Die Hoffnung der Veranstalter und Organisatoren von Volksfesten im Land war groß: 2022 sollte für sie endlich Aufschwung bringen nach zwei Jahren des pandemiebedingten Stillstandes. Viele Verantwortliche in den Städten und Gemeinden planen nun wieder mit ihren meist traditionsreichen Veranstaltungen. Andere - wie etwa der Oberbürgermeister von München - stellten zuletzt die sich anbahnende Feierei auf dem Oktoberfest infrage - wegen des Krieges in der Ukraine.
Aber wie sieht es im Haßbergkreis aus? Welche großen Volksfeste finden hier statt? Und spielt der Krieg in der Ukraine für die Entscheidung der Verantwortlichen überhaupt eine Rolle? Wir haben nachgefragt in den Rathäusern von Sand, Königsberg, Zeil, Haßfurt, Ebern und Eltmann.
1. Das Sander Altmain-Weinfest
Das Altmain-Weinfest in Sand soll wieder stattfinden, vom 8. bis 11. Juli 2022. Bis zu 5000 Besucherinnen und Besucher zog die Veranstaltung in den Jahren vor der Pandemie an. Die endgültige Entscheidung zu diesem Schritt fiel laut Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD) erst vor wenigen Tagen im Rahmen der Mitgliederversammlung. In der Diskussion, so das Gemeindeoberhaupt, seien sowohl die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine als auch der Corona-Pandemie thematisiert worden.
"Auch wenn ich persönlich für eine vorsichtigere Vorgehensweise wäre", erklärt Ruß, so sei es in seinen Augen "nicht mehr zu vermitteln, wenn in Fußballstadien 80.000 Menschen beieinander sitzen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist sind, und auf dem Land Veranstaltungen nicht stattfinden sollen." Die Organisatoren möchten beim Weinfest dennoch auf Hygienemaßnahmen nicht verzichten. Sie sollen zur Sicherheit der Besucher beitragen.
Grund für eine Absage des Festes, wie ihn etwa das Münchener Stadtoberhaupt angesichts des Krieges in der Ukraine erwägt, sieht Ruß nicht. So bestehe in der Bevölkerung "ein Bedürfnis, sich nach langer Zeit wieder zu größeren Events zu treffen. Es kann ja auch einmal ein Fest sein, bei dem nicht die große Sause im Vordergrund steht".
2. Das Königsberger Pfingstfest
Das fünftägige Pfingstfest in der historischen Altstadt von Königsberg soll ebenfalls wieder stattfinden, vom 3. bis 7. Juni 2022. Zwei Jahre Abstinenz hätten nicht nur der Stadt, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern nicht gutgetan, hieß es zuletzt bei einem Treffen von Veranstaltern und Organisatoren.
Das grobe Programm, so weit sind die Planungen inzwischen vorangeschritten, steht bereits. Es orientiert sich am traditionellen Ablauf der Veranstaltung: mit dem Bieranstich im Festzelt am Freitag vor Pfingsten, dem Festplatztrubel und der Unterhaltung an allen Tagen durch verschiedene Kapellen im Bierzelt, dem Standkonzert am Pfingstsonntag, dem ökumenischen Gottesdienst mit anschließendem Frühschoppen auf dem Schloßberg am Pfingstmontag und dem traditionellen Auszug der Bürgerwehr am Dienstag nach Pfingsten. Das Festbier soll von der Brauerei Göller aus Zeil kommen.
Die Ukraine-Krise spielt indes offenbar keine Rolle. Wohl aber die Pandemie: Die Beteiligten hoffen, dass die weiterhin unberechenbaren Inzidenzzahlen mitspielen und der Veranstaltung keinen Strich durch die Rechnung machen. Welche Vorschriften hinsichtlich Hygiene und Sicherheit zum Pfingstfest gelten werden, darüber soll erst kurz vor dem Beginn der Veranstaltung entschieden werden.
3. Das Zeiler Altstadt-Weinfest
Einen Termin für das erste Zeiler Altstadt-Weinfest nach zwei Jahren Pandemie-bedingter Pause gibt es bereits, nämlich vom 30. Juli bis 1. August 2022. Drei Tage, in denen in der Vergangenheit stets tausende Besucherinnen und Besucher in die Stadt am Main kamen. Ob das Traditionsfest in diesem Jahr am Ende tatsächlich stattfinden wird, bleibt noch offen.
"Eine verbindliche Entscheidung wird sich orientieren an den Entscheidungen der großen Feste – Gäubodenfest Straubing, Erlanger Bergkirchweih, Annafest Forchheim und Oktoberfest München", erklärt der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD). An der "überörtlichen Diskussionen" über das Ansetzen von Volksfesten werde sich "die kleine Stadt Zeil nicht beteiligen", so Stadelmann. Ende Mai, so lautet der Plan, soll dann endgültig feststehen, ob das Zeiler Weinfest stattfinden wird. Bislang, erklärt Stadelmann weiter, seien die Planungen für ein Weinfest mit Vorsicht gegenüber den Vertragspartnern begonnen worden.
4. Das Haßfurter Straßenfest
In Haßfurt planen die Verantwortlichen in diesem Jahr mit dem Straßenfest, stattfinden soll es vom 30. September bis 1. Oktober 2022. Über 100 Stände - von Betrieben, Geschäften, Vereinen - stellen dort traditionsgemäß ihr Angebot vor, während auf der Hauptbühne am Marktplatz Bands spielen. Die Debatte über das Aussetzen von Volksfesten wegen des Krieges in der Ukraine habe auf seine Planungen "keine Auswirkungen", erklärt Bürgermeister Günther Werner (WG).
"Ich erinnere an die Kriege der letzten Jahre und stelle fest, dass auch damals keine Volksfeste ausgesetzt worden sind." Zudem würde man Russlands Präsident Wladimir Putin damit "nicht dazu bewegen, den Krieg zu beenden", so die Vermutung des Stadtoberhauptes. Ein erneutes Aussetzen nach zwei Jahren Pandemie sei in seinen Augen deshalb "nicht sinnvoll".
Was die Corona-Pandemie betreffe, so werde man sich "an die entsprechenden Richtlinien und Regeln halten". Seit 1978 gibt es das Straßenfest, und das soll in diesem Jahr nicht die einzige Feier in Haßfurt bleiben, sagt Werner. So soll es im Sommer außerdem die Open-Air-Veranstaltung "abend.licht" und das Marktplatzfest geben.
5. Eberner Altstadtfest
In Ebern laufen die Planungen für das traditionellen Altstadtfest bereits, das vom 23. bis 25. Juli stattfinden soll. "Verträge werden derzeit vorbereitet und abgeschlossen, das Programm wird zusammengestellt", erklärt Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) auf Nachfrage. "Die Menschen brauchen diese Begegnungen und kleinen Ablenkungen vom Alltag und den schrecklichen Nachrichten vom Krieg." Und auch die Schausteller und die Wirtschaft im Freizeitgewerbe seien darauf angewiesen, so seine Einschätzung: "Noch ein Jahr ohne überleben viele sicher nicht."
Trotz der bereits fortgeschrittenen Planungen existiert in Ebern auch Unsicherheit. So hofft Hennemann auf einen Abschwung der Pandemie, damit 2G- oder 3G-Kontrollen überflüssig werden. "Sollte es diese Vorgaben der Kontrolle in irgendeiner Art geben, würde das Altstadtfest nicht stattfinden. Wir können bei dem Festgelände in der Altstadt die Kontrolle nicht sicherstellen", sagt das Stadtoberhaupt. Dafür gebe es zu viele Gassen und Durchgänge.
Wegen des Ukraine-Konflikts jedenfalls möchte er das Fest nicht ausfallen lassen: "Wir können, so schlimm der Krieg ist, hier nicht das Leben stilllegen. Wir bemühen uns zu helfen und machen mit der Unterbringung von Flüchtenden aus der Ukraine, was wir können." Hennemann hofft, dass der Krieg bis zum Altstadtfest Ende Juli beendet ist.
6. Eltmanner Biertage
In Eltmann soll im Sommer nach zwei Jahren Pandemie wieder das Bier fließen. Die Stadt peilt für das große Fest die Tage vom 23. bis 24. Juli an - allerdings noch unter deutlichem Vorbehalt. Hier spielen offenbar auch die geopolitischen Auswirkungen des Konflikts in Osteuropa eine wichtige Rolle. "Zum heutigen Stand wird die Durchführung der Biertage angestrebt, sofern die Lage sich nicht durch weitere Ausschreitung des Krieges in der Ukraine [...] noch weiter verschlechtert", heißt es aus der Stadtverwaltung.
Aber wie in den anderen Städten und Gemeinden auch, ist für Eltmann die weitere Ausbreitung des Corona-Virus entscheidend. Hier sei noch vieles Ungewiss, zu viele Fragen ungeklärt, die für das Fest grundlegend seien: etwa die nach den gültigen Regelungen, aber auch nach der Sicherheit und den Helfern. "Passen alle Voraussetzungen, dann finden im Juli 2022 die Biertage wieder statt", heißt es aus dem Eltmanner Rathaus. Getroffen werden soll die endgültige Entscheidung in den kommenden zwei bis drei Wochen, "da sodann auch mit den Vorbereitungen, Werbung, Helfer und sonstiger Orga begonnen werden müsste."