Die Hoffnungen ruhen auf dem Juni. Auf dass dann Kultur mit körperlich anwesendem Publikum wieder möglich ist: Das mainfränkische Literaturfestival MainLit soll heuer von 8. bis 26. Juni seine zweite Auflage erleben. MainLit hatte im vergangenen Jahr seine erfolgreiche, wenn auch schließlich von Corona abgewürgte Premiere in und um Würzburg gefeiert. Die Fortsetzung kommt nun nicht wie ursprünglich gedacht schon im Februar, sondern eben erst im Frühsommer.
Dank der Unterstützung durch das Bundesprogramm "Neustart Kultur" könne man sogar auch dann wirtschaftlich arbeiten, wenn nur 30 Prozent der Plätze verkauft werden könnten, sagte Wolfgang Heyder bei der Vorstellung des Programms per Video-Pressekonferenz. Heyder, der in Bamberg bereits seit einigen Jahren das Festival BamLit veranstaltet (das schon im April beginnt), ist zusammen mit Jochen Bähr Geschäftsführer der Würzburger Version.
Wieviel im Juni tatsächlich geht, kann im Moment noch niemand sagen. Achim Könneke, Kulturreferent der Stadt Würzburg, lobte deshalb die Risikobereitschaft der Veranstalter: "Sie hätten ja auf Nummer sicher gehen und erst 2022 weitermachen können." Aber Kunst und Kultur müssten trotz allem stattfinden. "Jede Lesung ist für die Autoren wichtig, damit sie mal wieder auf einer Bühne stehen und Einkommen generieren können." Inzwischen wüssten selbst deutschlandweit bekannte Künstler nicht, wie sie ihren Kühlschrank füllen sollen, so Könneke.
Drei Bereiche: Sachbuch, Literatur, Biografie
In drei inhaltliche Bereiche teilt Wolfgang Heyder das Programm: Sachbücher, Literatur und Biografien. Über 30 Veranstaltungen sind terminiert, die derzeit noch kaum planbaren Kinderlesungen an den Schulen nicht mitgerechnet.
Immer häufiger werden heute Sachbücher zu "brennenden Themen" zu Bestsellern, hat Heyder beobachtet. Bei MainLit sind sie vertreten etwa durch ARD-Wetter-Moderator Sven Plöger (10. Juni), der sich mit dem Klimawandel befasst, den "Spiegel-TV"-Reportern Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer, die über "Die Macht der Clans" recherchiert haben (13. Juni), oder durch Boris Palmer, seit 2007 Oberbürgermeister von Tübingen, Grünen-Querkopf und Verfechter einer eigenständigen Anti-Corona-Strategie (24. Juni).
Für den Bereich Literatur stehen der Schriftsteller Uwe Timm, der am 11. Juni aus seinem neuen Buch "Der Verrückte in den Dünen" lesen wird, Wladimir Kaminer mit "Rotkäppchen raucht auf dem Balkon" (10. Juni) oder Navid Kermani, der mit "Morgen ist da" eine Auswahl seiner Reden präsentieren wird (24. Juni). Kermani gilt als einer der profiliertesten Denker und Redner des Landes, seine Auftritte im Bundestag zum Grundgesetz oder die Dankrede zum Friedenspreis des deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche hatten großen Einfluss auf den öffentlichen Diskurs zu Themen wie Europa, Islam oder Amerika.
Ihre Autobiografien stellen Konstantin Wecker (9. Juni) und Paul Maar (13. Juni) vor, wobei bei Wecker weniger mit einer Lesung als vielmehr mit freiem Vortrag inklusive unplugged gesungener Lieder zu rechnen sei, so Heyder. Paul Maar wiederum beschreibt in "Wie alles kam" nicht sein ganzes Leben, sondern den Weg, wie er selbst zum Schreiben kam.
Die regionale Kulturszene ist mit dem Autorenkreis Würzburg vertreten (20. Juni), einer Lesung mit Ulrike Sosnitza (17. Juni) und – regional etwas weiter gefasst – mit Auftritten von Mundartautoren wie Klaus Karl Kraus und Andreas Arnold. Aus dem Programm von 2020 werden Sebastian Fitzek (10. Juni), Lea Rieck (11. Juni), Gregor Gysi (12. Juni) und Wolfgang Kubicki (16. Juni) ihre coronabedingt verschobenen Lesungen nachholen. Zu den bewährten Veranstaltungsorten wie Keller Z87 oder Gut Wöllried sind unter anderem die Kulturscheune Höchberg und der Staatliche Hofkeller hinzugekommen.
Der Vorverkauf zum MainLit 2021 beginnt am Freitag, 5. Februar. Ab dann gibt es alle Informationen zu Tickets, Terminen, Orten und Autoren auf der Webseite www.main-lit.de