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Würzburg
5 Gründe, warum das Bier nicht nur in Mainfranken teurer wird
Für viele Lebensmittel steigen die Preise kräftig. Auch Bier wird teurer werden, verraten Brauereien aus Würzburg und Umgebung. Das liegt nicht nur an steigende Energiepreisen.
Nicht nur die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg wirken sich auf den Bierpreis aus.
Foto: Getty Images (Symbolfoto) | Nicht nur die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg wirken sich auf den Bierpreis aus.
Jonas Keck
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:05 Uhr

Es ist ein Preisanstieg, wie ihn Karl-Heinz Pritzl von Kauzen-Bräu noch nie erlebt hat. Seit über 25 Jahren leitet er die Brauerei aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg). "Es gibt nichts, wirklich nichts, das nicht teurer geworden ist", sagt er angesichts der Einkaufspreise, mit denen er in den vergangenen Wochen und Monaten konfrontiert ist. Im Februar musste sein Unternehmen die Bierpreise erstmals nach vier Jahren erhöhen. Und auch die Würzburger Hofbräu hält die "Weitergabe der Mehrkosten an die Endverbraucher" für "unumgänglich", teilt Produktmanager Matthias Klingbeil mit. Keine Stellung wolle man dazu beziehen, um wie viel Prozent der Preis konkret steigen wird.

Der Verbraucherpreisindex misst monatlich die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren, die private Haushalte in Deutschland kaufen. Der Index für Bier stieg dem Bayerischen Landesamt für Statistik zufolge im Januar um 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Februar waren es 1,5 Prozent und im März 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Vor allem kleinere Brauereien hatten es auch schon vor Corona schwer, sich gegen Konzerne zu behaupten. Kauzen-Bräu- Chef Pritzl vertritt als Vorsitzender der Gemeinschaft "Mainfranken Bier" neben den Interessen seiner Brauerei auch Kesselring aus Marktsteft und Krautheimer aus Krautheim bei Volkach (beide Lkr. Kitzingen) und kennt die Branche seit Jahrzehnten. Seine Beobachtung: Die kleinen Brauereien sehen sich als erste gezwungen, die Preise zu erhöhen. Etwas später ziehen Marken wie Krombacher, Bitburger und Oettinger nach. Warum der Bierpreis derzeit steigt und weiter steigen könnte, hängt von vielen Faktoren ab:

1. Der Preis für Getreide auf dem Weltmarkt ist gestiegen

Malz, Hopfen, Wasser, Hefe – daraus wird Bier gebraut. Vor allem der Preis für Malz ist zuletzt enorm gestiegen, so Pritzl. Zwischen 30 und 40 Prozent mehr bezahlt er dafür im Vergleich zum Vorjahr. Grund dafür ist auch der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Beide Länder haben einen großen Anteil am Getreide-Weltmarkt. Der Krieg und die Wirtschaftssanktionen schränken den Export massiv ein. Malz ist Getreide, das kurz keimt und dann wieder getrocknet wird. Ein Vorgang, der viel Energie benötigt.

2. Der Energiepreis explodierte regelrecht

Der steigende Preis für Strom, Öl und Gas wirkt sich auch auf die Herstellung von Bier aus. Vom Maischen bis zur Abfüllung wird ständig Energie benötigt. Und auch die Preise für Etiketten, Flaschen und Getränkekisten seien zuletzt deutlich gestiegen, berichtet Pritzl. Ein konkretes Beispiel: Für Kronkorken bezahlt er heute doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Auch das würden die Hersteller ihm gegenüber mit Rohstoffknappheit und gestiegenen Energiepreisen begründen. "Auch die Würzburger Hofbräu bekommt die Auswirkungen der stark steigenden Preise für Strom, Erdgas und Erdöl zu spüren", sagt Hofbräu-Sprecher Matthias Klingbeil. Signifikate Kostensteigerungen in allen Unternehmensbereichen wie Produktion, Logistik, Außendienst oder Einkauf seien die Folge.

3. Speditionen mangelt es an Fahrerinnen und Fahrern

Der teure Diesel schlägt auch bei den Speditionen zu Buche, die wiederum die Preise für ihre Dienstleistungen erhöhen. Hinzu kommt der Personalmangel. Auch Speditionen aus Unterfranken fehlt es an Fahrerinnen und Fahrer für Lkws. Weil es immer weniger Fuhrunternehmen gebe und somit auch weniger Konkurrenz, sei es einfacher geworden, bessere Konditionen zu erzielen, sagt Spediteur Alexander Dorst aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Die steigenden Kosten für Logistik bekommen auch Pritzl und andere Unternehmerinnen und Unternehmer der Brau-Branche zu spüren.

4. Restaurants und Kneipen mussten in der Corona-Pandemie schließen

Die Corona-Maßnahmen trafen nicht nur Gastronomen hart, sondern auch deren Zulieferer. "Hier stellt sich gerade wieder ein wenig Normalität ein", so Pritzl. "Bier ist ein Geselligkeitsgetränk", so der Seniorchef der Ochsenfurter Brauerei. Jeder Stunde, in der Restaurants und Kneipen wegen der Pandemie nicht öffnen durften, wirke sich negativ auf den Umsatz mit alkoholischen Getränken aus. Pritzl zufolge fehlt es vielen Wirtinnen und Wirten weiterhin an Personal, weshalb sie ihre Öffnungszeiten reduzieren müssen. Auch das schadet dem Bierabsatz.

5. Löhne für bayerische Brauerinnen und Brauer könnten steigen

Inwiefern sich steigende Löhne auf den Bierpreis auswirken werden, steht noch nicht fest. Die erste Tarifrunde für die 10.000 bayerischen Bierbrauerinnen und Bierbrauer ist am Dienstag ergebnislos auf Anfang Mai vertagt worden. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert eine Erhöhung der Löhne um 6,7 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Ihr Landesbezirksvorsitzender Mustafa Öz sagte, es sei absolut unverständlich, dass die Arbeitgeber nur 2,0 Prozent angeboten hätten. Der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, Lothar Ebbertz, sagte, 17 Prozent des bayerischen Bierexports seien bisher nach Russland und in die Ukraine verkauft worden. Für Unsicherheit sorgt neben den steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe auch die Frage, ob die Kunden und Kundinnen die Preiserhöhungen des Bieres akzeptierten.

 
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