Alleinstellungsmerkmal in der Branche verpassen. "Das ist für uns der Weg, um langfristig zu bestehen." Denn die Platzhirsche wie Flyeralarm und Co. ließen auf dem herkömmlichen Druckmarkt wenig Platz. Das Aus von Traditionsunternehmen wie Stürtz und Echter Druck in Würzburg in den vergangenen Jahren sei symptomatisch für die Atmosphäre in der Branche.
Um herauszustechen, steht für Körner der Blaue Engel im Mittelpunkt. Dieses Öko-Zeichen des Bundesumweltministeriums darf Bonitasprint auf einer Reihe seiner Produkte anbringen. Diese Produkte sind auf der firmeneigenen Online-Plattform Printzipia zu finden, über die sich Bonitasprint als Öko-Druckerei bezeichnet.
Mit dem Blauen Engel sticht Körners Unternehmen in der Tat hervor: "Nur ein geringer Teil unserer aus mittelständischen und kleinen Unternehmen bestehenden Industrie" sei in der Lage, sich das Umweltzeichen zu leisten, teilt der Verband Druck und Medien Bayern (VDMB) auf Anfrage mit. Weil die Gebühr für die Zertifizierung mit dem Blauen Engel etwa 500 Euro pro Produkt koste, sei das für viele Druckereien nicht rentabel. Von dem bürokratischen Aufwand ganz zu schweigen.
Trotzdem setzt Bonitasprint-Chef Körner auf diese Karte: "Ohne Nachhaltigkeit hätten wir viele Aufträge nicht." Printzipia gebe ihm Recht, denn der Onlineshop habe mittlerweile 3000 Kunden und damit 60 Prozent mehr als 2019. Printzipia mache bereits 10 Prozent des gesamten Druck-Umsatzes von Bonitasprint aus und habe Umweltverbände, Behörden sowie Parteien als Kunden.
Lob bekommen die Würzburger indes von VDMB-Sprecher Marian Rappl: Bonitasprint als eine der ältesten noch aktiven Druckereien in Bayern zeige, "dass Nachhaltigkeit und Print kein Gegensatz sind, sondern Hand in Hand gehen können. In diesem Sinne ist Bonitasprint einer der Vorreiter in unserer Branche".
Trotz dieses symbolischen Blumenstraußes muss Firmenchef Körner eingestehen, dass die Welt draußen offenbar immer noch zu wenig über die Nachhaltigkeit seines Unternehmens weiß. Marketing oder Werbung mache er in dieser Hinsicht kaum. "Dafür haben wir einfach keine Zeit." Vor allem Mundpropaganda trage dazu bei, dass Printzipia wachse.
Körners Assistentin in der Geschäftsführung, Barbara Ullmann, empfindet die Stille der Werbetrommel als hausgemacht: "Wir sind bescheiden. Vielleicht zu bescheiden." Ihr Chef strebe mit Nachhaltigkeit nicht nach Ruhm und Ehre: "Herr Körner braucht keine Medaillen."
Das kann man auch anders sehen. IHK-Experte Genders zufolge sollten Unternehmen durchaus offensiv zeigen, was sie Gutes tun. Schließlich sei Nachhaltigkeit heute der Garant für die Zukunft eines Unternehmens.
Indes ist Körner auch in anderer Hinsicht zurückhaltend: Wie viel Bonitasprint in Nachhaltigkeit bislang investiert hat, "habe ich nicht ausgerechnet". Die Öko-Linie seines Unternehmens sei vielmehr "ein Zubrot" und habe schon etwas Wichtiges erreicht: Viele kleine Druckereien gebe es nicht mehr – Bonitasprint aber schon.
Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie über Nachhaltigkeit in der mainfränkischen Wirtschaft. Nächste Folge: Wie es Armor Solar Power in Kitzingen zu einem renommierten Preis gebracht hat.