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UNTERFRANKEN
Gewinner und Verlierer der Hitzewelle in Unterfranken
Hitzewelle       -  Ein Ort, an dem man es bei dem Wetter aushalten kann: Auf der Wiese im Freibad.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa) | Ein Ort, an dem man es bei dem Wetter aushalten kann: Auf der Wiese im Freibad.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:57 Uhr

Die Menschen schwitzen, Landwirte bangen um ihre Existenz, dem Main droht ein Fischsterben. Die Hitzewelle hat Unterfranken fest in ihrem Griff. Es gibt auch Gewinner der Hitzewelle - schwitzen müssen sie auch.

Das sind die Gewinner

Speiseeishersteller: Wenige Dinge verkaufen sich in heißen Sommern wohl besser als cremiges Speiseeis. Kein Wunder, dass Eisdielenbesitzer in Unterfranken von guten Geschäften berichten. „Das Geschäft läuft natürlich sehr gut bei der Hitze“, sagt etwa Thomas Firsching, Inhaber der Schweinfurter Eisdiele „Eisgeliebt“. Besonders begehrt seien momentan fruchtige Sorten wie Ananas, Pfirsich und Zitrone. Geht es nach Firsching, könnte es jedoch glatt fünf Grad kühler sein, manchen Leuten sei bei diesen Temperaturen sogar der Weg zur Eisdiele zu weit. Ähnliches berichtet Jonathan Zenglein vom Würzburger Eiscafé „Benito“: „Die Leute kommen vor allem morgens und abends zu uns – ist ja klar, wer hat schon Lust, bei den Temperaturen auf die Straße zu gehen.“ Auch seien die Arbeitsbedingungen bei der Hitze nur schwer zu ertragen, schließlich produziere die Kühlung des Speiseeises auch Wärme, die dann wiederum die Verkäufer abkriegten.

Mineralwasserunternehmen: „Dieses Wetter ist für uns der beste Verkaufsmotor“, sagt Michael Bartholl, Vorsitzender Geschäftsführer des Mineralwasserunternehmens Frankenbrunnen. So sei etwa die Nachfrage nach Getränken im Vergleich zu normalen Sommermonaten im zweistelligen Bereich höher. Trotzdem stelle es eine ernstzunehmende Herausforderung dar, mit der Produktion und dem Transport hinterherzukommen. Um die Nachfrage bedienen zu können, würden die Schichten in der Logistik bereits um 4 Uhr beginnen und auch am Wochenende gäbe es viel zu tun. Bisher sei jedoch alles gut gegangen. Ähnlich sieht das beim unterfränkischen Getränkehersteller Bad Brückenauer aus. Dort wurden im Juli zweistellige Zuwachszahlen erreicht. „Besonders beliebt ist natürlich Mineralwasser, aber auch Saftschorlen“, so Nicole Spahn, Sprecherin des Unternehmens.

Campingplätze: Das Camping-Geschäft boomt bei der Hitze. „Wir sind jeden Tag ausgebucht und auch unser Biergarten ist jeden Abend voll“, sagt Stefan Schmitt, Inhaber des Campingplatzes „Kalte Quelle“ bei Würzburg. Weil er jeden Tag wieder Leute wegschicken muss, will Schmitt nun sogar zusätzliches Gelände kaufen. „Jedes Jahr sind es mehr Leute, die bei uns campen wollen“, so Schmitt. Überraschenderweise seien es inzwischen vor allem junge Menschen, die mit luxuriösen Wohnmobilen durch Deutschland reisen.

Brauereien: Obwohl Temperaturen von über dreißig Grad schlecht für den Bierverkauf sind, lassen sich auch die unterfränkischen Brauereien zu den Gewinnern der Hitzewelle zählen. Zwar fanden klassische Biere in den letzten Wochen nicht gerade reißenden Absatz. Umso besser verkauften sich dafür Biermischgetränke und Softdrinks. „Unsere Limonaden verkaufen sich ordentlich“, kommentiert etwa Karl-Heinz Pritzl, Geschäftsführer der Ochsenfurter Brauerei Kauzen-Bräu und hält dabei doch fest: „Dieses Wetter ist nicht mehr bierfreundlich“. Ähnlich sieht das Peter-Michael Himmel, Geschäftsführer der Marktstefter Privatbrauerei Kesselring: „Auch, wenn es in den letzten Wochen stellenweise zu heiß war für klassisches Bier, verzeichnen wir ein Rekordniveau beim Verkauf von Radler.“

Der gestiegene Absatz führt bei Getränkefachhändlern sogar zu einem Leergut-Engpass, wie Matthias Klingbeil, Produktmanager der Würzburger Hofbräu GmbH weiß: „Bislang ist es glücklicherweise nur sehr vereinzelt zu Leergutengpässen gekommen. Mit Blick auf das auch für die kommenden Tage angesagte heiße Sommerwetter bitten wir alle Verbraucher, vorhandenes Leergut nicht daheim zu sammeln, sondern zügig zurück zu geben, damit wir auch weiterhin eine möglichst uneingeschränkte Lieferfähigkeit sicherstellen können."

Das sind die Verlierer

Mainschiffahrt: Die deutsche Binnenschifffahrt ist auf einen hohen Wasserstand angewiesen, um möglichst viel Ladung transportieren zu können. Hier macht die anhaltende Hitzewelle einen großen Strich durch die Rechnung. Zwar ist die Mainschifffahrt zwischen Mainz und Straubing laut Winfried Füßl, Vorstandsmitglied der Mainschifffahrts-Genossenschaft (MSG) dank Stauregulierung nicht direkt betroffen. Kritisch sieht es jedoch bei Transportschiffen aus, die über den Main-Donau-Kanal nach Norden wollen. Statt der üblichen 1750 Tonnen Fracht, die so ein Schiff üblicherweise transportiert, sind aufgrund des niedrigen Standes der Donau aktuell nur 350 Tonnen möglich. „Wir brauchen nichts dringender als Regen“, so Füßl.

Landwirte: Größter Verlierer der Hitzewelle sind mit Sicherheit die Landwirte. Die Lage ist in ganz Unterfranken angespannt. „Wir erwarten enorme Ernteeinbußen“, sagt etwa Landwirt Steffen Beiersdorfer aus Maroldsweisach (Lkr. Haßberge). „Für dieses Jahr ist es gelaufen, das müssen wir so hinnehmen. Wir rechnen mit 400 bis 500 Euro Verlust pro Hektar.“ Wie Beiersdorfer geht es derzeit vielen Landwirten in der Region. Besonders von der Trockenheit betroffen sind Getreidesorten wie Weizen, die demnächst geerntet werden. „Für die ist es zu spät, selbst wenn es jetzt noch regnen würde“, sagt Gerd Düll vom AELF Kitzingen. „Da erwarten wir auf manchen Flächen bis zu 50 Prozent Ernteausfälle.“

Wälder: Die geringen Niederschläge der vergangenen Wochen und die stark gestiegenen Temperaturen haben die Bäume in Mitleidenschaft gezogen. Wegen der andauernden Trockenheit gibt es nun auch in Unterfranken bereits Warnungen vor Waldbränden. Die Regierung Unterfrankens spricht von „sehr hoher Waldbrandgefahr“ und lässt Experten per Flugzeug die Lage in der Region von der Luft aus beobachten. „Ich habe schon gemerkt, dass der Wald sehr mit der Trockenheit zu kämpfen hat und die Gefahr eines Waldbrandes weiterhin hoch ist“, sagt Luftbeobachter Roland Eckert. Vor allem in Spessart und Rhön zehrt die anhaltende Trockenheit an den Reserven der Bäume. „Wir brauchen dringend flächendeckenden Regen“, meint der erfahrene Brandbekämpfer.

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