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München/Würzburg
Milliarden für Münchens S-Bahn: Bleibt Unterfrankens ÖPNV dafür auf der Strecke?
Der Münchner S-Bahn-Ausbau wird um Milliarden Euro teurer. Regionale Projekte wie eine Regio-S-Bahn Mainfranken oder die Mainschleifenbahn stehen deshalb in Frage.
Ist Unterfranken beim Bahn-Ausbau wegen des Milliarden-Desasters bei der Münchner S-Bahn auf dem Abstellgleis? Experten fürchten jedenfalls um wichtige Bahn-Projekte in der Region.
Foto: Martin Sage | Ist Unterfranken beim Bahn-Ausbau wegen des Milliarden-Desasters bei der Münchner S-Bahn auf dem Abstellgleis? Experten fürchten jedenfalls um wichtige Bahn-Projekte in der Region.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:25 Uhr

Glaubt man Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU), muss niemand in Unterfranken um den regionalen Schienennahverkehr fürchten: Zwar wird der vor allem von Bund und Bayern bezahlte zweite Münchner S-Bahn-Tunnel mit mindestens sieben Milliarden Euro mehr als doppelt so viel kosten, wie bislang geplant. Doch die Finanzierung dieser sogenannten zweiten Stammstrecke "geht nicht zu Lasten anderer Schienen-Verkehrsprojekte, weder in anderen Städten, noch im ländlichen Raum", beteuert der Niederbayer. Zu diesem Versprechen stehe er auch ganz persönlich.

Das klingt zu schön, um wahr zu sein – denn schließlich kann man auch im finanziell gut gepolsterten Freistaat Bayern jeden Euro nur einmal ausgeben. Und sieben Milliarden Euro für München – wenn auch über 15 Jahre gestreckt – sind eine dicke Stange Geld. Bleiben also tatsächlich noch Mittel für Unterfranken übrig – etwa für eine Regio-S-Bahn-Mainfranken, den Straßenbahnausbau in Würzburg, die Mainschleifenbahn oder mehr barrierefreie Bahnhöfe in der Region?

Bleibt für den Rest Bayerns kein Geld mehr übrig?

Zweifel scheinen angebracht: So zitierte etwa die "Süddeutsche Zeitung" kürzlich aus einer internen Planung des Bundesverkehrsministeriums zur Finanzierung von Schienenverkehrsprojekten in Deutschland bis 2026: Demnach sollen etwa 2023 aus dem sogenannten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) rund 446 Millionen Euro nach München fließen, davon 315 Millionen in die zweite Stammstrecke. Für den Rest Bayerns bleiben dagegen nur 19 Millionen Euro übrig. In den Folgejahren sieht es offenbar nicht viel besser aus.

Wenn die Regierung trotzdem behaupte, der Rest Bayerns werde unter dem Münchner Milliarden-Desaster nicht leiden, dann zeige dies entweder Desinteresse, Unwissenheit "oder es ist aus wahlkampftaktischen Gründen glatt gelogen", schimpft Markus Büchler, ÖPNV-Experte der Grünen im Landtag.

Grüne: Mehrkosten in München führen bereits zu Streichungen in Unterfranken

Die unterfränkische Grünen-Abgeordnete Kerstin Celina sieht sogar schon erste Auswirkungen der Zusatzkosten in München für Unterfranken: So wolle das bayerische Verkehrsministerium etwa keinen durchgehenden Halbstundentakt mehr auf der Strecke Würzburg-Ochsenfurt-Marktbreit. Celina fordert deshalb von Ministerpräsident Markus Söder, bei der zweiten Stammstrecke schnell "die Reißleine zu ziehen": Andernfalls werde "auf absehbare Zeit kein Geld mehr in den Ausbau der Schiene" etwa in Unterfranken fließen, fürchtet sie.

Halbleib (SPD): Keine klaren Zusagen der Söder-Regierung für regionale Projekte

Auch der unterfränkische SPD-Abgeordnete Volkmar Halbleib hat nach der Antwort des Ministeriums auf eine entsprechende Landtagsanfrage Sorge um regionale Schienenprojekte: Es gebe aus München weder ein klares Bekenntnis zur Regio-S-Bahn noch klare Zusagen zur Finanzierung der Mainschleifenbahn oder der neuen Würzburger Straßenbahnlinie 6. Selbst die Finanzierung weiterer barrierefreier Bahnhöfe in Unterfranken bleibe offen: "So kann das nicht weitergehen", findet Halbleib. Söders Regierung müsse ÖPNV-Projekte in Franken mit dem gleichen Einsatz angehen, wie in München, verlangt er. 

Das Verkehrsministerium in München sieht sich dagegen völlig zu Unrecht am Pranger: Für die Regio-S-Bahn werde aktuell eine Machbarkeitsstudie erstellt. Diese könnte mit einem festen Takt Würzburg mit Lauda, Ansbach, Nürnberg oder Bamberg verbinden – inklusive möglicher Reaktivierungsstrecken. Für die Mainschleifenbahn greife ein Sonderprogramm für touristische Strecken. Für die Würzburger Straßenbahn sei zudem die Stadt zuständig und für die barrierefreien Bahnhöfe die Bahn. Und für die Bundesmittel für den Schienenausbau gebe es zudem keine Länderquoten – weshalb der Vorwurf, das Geld aus Berlin gehe nur noch nach München, falsch sei: Die jeweilige Förderung hänge allein an der Dringlichkeit der einzelnen Projekte.

Minister: Derzeit in Bayern weder Ausbau des Angebots noch der Infrastruktur möglich

Bei jedem Projekt, dass der Bund finanziere, werde Bayern trotz der Milliardenbelastung in München seinen Anteil weiter beisteuern, beteuert Bernreiter. Allerdings kritisiert er zeitgleich, dass in Berlin die Mittel für den Schienenausbau aktuell sogar schrumpfen. Derzeit sei deshalb in Bayern auf der Schiene weder der Ausbau des Angebots noch der Infrastruktur möglich, räumte der Verkehrsminister kürzlich ein.

In Unterfranken muss man deshalb wohl noch länger auf echte Verbesserungen im Schienenverkehr warten: Planungen, etwa zum Ausbau der überlasteten Schienenwege rund um Würzburg, stünden derzeit noch am Anfang, erklärte das Verkehrsministerium. Entlastungen hier könnten deshalb "voraussichtlich erst ab den 2040er Jahren greifen".

 
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  • Die Bevorzugung Altbayerns ist seit der Annektion der fränkischen Territorien durch das vormalige Kurfürstentum Baiern ab 1806 auch dank der französischen Prägung dieser Zeit (Zentralismus) gängige Praxis im heutigen Freistaat. Nix Neues also...
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  • Dennoch sollte Neues auch mal denkbar sein... eine Option wäre etwa eine Länderneugliederung auf Basis des Grundgesetzes nach § 29 (1).
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Und wie würden Sie sich diese Neugliederung vorstellen?
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  • Bezogen auf § 29 (1) des GG: "Das Bundesgebiet kann neu gegliedert werden, [...]. Dabei sind die landsmannschaftliche Verbundenheit, die geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge, die wirtschaftliche Zweckmäßigkeit sowie die Erfordernisse der Raumordnung und der Landesplanung zu berücksichtigen."
    Wie eine Neuordnung dementsprechend aussähe, dürfte wohl kaum schwer zu erraten sein...
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  • Lebenhan1965
    @ Szyslak

    Es gab vor Jahren ein Referendum in Brandenburg zum Zusammenschluss mit Berlin.

    Das war eindeutig negativ für eine Fusion ausgefallen. Wollen Sie hier den Willen der Wähler übergehen?
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  • uwe.luz@t-online.de
    S-Bahn München. Berliner Verkehrsbetriebe. 49-Euro-Ticket usw. usw.

    Alles Politik von Stadtmenschen für Stadtmenschen. Wir vom Land finanzieren, dass die grünen Herrschaften sich mit der "tollen" Infrastruktur ihrer Städte brüsten können.

    Und wir bleiben abends nach 19 Uhr und am Wochenende zu Hause, weil kein Bus fährt.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Vollkommen richtig, VOB, zudem leistet sich Berlin dieses Ticket ohne es sich eigentlich leisten zu können. Auf wessen Kosten?
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  • robert.erhard@gmx.de
    Berlin ist ja praktisch Pleite und lebt vom Geld der Geberländer und hier vor allem von unserem Bayerischen Geld!
    Die geben auch gerne Geld aus was sie Ihnen eigentlich nicht gehört und kaufen sich die Menschen mit Geschenken und Wohltaten!
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  • Arcus
    „Planungen, etwa zum Ausbau der überlasteten Schienenwege rund um Würzburg, stünden derzeit noch am Anfang, erklärte das (bayrische)Verkehrsministerium. Entlastungen hier könnten deshalb "voraussichtlich erst ab den 2040er Jahren greifen".
    Kein Wunder, hatte doch bis vor kurzem die CSU das Verkehrsministerium 16 Jahre im Griff. Und dem Ausbau des Schienenverkehrs durch das Chaosteam Dobrindt, Scheuer, Bär und Co so ziemlich alles in den Weg gelegt, was es gab.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Jetzt rühren Sie aber einen großen Topf mit allem möglichen drin rum!
    In Würzburg wäre ebenso wie in München auch zuerst der Vorhabensträger die Stadt!

    Größter Zahler ist der Bind! Das ist Fakt!
    Dann der Freistaat und DB und die Stadt!

    Heuer hat der Bund (Wissing) verzögert!

    Da hilft das ständige CSU Bashing von Ihnen nichts!

    Würzburg hat kein Geld und München hat geschlafen! Uns mal auf den Punkt zu bringen!
    Und mit Geld hat es weder ein Sozi, noch ein Grüner!
    Und Ihre Ringbahn hat es nicht mal auf eine Planung geschafft!

    Zudem ist es eine falsche Behauptung, dass die CSU (aus ideologischen Gründen) etwas (Ringbahn) verhindert hätte! Niemand hat dies gewollt und würde es wollen!
    Zum einen gab es keine CSU Regierung im Stadtrat sondern nur Rote mit Grünen und zum anderen haben nur Grüne Ideologische Schollklappen!
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  • engert.andreas@gmx.de
    Dass in München was passieren muss, steht außer Frage - die Stammstrecke ist seit Jahren heillos überlastet!
    Aber das darf nicht zulasten anderer Verkehrsprojekte auf dem Land gehen. Die Verteilung
    449 Mio für die Stadt - und nur noch 19 Mio dann für den Rest des Freistaats, sorry das geht gar nicht!
    Und selbst wenn ich von den 449 Mio die 315 Mio für die Stammstrecke abziehe (als besondere Maßnahme) und nur noch die regulären Finanzmittel für den ÖPNV anschaue, bleibt es immer noch bei einer Verteilung 134 Mio für München und 19 Mio für den Rest des Landes - und das ist durch NICHTS gerechtfertigt, entspricht in keinster Weise der Verteilung der Bevölkerung Bayerns!
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  • robert.erhard@gmx.de
    Die Stammstrecke München ist Aufgabe der Stadt.
    Wer regiert die Stadt seit Jahren?

    Das Land Bayern und der Bund sind nur Cofinanzierer dieser Maßnahme.

    Die Ursache für das gewaltige Chaos in München Selt liegt in der Amtszeit von Oberbürgermeister Ude begründet. In dieser Zeit, als SPD und die Grünen München regierten, sind keinerlei Entwicklungsmaßnahmen und Projekte im Schienenverkehr geplant und projektiert worden.
    Wenn 10-15 Jahre nichts gemacht wird, muss die Zeche in der Zukunft gezahlt werden.
    Von daher sind sowohl die Aussagen von Frau Celina und Herr Halbleib pure Ablenkungsmanöver um von der eigenen Unfähigkeit.
    Zudem gibt es Planungen die durch Haushaltsmittel verfügt wurden und die offensichtlich nach wie vor Bestand haben.
    Von daher ist sowohl der Artikel, als auch die Beiträge der Grünen und der SPD Abgeordneten völlig überflüssig.
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  • Arcus
    Sorry, aber machen Sie sich bitte schlau. Es war die CSU, die trotz vieler Warnungen an der teueren Tunnellösung festhält. Auch die enormen Kostensteigerungen und Bauzeitverzögerungen sind Nicht erst seit gestern bekannt. Sie drangen aber nicht an die Öffentlichkeit, weil das im CSU Wahlkampf als störend empfunden wurde.
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  • Arcus
    Ich zitiere hier mal die Süddeutsche Zeitung vom 1. Juli dieses Jahres: „Das Problem für Söder: Die zweite Stammstrecke für die S-Bahn könnte nach Berechnungen des bayerischen Verkehrsministeriums deutlich später fertig werden als gedacht (2037 statt 2028) und fast doppelt so teuer werden wie bei Vertragsunterzeichnung kalkuliert: 7,2 Milliarden statt 3,8 Milliarden Euro. In dem Vertrag sagt der Bund zu, "60 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten" zu übernehmen. Eine Gesamtsumme wird ebenso wenig genannt wie ein Fertigstellungstermin. Auch zu der Verteilung eventueller Mehrkosten gibt das Vertragswerk nichts her. Stattdessen heißt es, die "Finanzierungszuständigkeit" liege beim Freistaat Bayern und bei der Deutschen Bahn.“
    Die Deutsche Bahn hat aber kein Geld, sondern braucht Geld vom Staat. Und im Aufsichtsrat der Bahn sitzen seit dem Regierungswechsel auch nicht mehr Söders Kumpane und können mauscheln.
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  • Die Ursache für das Chaos in München ist das auf dem altbayerischen Zentralismus zurückzuführende Wachstum in Oberbayern. Bei einer entsprechend überbordenden Zuwanderung dort ist es kein Wunder, dass die Infrastruktur hinterherhinkt. Doch warum sollen wir hier in Franken dafür bluten...?
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  • Arcus
    Die CSU versenkt Milliarden im Münchner Untergrund und Unterfranken bleibt auf der Strecke. Das wollen Söder und seine Kumpane nicht hören. Aber es ist Fakt.
    Bereits in den 80er Jahren gab es Vorschläge einer Ringbahn, ähnlich wie in Berlin. Die funktioniert dort schon seit Jahrzehnten. In München wurde das von der CSU aus ideologischen Gründen verhindert. Eine Ringbahn wäre schon längst gebaut und nicht nur deutlich billiger, sondern auch effizienter als die von der CSU beschlossenen Tunnellösung.
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  • ch-osswald@t-online.de
    Sonderprogramm für die Mainschleifenbahn? Bisher drückt sich der Freistaat doch vor Finanzierungszusagen obwohl die Potentialanalyse die geforderten Werte weit übertroffen hat. Aber in München Geld in unbegrenzter Höhe versenken, beschämend !
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  • Radler15402510
    ach… hat nicht die agenda21 behauptet, durch den Bürgerentscheid Talavera kommt die Regio-S-Bahn nicht?
    Stimmte das gar nicht?

    Wieweit ist in München die Stadt dafür verantwortlich?
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