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Würzburg
Ob Mariensingen oder Lamborghini: Auf dass Schwächen zu Stärken werden
Der Leseranwalt bekennt zwei Fehler nach Nachlässigkeiten der Redaktion und erkennt einen zeitlos essenziellen Inhalt, der noch nicht der KI entsprungen ist.
Mariensingen in der Pfarrkirche Nordheim aus dem Archiv: Der gemischte Chor „Cäcilia“ im Jahr 2018.
Foto: Martin Marquard | Mariensingen in der Pfarrkirche Nordheim aus dem Archiv: Der gemischte Chor „Cäcilia“ im Jahr 2018.
Anton Sahlender
Anton Sahlender
 |  aktualisiert: 25.09.2023 02:51 Uhr

Zum Mariensingen in einem mainfränkischen Ausflugsziel sind viele Gäste zu spät gekommen. Etwas unglücklich meldet das nach Pfingsten der Veranstalter. Denn der Beginn war eine Stunde später in der Main-Post angekündigt, als er es mitgeteilt hatte.

Ihn, betroffene Leserinnen und Leser samt Chor bitte ich um Entschuldigung für den Fehler. Diese Bitte richte ich überhaupt an alle, die ein vergleichbares Schicksal jemals erfahren haben oder erfahren werden.

Mit der Lokalzeitung in die Wohnstuben

Ankündigungen bleiben für Lokalzeitungen und ihre Leserschaft zeitlos essenziell. Ebenso für die  Initiatoren örtlicher Ereignisse. Die verzichten trotz vielfältigster digitaler Angebote selten auf Reichweiten dieses klassischen Mediums in die Wohnstuben hinein. Sie halten daran fest, obwohl sie ihre Aktivitäten im nahen Umfeld selbst noch verbreiten, zunehmend auch über eine eigene Internet-Präsenz.

Ich verstehe aber das bleibende Drängen in die Lokalzeitung. Deren Veröffentlichungen werden als Bestätigung wahrgenommen. Organisationen, in denen die Ehrenamtlichkeit lebt, setzen auf diese unabhängige und deshalb kostenfreie redaktionelle Leistung. Denn die trägt wohl eher selten jene Schwäche in sich, mit der ich diese Zeilen begonnen habe.

Künstliche Intelligenz kündigt Veranstaltungen noch nicht an

Unverzichtbar erscheint mir dazu die Ergänzung, dass es gegenwärtig noch keine künstliche Intelligenz (KI) ist, die Veranstaltungen ankündigt, obwohl die Termine digital gemeldet werden können. Vorstellbar ist aber auch KI längst.

Doch bis zur praktischen Umsetzung ist noch ein erkleckliches Stück Weg zu beschreiten. So beschließe ich die Termin-Angelegenheit mit einem Aphorismus des Schriftstellers Gerd W. Heyse (1930-2020): "Keine Sorge, die menschlichen Schwächen bleiben uns noch ein Weilchen erhalten."

Vielfältige Sportwagen Historie rund um Lamborghini

Verbleiben wir auch im Sinne dieser Leseranwalt-Kolumne also bei Schwächen, auf dass sie zu Stärken werden mögen. Am 27. Mai ist auf der mit "Reise" gezeichneten Seite eine lebhafte und vielfältige Sportwagen-Historie rund um den Lamborghini zu lesen, weil der 60 Jahre alt wurde. Überschrift: "Italien feiert seinen Kurvenstar".

Was dann ganzseitig abgefeiert wird, dürfte Motorfreaks noch mehr erfreuen als alltägliche Emilia Romagna-Reisende. Glücklich schätzen können sich zudem der Tourismusverband und diverse Automuseen in diesem Landstrich. Auch in deren Sinne muss man auf der Seite nichts vermissen.

Der vergessene Autor

Doch halt, etwas entscheidendes fehlt dieser Seite in der Zeitung doch. Auch Leser mögen sich fragen: Wer ist der Autor der spektakulären Darstellung rund um teure, PS-starke Luxus-Verbrenner?

Dessen Name wurde wohl hier in der Redaktion vergessen, in dem Beitrag, der aus der Augsburger Allgemeinen kommt, mit zu übernehmen.

Wissenswertes über den Autor, das dem Beitrag nicht mitgegeben ist

Den in dieser Zeitung fehlenden Namen des Autors, den liefere ich folglich aus dem Online-Beitrag der Augsburger Allgemeinen nach: Es ist Stephan Brünjes.

Ich betreibe kein Marketing, aber informierte, dass über ihn das Internet vielfach Wissenswertes verrät, was zum ursprünglichen Beitrag leider auch nicht gesagt wird. Der Mann ist Fotograf und Reisejournalist mit Norditalien-Vorliebe. Er steht für Artikel in diversen Zeitungen (hier die Badische) und ist Autor einiger Bücher.

"Auf teils reizvolle Verlockungen der Branche verzichten"

Als Experte ist damit wohl Brünjes gekennzeichnet, vermutlich mit guten Quellen vor Ort. Das ist durchaus von Bedeutung. Nach einer Befragung von Reisejournalisten schreibt André Rieger von der Uni Mainz 2017 im "Fachjournalist" über deren Spannungsfeld: "Es ist jene intrinsische Motivation, die einst aus anderen Ressorts oder Berufen in den Reisejournalismus lockte. Es ist das, was motivierte, sich selbstständig in die Komplexität des Reisesektors einzuarbeiten und im Dienste journalistischer Ethik und Faktizität auf teils reizvolle Verlockungen der Tourismusbranche zu verzichten". Wer diese Verlockungen aber wahrgenommen hat, sollte sie gemäß Ziffer 15, Pressekodex, kenntlich machen.

Anton Sahlender, Leseranwalt. Siehe auch Vereinigung der Medien-Ombudsleute.

Frühere Leseranwalt-Kolumnen zu Fehlern und zu Reisen von Journalisten:

2008: "Spinne am Morgen steht für Kummer und ein Missverständnis"

2012: "Der Blick auf Fehler-Eisberge aus der Perspektive der New York Times"

2014: "Fehler in der Zeitung dürfen nicht zu unvermeidlichen Zeiterscheinungen werden"

2016: "Das Bekenntnis zu Fehlern in der Zeitung"

2017: "Was Auszeichnungen und Fehler verbindet"

2020: "Wenn Journalisten verreisen"

2023: "Eine Rüge, weil Verbindung zwischen Verlag und Tourismus-Veranstalter nicht offengelegt wurde"

 
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