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Würzburg
Samstagsbrief: Herr Magath, bei den Würzburger Kickers war Ihre Magie wohl mehr ein fauler Zauber!
Fußball-Trainer Felix Magath wird nach dem Bundesliga-Klassenerhalt mit Hertha BSC gefeiert. Er habe den Hamburger SV heulen lassen, heißt es. Warum in Würzburg mitgeweint wird.
Triumphator Felix Magath: Nach dem Sieg in der Relegation gegen den Hamburger SV und dem Klassenerhalt mit Hertha BSC ist der Trainer-Altmeister der gefeierte Retter.
Foto: Valeria Witters | Triumphator Felix Magath: Nach dem Sieg in der Relegation gegen den Hamburger SV und dem Klassenerhalt mit Hertha BSC ist der Trainer-Altmeister der gefeierte Retter.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:09 Uhr

Sehr geehrter Herr Magath,

darf ich Ihnen gratulieren zum Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga mit Hertha BSC? Oder nehmen Sie da keine Glückwünsche an? Ein Nichtabstieg ist schließlich kein Titel – und von denen haben Sie in Ihrer langen Karriere als Spieler und Trainer reichlich gewonnen. Aber Ihren Auftrag haben Sie in Berlin erfüllt. Die Relegation gegen den Hamburger SV war zwar eine richtig enge Kiste. Am Schluss aber fragt dann keiner mehr danach, wie knapp es dabei zuging.

Magaths stoische Ruhe war ein Kontrast zu den Trainer-Hampelmännern

Dass Sie mit dem vergleichsweise luxuriös ausgestatteten Berliner Kader die Fußballmächte aus Bielefeld und Fürth hinter sich gelassen haben, nun ja . . . Dass Sie aber den HSV, der jetzt im sechsten Jahr in Serie im Bundesliga-Unterhaus verweilen muss, niedergerungen haben, verdient dennoch Respekt. Abstiegskampf ist Nervensache, und Ihre stoisch zur Schau gestellte Ruhe war ein wohltuender Kontrast zu all den Trainer-Kollegen, die glauben, in diesen entscheidenden Fußballwochen den Hampelmann machen zu müssen.

Als die Aufgabe erledigt war, sind Sie schnell in der Kabine verschwunden. Sie mussten sich auch nicht in den Mittelpunkt drängen. Ihre Kontakte zu "Bild", dem größten Boulevardblatt des Landes, sind, das hat man auch während Ihrer Tätigkeit in Würzburg gemerkt, sehr gut. Manchmal offenbar sogar freundschaftlich. Sie werden gewusst haben, dass Sie in der Presse ohnehin der gefeierte Held sein würden, dafür mussten Sie nicht noch in die Fankurve gehen.

Bei den Würzburger Kickers und in Mödling fließen Tränen

"Danke Felix!" So titelte denn auch die "Bild"-Zeitung in ihrer Berlin-Ausgabe. Eine der Schlagzeilen des Blattes teilte ein gemeinsamer Bekannter von uns in den Sozialen Netzwerken. Christian Ortlepp, während Ihrer Zeit als "Head of Flyeralarm Global Soccer" Ihr Assistent und Pressesprecher, verbreitete die Überschrift: "Magath lässt den HSV heulen." Dazu fiel mir nur eine Antwort ein: "In Mödling und in Würzburg weint man auch." Das sind die Orte, an denen die von Ihnen einst betreuten Flyeralarm-Klubs beheimatet sind.

Felix Magath und sein damaliger Assistent Christian Ortlepp (links) 2020 bei einem Spiel der Würzburger Kickers am Dallenberg.
Foto: Silvia Gralla | Felix Magath und sein damaliger Assistent Christian Ortlepp (links) 2020 bei einem Spiel der Würzburger Kickers am Dallenberg.

In der Wiener Vorstadt und in Unterfranken wurde in diesem Frühling der Abstieg betrauert. Der FC Flyeralarm Admira muss in Österreich ein gutes Jahr nach Ihrem Abschied erstmals nach elf Spielzeiten in die Zweitklassigkeit. Und die Würzburger Kickers sind mit dem zweiten Abstieg in Serie gar abgestürzt in die Regionalliga und damit erst einmal raus aus dem Profifußball. Dabei sprachen Sie doch sogar über die "Vision Europapokal" am Dallenberg. Das war 2020, vor gerade einmal zwei Jahren, nachdem die Kickers mit Michael Schiele als Trainer den Aufstieg in die Zweite Bundesliga geschafft hatten. Der enorm beliebte Erfolgscoach musste kurz darauf gehen. Dass Sie ihm die Unterstützung versagten, war dabei ebenso offensichtlich wie die Tatsache, dass er noch nicht einmal eine halbwegs konkurrenzfähige Mannschaft zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Seitdem geht es mit den Kickers nur noch bergab. Das Projekt, das mit Ihrer Vorstellung im Januar 2020 startete, ist krachend gescheitert.

Ich weiß, am Ende sind Sie es nicht gewesen! Zumindest wollten Sie uns ja immer glauben machen, Sie seien nur Berater und nicht Entscheider bei den Kickers, hätten also auch nicht Michael Schiele entlassen. Das mag auf dem Papier stimmen. Trotzdem würde ich gerne wissen, ob Sie es aus heutiger Sicht nicht als Fehler ansehen, damals den Daumen gesenkt zu haben. Dass Sie Schiele, der inzwischen, diesmal mit Eintracht Braunschweig, schon wieder in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist, nichts zutrauten? Dass Sie den Kickers angehende Fußball-Rentner wie die Brasilianer Douglas und Ewerton oder den Österreicher Stefan Maierhofer vermittelten? Darin sehen viele Ursachen für den Absturz der Kickers.

Bei den Würzburger Kickers bleibt ein Trümmerhaufen zurück

Nach Ihrem Relegationstriumph über Ihre alte Liebe aus Spielerzeiten, den Hamburger SV, haben Sie angekündigt, Sie würden nun wieder zu Hause Holz hacken. Im Nachhinein wirkt es so, als hätten Sie während Ihrer Tätigkeit an der Spitze des Flyeralarm-Fußball-Unternehmens auch ein Hackebeil geschwungen und die funktionierenden Strukturen in den Vereinen kurz und klein geschlagen. Was bleibt, ist ein Trümmerhaufen.

Ja, es stimmt: Sie sind seit einem Jahr schon nicht mehr für das Würzburger Fußball-Unternehmen tätig. Die Abstiege sind nicht Ihr Werk. Die Kickers haben in dieser Saison nach Ihrem Fortgang auch ohne Ihr Zutun ganz viel falsch gemacht. Es hätte nicht soweit kommen müssen, und heute alles und jeden Misserfolg auf die Entlassung von Michael Schiele zu schieben: das ist viel zu einfach. Trotzdem haben auch Sie eine Mitverantwortung für den Absturz. Vielleicht waren Sie ja auch einfach zur falschen Zeit auf dem falschen Posten am falschen Ort. Die Kickers waren womöglich eine Nummer zu klein für Sie. Liga drei ist nicht Ihr Terrain. 

Es hat viele überrascht, als Sie in Berlin als Trainer verpflichtet wurden, obwohl Sie damals bei Ihrer Vorstellung in Würzburg gesagt hatten, dieser Beruf liege hinter Ihnen. Jetzt, nachdem Sie die Hertha von Platz 17 bei Ihrer Amtsübernahme zunächst auf Platz 16 geführt und dann auch die Relegationspartien erfolgreich überstanden haben, können Sie sich wieder im Lob sonnen. Was habe ich nicht alles über Sie gelesen in den letzten Tagen? Oft kam dabei das Wort Magie vor. In Würzburg war es eher ein fauler Zauber, der von Ihrem Tun in Erinnerung bleibt.

Hochachtungsvoll

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Quelle: MP
 
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  • R. E.
    Magath ist ein Geschäftsmann. Und die Entscheidung, mit ihm Geschäfte zu machen, hat eine ganze Gruppe von Menschen bei den Kickers getroffen. UND: Geld verdienen war schon immer ein Thema gerade im Fußball. Dazu gehören nun mal Trainer, Spieler, Berater und die Honoratioren im Verein! Da haben einige verdient, gerade zur Zeit mit Magath.
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  • A. H.
    "Da haben einige verdient, gerade zur Zeit mit Magath"
    @meinemeinung: Konkret gfragt: Wer ,was? Wissen sie da was, dann lassen Sie uns BITTE daran teilhaben - oder doch nur leere Wichtigtuerei??
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  • R. E.
    Nun: ich denke, dass Trainer, Spieler, Berater und Honoratioren zu der Zeit, als Magath Berater war, verdient haben. Sonst hätten sie wohl nicht bei den Kickers gearbeitet.
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  • E. H.
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  • A. H.
    "Er habe den HSV heulen lassen"
    Wo haben Sie denn diese Höhle Floskel aus dem Parterre abgeschrieben ("heißt es"), Herr Kranewitter?
    Der HSV wußte doch, was auf ihn zukommt und hat ein Scheitern sicher mit eingeplant.
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  • G. Z.
    Öffentlicher Samstagsbrief stellt sich immer öfters als einseitiges Draufhauen, Reintunken, Nachtreten ? - normalerweise erfordert Journalismus, dass man VORHER, seine Fragen, Vorwürfe an den Betroffenen stellt und DANACH das Publikum, den Leser neutral berichtet und in einem Kommentar -wenns denn sein muss- seine eigene Redakteursmeinung von sich gibt. Aber diese Verletzen von Leuten, das an den Pranger stellen - gerade in den Überschriften rückt immer mehr in den Mittelpunkt ! Immer öfter auch den öffentlichen "Erklär-Bär", der Oberlehrer rausgekehrt und leistet sich bei einem HSV-Magath Bericht noch den Patzer nicht zu wissen seit wann der HSV in der zweiten Liga spielt. Peinlich. Richtig peinlich wenn die "MainPost" einen öffentlichen Samstagsbrief an Herrn Magath schreibt. Schreiben Sie doch an den berühmten Sack in China. Beginnend mit der Überschrift: Warum fällt der Sack in China nicht um? Ne, Journalismus ist das nicht.
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  • F. R.
    Alle Trainer und Felix Magath hatten bei den Würzburger Kickers keinen Erfolg. Aber alle hatten danach woanders Erfolg - Zufall?
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  • A. H.
    wie oben schon gesagt: ... ein bei allen seinen anerkannten Verdiensten um den Verein übermütig gewordener Geldgeber .........., der (leider!!!) auf die Falschen gehört zu haben scheint und fehlender Fussball-Sachverstand
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  • H. S.
    Man hätte Herrn Magath nicht verpflichten müssen, er waere ja schön dumm, wenn ihm Geld so leicht nachgeschmissen wird. Soll er es nicht nehmen?
    Und von den Funktionärsstümpern der Kickers kam auch keine Widerrede.
    Jetzt sind die Kickers da, wo sie hingehören , jedenfalls nicht in den Profisport, was sollte da der Handballer Sauer , ein Mann ohne jegliche fussballerische Vergangenheit und somit ohne Kontakte.
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  • R. B.
    Ich glaube da muss man schon weiter ausholen. Da waren einerseits Clubverantwortliche, welche sich über den Kontakt Hollerbach einen Félix Magath holten und vom ganz großen Fußball am Dallenberg träumten, anstatt in Bescheidenheit eine kontinuierliche Mannschaft in Liga 2 zu etablieren. Ein Félix Magath kann mit all seinen Kontakten ohne Zweifel etwas bewegen, aber dafür braucht es auch eine Stadt welche hinter einem solchen Projekt steht. Aber schauen wir uns einmal die heilige Dreifaltigkeit in Person unserer Bürgermeister an, nun, diese beschäftigen sich allenfalls mit sich selbst und mit Provinzpossen. Eine Stadt wie Freiburg zeigt, wie man eine Bundesligamannschaft über viele Jahre mitträgt und in allen Belangen unterstützt, mit der Unterstützung der gesamten Bevölkerung. Davon sind die Kickers und die Stadt Würzburg Lichtjahre entfernt, siehe Stadion. Die Bauzeit hätte vermutlich länger gedauert als der Berliner Flughafen, Würzburg halt.
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  • M. W.
    So viele wahre Worte... Danke dafür...
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  • K. F.
    genau so isses, lieber lutterbeck, die mainpost bringt schon manchmal sachen ans tageslicht wo man nur schlichtweg mit dem kopf schüteln kann, bild-zeitung lässt grüßen! was kann ein herr magath aus seiner zauberkiste herausholen, wenn diese leer ist, sprich: die würzburger fußballer keinen oder nur schlecht fußball spielen können? jeder schaufelt sich das eigene grab, so in diesem sinne auch die würzburger kickers. sollen sie doch in die amatuerklasse absteigen und dann braucht die stadt auch kein stadion mehr zu bauen! geld gespart an richtiger stelle!
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  • d. e.
    Was soll dieser Samstagsbrief? Nachtreten ? Von einer Zeitung wünsche ich mir schon mehr Qualität !
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  • A. H.
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  • A. H.
    nachtreten? Eher nicht, sondern mitschwimmen auf der in Wü ach so populären Anti-Magath / Fischer-Welle......
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  • H. S.
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  • K. T.
    Falls dieser unnötige Brief überhautpt in den "Dunstkreis" von Herrn Magath gelangen sollte, werden ihm diese Zeilen ein Lachen auf die Lippen zaubern!
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  • R. S.
    Das ist den Magath eh egal was hier geschrieben steht Er wird sich nie dem stellen
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  • A. H.
    Wieso sollte er auch?
    Er hat lediglich das gesagt bzw. getan, was ein bei allen seinen anerkannten Verdiensten um den Verein übermütig gewordener Geldgeber hören wollte.
    Was ich nicht verstanden habe war, dass er sich auf seine alten Tage noch einmal auf so was eingelassen hat.....
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  • R. B.
    Kohle lacht!
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