
Am 30. September startet das Theater Schloss Maßbach mit der französischen Komödie "Der Vorname" in die neue Spielzeit. Das Stück gibt den Tenor der Saison vor und geht damit auf Wünsche des Publikums ein: "Die Menschen sehen gerne etwas Heiteres, wenn es gerade so finster ist wie jetzt", sagt Theaterleiterin Anne Maar. Hier also ein Blick in die Zukunft und eine Bilanz der vergangenen Saison.
Der Rückblick
"Wir konnten trotz Pandemie immer recht gut spielen", sagt Anne Maar über die vergangene Spielzeit. Die geräumige Lauertalhalle ersetzte mit 100 Plätzen das Intime Theater im Schloss mit seinen - abstandslosen - 87 Plätzen. Hier konnten 61 Vorstellungen stattfinden, gesehen von 3820 Zuschauerinnen und Zuschauern, was im Intimen Theater einer Auslastung von 73 Prozent entsprochen hätte.
Zum Vergleich: In der letzten vorpandemischen Saison 2018/19 sahen 6053 Menschen 79 Vorstellungen, Auslastung 89 Prozent. In der - hoffentlich - letzten Corona-Saison 2021/2022 kamen also ein Drittel weniger Zuschauer.

Die Stücke der Freilichtsaison hatten eine "extrem unterschiedliche" Auslastung, sagt Anne Maar. Während "Cyrano in Chicago" nicht so viele Menschen lockte, kam "Top Job Ehemann" richtig gut an. Spitzenreiter bei der Auslastung war mit 87 Prozent das Kinderstück "Rico, Oskar und die Tieferschatten".
Das Publikum
Das Publikum kehrt noch nicht in Scharen ins Theater zurück. Das beobachtet auch die Unterfränkische Landesbühne. Und jetzt kommen auch noch die Preissteigerungen: "Die Menschen kaufen nicht Karten für mehrere Vorstellungen, sondern suchen sich eine raus. Und zwar die, die am lustigsten klingt", hat Anne Maar beobachtet.

Erste Auswertungen einer Publikumsumfrage ergaben: Die vergangene Spielzeit wurde als zu düster empfunden, was auch daran lag, dass die Zusammenstellung der Stücke von vielen coronabedingten Verschiebungen geprägt war, wie Dramaturg und Grafiker Christoph Thein erläutert. Wobei manche Rückmeldungen durchaus kurios anmuten: "1984" wurde als "zu aktuell" empfunden. Das Stück "Die fetten Jahre sind vorbei", das mit jeder Menge besorgniserregender Daten und Fakten zum Klimawandel aufwartet, kam hingegen sehr gut an.
Der neue Spielplan
Die Saison 2022/23 soll also insgesamt heiterer werden. Auf "Der Vorname", wo eine Diskussion unter französischen Intellektuellen eskaliert, ob man heute ein Kind "Adolphe" nennen darf, folgt ab 18. November "Elling", eine Komödie über zwei entlassene Psychiatrie-Patienten, die sich im Leben draußen zurechtfinden müssen.
Weitere heitere Stoffe: "Trennung frei Haus" (ab 28. April 2023) über einen "Trennungsagenten", bei dem sich plötzlich Beruf und Liebesleben überschneiden; "Emmas Glück" (ab 16. Juni), die unwahrscheinliche Liebe zwischen einem todkranken Gauner und einer schlauen Bäuerin; "Die Perle Anna" (ab 29. Juli), einst Paradestück von Theatergründerin Lena Hutter (1911-2003), über eine Hausangestellte, die mit viel Witz eine trudelnde Ehe rettet.

Ernste Stoffe gibt es freilich auch: Susanne Pfeiffer wird Heinrich von Kleists Novelle "Michael Kohlhaas" für die Bühne adaptieren und Regie führen (ab 20. Januar). Ein Stück, in dem aus Gerechtigkeitssinn blutiger Fanatismus wird - sehr gut möglich, dass auch dieses angesichts derzeitiger Entwicklungen als "zu aktuell" empfunden werden wird. Ausdrücklich aktuell ist hingegen der Krimi "4min 12sek", in dem es um die unabsehbaren Folgen eines intimen Videos im Netz geht.
Das Geld
Die Finanzen bleiben ein Problem des Theaters: "Wenn wir so weitermachen, werden wir 2023 ein Defizit von 110.000 Euro haben", sagt Anne Maar. Zwar sei das Haus als Privattheater nicht an Tarifverträge gebunden, aber die aktuelle Erhöhung der Mindestgage könne man dennoch nicht einfach ignorieren. Hinzu kommen vielerlei Preissteigerungen, von der Energie bis zum Holz, das um 100 Prozent teurer geworden ist. "Wir arbeiten deshalb schon immer so viele unserer alten Bühnenbilder um, wie irgend möglich", sagt die Theaterleiterin.

Die Förder- und Hilfsprogramme zu Corona laufen aus, neue sind kaum in Sicht, zumal sie oft an unerfüllbare Konditionen geknüpft sind: "Wir fallen oft zwischen die Regeln, da brauchen wir gar nicht erst Anträge zu stellen", sagt Anne Maar. Die Theaterchefin bemüht sich deshalb um eine Erhöhung der Zuschüsse. Durch dieses Jahr werde man noch gut kommen, denn es laufen noch Zuschüsse nach, die nicht gezahlt worden waren. Schwieriger wird es 2023, zumal noch niemand vorhersagen kann, wie sich das Publikum verhalten wird.
Und dann gibt es noch eine schlechte Nachricht, die niemand gebraucht hätte: Im relativ neu erbauten Fundus ist Schimmel festgestellt worden. "Die Lüftungsanlage ist zu klein und wurde außerdem falsch bedient, weil niemand richtig eingewiesen worden war", so die Theaterleiterin. 25.000 Kleidungsstücke und der Raum selbst müssen also gereinigt, ein Entfeuchter angeschafft werden. Voraussichtliche Kosten: 40.000 Euro. Anne Maar: "Wir werden einen Spendenaufruf starten."
Alle Informationen zu Stücken und Terminen unter www.theater-massbach.de