Theater passiert immer im Moment. Menschen erleben etwas gemeinsam im Hier und Jetzt. Auf diese Faszination setzen die Maßbacher Theatermacher seit mehr als 70 Jahren. Seit 1960 haben sie auf Schloss Maßbach drei Spielstätten und absolvieren außerdem Gastauftritte in der Region. Mit rund 300 Vorstellungen im Jahr erreichen sie 50 000 Zuschauer. Doch bei allem persönlichen Engagement stellte sich in jüngster Vergangenheit immer wieder die Frage, ob man das Theater werde halten können, sagt Theaterchefin Anne Maar. 2018 entschloss sie sich, eine Unternehmensberatung zu beauftragen. Die Ergebnisse sind vielversprechend. Klar ist jetzt aber auch, dass an der Finanzschraube gedreht werden muss, um das Theater für die Zukunft abzusichern.
Anne Maar: "Theater ist immer ein Zuschussbetrieb"
Denn ein Theater kostet in erster Linie Geld. "Theater ist immer ein Zuschussbetrieb", sagt Maar. "Aber wir haben auch einen öffentlichen Auftrag und bespielen die ganze Region." Das Theater, inzwischen Unterfränkische Landesbühne, hat mehr als 40 Mitarbeiter. Ein Drittel davon sind Schauspieler. Darüber hinaus sorgen Schreiner, Schneiderinnen, Bühnenbauer, Techniker und Büromitarbeiter für einen reibungslosen Theaterbetrieb.
Die Personalkosten machen, wie andernorts auch, rund 75 Prozent des Jahresbudgets von 1,2 Millionen Euro aus. Doch Anne Maar stellt klar: "Wir zahlen extrem niedrige Löhne, Gehälter und Gagen." Deswegen werde es auch immer schwieriger, gute Schauspieler und geeignetes Personal zu finden. Zudem seien in den vergangenen Jahren immer wieder die Preise für Holz (Bühne) und Stoffe gestiegen. Und natürlich muss auch die Pacht für das Maßbacher Schloss an den Freistaat entrichtet werden. "Aber wir spielen immerhin 50 Prozent unseres Etats selbst ein", sagt die Chefin nicht ohne Stolz.
Unternehmensberatung nahm die Bilanzen von drei Jahren unter die Lupe
Im Dezember 2018 begann die Unternehmensberatung actori (München) mit der Analyse des Theaterbetriebs und spezialisierte sich dabei auf den Zeitraum 2015 bis 2017 – Jahre, in denen das Schlosstheater, nach Maars Angabe, zwischen 15 000 und 45 000 Euro Verlust einfuhr. Bei der Analyse zog actori zum Vergleich andere Theater heran, so die Landesbühnen Dinkelsbühl, Rottach-Eggenfelden und Schwaben, aber auch das Privattheater Wolfgang Borchert (Münster) und die Freilichtbühne Clingenburg.
"Wir sind extrem erfolgreich", ist Maars erstes Fazit zur Optimierungsanalyse der Unternehmensberatung. Dabei hellt sich ihre Miene deutlich auf. Im Vergleich zu den drei Landestheatern habe die Unterfränkische Landesbühne jährlich mehr Gastspiele vorzuweisen. Und im Vergleich zu den Privattheatern machte actori mehr Zuschauer aus. Auch bei den Freilichtaufführungen (derzeit läuft "Wir sind die Neuen") schneide Maßbach besser ab. Positiv vermerkte die Unternehmensberatung auch, dass man in Maßbach von 300 Vorstellungen allein 100 für Kinder und Jugendliche anbiete. "Damit schnitten wir im Vergleich nochmal sehr gut ab." Auch das theaterpädagogische Element sei gewürdigt worden.
Die Gagen der Schauspieler liegen zwischen 1750 Euro und 2000 Euro – brutto
In der Analyse zeigte sich zudem, dass die Gagen in Maßbach erheblich niedriger liegen als beim günstigsten Theater in öffentlicher Hand. Die Theaterchefin sagt ganz offen: "Die Gagen der Schauspieler liegen zwischen 1750 Euro und 2000 Euro brutto. Wir gleichen nicht mal die Inflationsrate aus, wenn wir von Zeit zu Zeit die Gagen minimal erhöhen." Andererseits koste beispielsweise ein neues Bühnenbild auch schon 1800 Euro, und das Holz dazu werde immer teurer.
"Dass wir offensichtlich sehr gut sind, freut uns alle sehr", sagt die Theaterleiterin. Dennoch sei das Fazit der finanziellen Situation ernüchternd. "Wir müssen die Preise jetzt erhöhen." Die Unternehmensberatung empfiehlt die stufenweise Anhebung der Gastspielpreise für Kinderstücke um 31 Prozent, für Komödien um 40 Prozent und für Klassiker um 22 Prozent. In Maßbach sollten die Ticketpreise , laut actori, um 2,5o bis 5 Euro steigen.
Gastspiele im Fokus: Zu weite Anreisen, zu geringe Honorare
Was die Gastspiele angeht, seien rund 40 Prozent im Jahr 2017 als defizitär bezeichnet worden, sagt Maar. Nach den Recherchen von actori liege das vor allem daran, dass zu kleineren Ortschaften teilweise weite Anfahrten unternommen würden und dort dann ein geringes Honorar erzielt werde. Fazit: Entweder muss der Preis erhöht oder ein zusätzlicher Zuschuss von Seiten der Politik verhandelt werden.
"Wir haben bereits begonnen, die ersten Empfehlungen umzusetzen", so Maar. Für sie ist klar, dass die Maßbacher Bühne bleiben muss. "Theater ist als Kunstform ein Beitrag zur Gesellschaft." Auf der Bühne finde die Auseinandersetzung mit der realen Welt statt.