
25 Lesungen namhafter Autoren in drei Wochen: Vom 26. Februar bis zum 19. März 2020 findet das erste mainfränkische Literaturfestival MainLit in Würzburg statt. Unter den Gästen sind unter anderem Axel Hacke, Friedrich Ani, Gregor Gysi, Hajo Seppelt, Bärbel Schäfer, Dunja Hayali und Sebastian Fitzek, aber auch Vertreter der örtlichen Literaturszene. Dazu gibt es in Schulen des Landkreises eintrittsfreie Lesungen für Kinder und Jugendliche, unter anderem mit Paul Maar, dem Erfinder des Sams. Das Konzept funktioniert seit 2016 unter dem Titel BamLit in Bamberg. Nun also eine Würzburger Ausgabe unter der Regie von Wolfgang Heyder und Jochen Bähr.
Wolfgang Heyder: Nein, ganz und gar nicht. Wir waren selbst sehr überrascht. Wir sind vollkommen zufällig dazugekommen. Ich bin zwar ausgebildeter Deutschlehrer, bin aber nie in den Lehrberuf gegangen.

Heyder: Auf einem Neujahrsempfang des Bamberger Stadtmarketings hat Paul Maar als Festredner gesagt, Bamberg hat alles – Symphoniker, Theater, Basketball, Bier, Dom, Weltkulturerbe. Was fehlt, ist ein Literaturfestival. Das hat Landrat Johann Kalb sofort aufgegriffen. Also haben Klaus Stieringer, Vorsitzender des Stadtmarketings, und ich beschlossen, das anzugehen.
Heyder: Wir sind zum Buchhandel, zur Uni, haben mit den Autoren Tania Kinkel, Nevfel Cumart, Nora Gomringer geredet. Da war viel positive Stimmung, es gab aber auch Bedenken. Wir wussten ja noch nicht, was passieren würde. Außer, dass das Festival von Anfang an auf wirtschaftlichen Füßen stehen sollte.
Heyder: Wir haben schnell festgestellt, dass das schwer zu finanzieren ist, dass Kultur teuer ist. Die Eintrittspreise bei Lesungen können nur eine bestimmte Höhe haben. Dann kam noch die Idee hinzu – auch von Paul Maar –, kostenlose Kinderlesungen anzubieten. Wir haben dann eine UG gegründet, eine Unternehmergemeinschaft, das ist eine kleine GmbH. Wir haben Zuschüsse bekommen, von Stadt, Landkreis und auch Oberfranken-Stiftung, aber uns war von Anfang an klar, dass wir damit kein Geld verdienen können und auch nicht wollen.
Heyder: Da gab es einen weiteren Zufall. Wir wurden auf Thomas Kraft aufmerksam gemacht, der seit 2013 eine Literatur-Agentur betreibt. Es stellte sich heraus, dass es der Thomas Kraft war, den ich mal als Basketballtrainer trainiert habe. Er ist sehr gut in der Literaturszene vernetzt, weil er jedes Jahr mehrere solcher Festivals macht. Bald hatten wir auch die Schirmherren Paul Maar, Nevfel Cumart und Tania Kinkel, und so ist es uns gelungen, innerhalb von nur einem Dreivierteljahr Geld und Inhalt auf die Beine zu stellen. Normalerweise dauert so etwas zwei Jahre.

Heyder: Da haben Sie Recht. Weil wir Zuschüsse kriegen, können wir keinen Gewinn erwirtschaften. Selbst wenn wir einen Überschuss erzielen, können wir den nicht ins nächste Jahr übertragen. Wenn es dagegen ein Minus gibt, muss das die UG tragen. Das ist schon eine kuriose Regelung. Aber es hat von Anfang an sehr viel Spaß gemacht, gerade mit den Autoren – die sind alle sehr nahbar. Und wir hatten volle Hallen.

Heyder: Wir haben am Anfang zwei Dinge falsch gemacht. Wir sind zu oft in zu große Hallen gegangen. Das kann man einmal machen, aber nicht fünfmal. Der zweite Fehler waren zu viele zu kleine Lesungen. Das Mittelmaß fehlte. Lesungen mit 300, 350, 400 Menschen, die sind das Salz in der Suppe. Die muss man hinkriegen. Trotzdem hatten wir im ersten Jahr eine Auslastung von 85 Prozent, im zweiten dann von 90 Prozent. Bei manchen Lesungen waren 8000 Leute – und das bei einem Nischenprodukt.
Heyder: Sie brauchen Zugpferde. Wir hatten sehr prominente Namen in allen Genres, Martin Walser etwa oder die Nobelpreisträgerin Herta Müller. Und es sind keine Wasserglas-Lesungen. Die sind immer moderiert, es gibt immer ein Gespräch. Wenn Sie Gregor Gysi ganz nah erleben, ist das schon beeindruckend. Oder Konstantin Wecker, den man eher als Musiker kennt. Auch die Politiker, Peer Steinbrück oder Boris Palmer. Das werden Sie auch in Würzburg erleben: Zwei Stunden nach der Lesung bleiben die da, signieren und reden mit den Menschen. Man hat fast das Gefühl, die sind glücklich, mal aus ihrem Elfenbeinturm rauszukommen.
Jochen Bähr: Und sie werden von uns gut betreut, das macht auch viel aus.

Jochen Bähr: Wolfgang Heyder und ich kennen uns viele Jahre aus dem Basketball-Geschäft. Mir geht es jetzt schon zum zweiten Mal so, dass ich eine Sache anfange, bei der ich nicht fest in der Materie stecke. Das war schon mit Basketball so. Aber wenn man Unternehmer ist, arbeitet man sich gerne ein und entwickelt etwas Neues. Wolfgang war mir schon damals immer treuer Ratgeber. Nachdem wir beide aus dem Sport raus mussten, sind wir immer in Kontakt geblieben und haben die Möglichkeit eines gemeinsamen Projekts im Auge behalten.
Heyder: Ich wurde von Autoren gefragt, ob wir nicht auch in Würzburg etwas machen sollten. Mir war klar, dafür brauche ich eine Station in Würzburg, sonst hat das keinen Sinn. Also habe ich den Jochen gefragt und der war sofort dabei.
Bähr: Ich habe gesagt, inhaltlich kann ich wahrscheinlich wenig helfen, aber da haben wir ja den Wolfgang Heyder und Thomas Kraft. Aber die Kontakte zu Sponsoren und Veranstaltern aus meinem Netzwerk bringe ich natürlich gerne ein. Und gemeinsam daran zu arbeiten, dass das Festival für jeden interessant ist, das ist eine ganz wunderbare Aufgabe.
Bähr: Wir hatten in Würzburg zwei, drei Hürden zu überwinden, das ist hier ja oft so. Wenn man mit etwas Neuem kommt, begegnet einem bestenfalls vorsichtige Zurückhaltung.
Heyder: Die Bedenken der örtlichen Szene haben wir deutlich gespürt, die sind aber inzwischen zu 80 Prozent ausgeräumt. Wir haben viele gute Gespräche geführt, und jetzt ist da eine positive Erwartungshaltung für das Thema, das ja die Literatur insgesamt weiterbringt. Wir haben immer gesagt, wir wollen alle mitnehmen. Das war auch in Bamberg so. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz. Außerdem ist das Programm so vielschichtig, dass ich davon ausgehe, dass wir an fast jedem Abend ein komplett anderes Publikum haben werden. Ich bin überzeugt, dass wir für Würzburg ein noch schlagkräftigeres Programm haben als bei der ersten Ausgabe in Bamberg.
Beginn, wenn nicht anders angegeben, 19.30 Uhr