
Als Folge des Überfalls der russischen Armee auf die Ukraine haben sich fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Gas enorm verteuert. Insbesondere der bis vor kurzem noch vergleichsweise zu Benzin günstige Dieseltreibstoff erreichte binnen 14 Tagen schwindelerregende Höhen von zum Teil über 2,30 Euro für den Liter. Was schon mache Verbraucher, die auf ihr Auto angewiesen sind, in finanzielle Schwierigkeiten bringt, kann für Branchen, wie das Speditionsgewerbe, zur existentiellen Frage werden.
Der Vorrat an Diesel auf dem Gelände der Spedition Schnaus ist gewaltig. Gut 60.000 Liter fasst ein riesiger oberirdischer Tank, weitere 50.000 Liter stecken in einem Behälter unter der Erde. Und doch reicht der Kraftstoff nicht lange. Rund 45.000 Liter verbraucht die Flotte von mehr als 75 Lkw in der Woche, erklärt Prokurist Alexander Lurz im Gespräch. Etwa 180 Mitarbeiter zählt die 1927 gegründete und immer noch inhabergeführte Firma. Die Spedition fährt für Hersteller und liefert Möbel zu Einrichtungshäusern. Ein Teil der Ware wird in einer großen Halle auf dem Betriebsgelände des Betriebs in Alsleben zwischengelagert.
Diesel, AdBlue, Reifen - alles wird teurer
Wenn Lurz die Preise mit dem Jahr 2020 vergleicht, dann haben die Kosten für Treibstoff um 45 Prozent zugenommen und die für AdBlue, mit dem der Ausstoß der Stickoxide verringert wird, gar um 150 Prozent. Neue Reifen würden 20 Prozent und Reparaturen 15 Prozent mehr kosten. Belastungen, die der Betrieb nicht allein tragen kann, sondern auf die Konditionen umschlagen muss. Am Ende wird der Verbraucher die Zeche zahlen, wenn Möbel teurer werden, weiß auch Lurz. In die Zukunft blickt der Prokurist nicht ohne Sorgen. Derzeit werde noch der Rückstau des vergangenen Jahres abgearbeitet, aber wenn der Krieg länger dauert, werde das auch dazu führen, dass die Leute hierzulande weniger kaufen werden.
In einer anderen Liga spielt die Geis-Gruppe mit Hauptsitz in Bad Neustadt. Das mit Subunternehmen weltweit tätige Unternehmen beschäftigt rund 6300 Mitarbeiter und hat 450 eigene Lkw auf der Straße. Mit den Subunternehmern kommen noch 2000 Fahrzeuge dazu. Das Zauberwort, das einen Großteil der Schärfe aus der Sache nimmt, heißt "Dieselfloater". Um was es sich dabei handelt, erklärt Christian Hackl, der Leiter Zentrales Fuhrparkmanagement der Geis-Gruppe. Die Vereinbarung zwischen Spediteuren und Kunden besagt, dass bei stark steigenden oder fallenden Preisen die Frachtrate automatisch angepasst wird.

Der automatische Dieselfloater verhindert das Schlimmste
Angewandt wurde der Dieselfloater erstmals 2012, als der Dieselpreis ebenfalls stark angezogen hatte. Allerdings erstreckte sich das über einen weit längeren Zeitraum. Weil aber diesmal der Preis explosionsartig in die Höhe katapultiert wurde, liefen jetzt trotzdem noch die Telefone heiß zwischen der Spedition und seinen Kunden, um möglichst schnell zu reagieren. Denn normalerweise erfolgt die Anpassung mit einigen Wochen Verzögerung, wie Hackl weiter erläutert. Bis auf gekühlte Lebensmittel transportiert die Geis-Gruppe eigentliche alle Güter - bis zum Ausbruch des Krieges auch in die Ukraine und Russland.
Kraftstoffhandel und Spedition unter einem Dach vereinigt das Unternehmen W. Dorst. "Die Situation der Spediteure gegenüber ihren Kunden ist heute besser", sagt Geschäftsführer Alexander Dorst. Weil es immer weniger Fuhrunternehmen gebe und somit auch weniger Konkurrenz, sei es einfacher geworden, bessere Konditionen zu erzielen. Damit meint er auch kleinere Betriebe, die keinen Dieselfloater vereinbaren können. Der Rückgang bei den Speditionen liege aber vor allem am Personalmangel. Insbesondere Fahrer, aber auch Disponenten würden dringend gesucht.
Ausschließlich Matratzen transportiert Dorst mit seinen 35 Lkw unter anderem zu Privatpersonen in ganz Deutschland und Österreich. In Sulzdorf an der Lederhecke betreibt er ein großes Zwischenlager. "Wir müssen die Preise erhöhen", sagt Dorst, der mit seinen zehn Tankstellen, die er mit Kraftstoff beliefert, und den anderen Energieträgern breiter aufgestellt ist, mit Blick auf die Transportkosten. Auch für Lebensmittel gelte das, die jetzt schon deswegen erheblich teurer würden. Die Zeche zahle der Endverbraucher. Natürlich müssten Großabnehmer nicht die Preise an den Zapfsäulen bezahlen, räumt er ein, betont aber auch: "So groß ist der Unterschied aber auch nicht."
hätte nie gedacht, dass ich Ihnen einmal zustimmen würde.
Aber dieser Kommentar bringt es absolut auf den Punkt.