Rund 170 Liter pro Quadratmeter regnet es in Würzburg in den Monaten April, Mai und Juni im Normalfall. Im als Jahrhundert-Sommer angepriesenen Rekordjahr 2003 waren es in derselben Zeit 123,8. Doch das Jahr 2018 setzt noch einen drauf: Nur 110,2 Liter Niederschlag pro Quadratmeter verzeichnete der Deutsche Wetterdienst (DWD) in den vergangenen drei Monaten für die Stadt am Main – viel weniger als normal. „Es ist aber noch zu früh, um von einer Katastrophe zu sprechen“, sagt Heiko Lukas.
Lukas ist Leiter der Abteilung Bildung und Beratung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Würzburg. „Am Anfang des Jahres hatten wir noch Glück, dass es im Winter viel geregnet hat“, erklärt er. „Dadurch hatten wir genug Wasser im Boden.“ Doch das sei mittlerweile verbraucht, die vielen Hitzetage hätten dazu beigetragen. Das Ergebnis: In Unterfranken herrscht Trockenheit.
Ausfälle in der Landwirtschaft
Denn nicht nur in und um Würzburg ist die Lage angespannt. So hat es im Raum Kitzingen in den vergangenen drei Wochen kaum geregnet, in Bad Neustadt fiel zuletzt am 11. Juni mehr als ein Liter Regen pro Tag. Insgesamt nur 20 Liter Regen seit Mitte Mai waren es in Dippach, einem Ortsteil von Maroldsweisach (Lkr. Haßberge). Dort lebt Landwirt Steffen Beiersdorfer. Für ihn hat die Trockenheit drastische Folgen: „Wir erwarten enorme Ernteeinbußen“, erklärt er. „Für dieses Jahr ist es gelaufen, das müssen wir so hinnehmen. Wir rechnen mit 400 bis 500 Euro Verlust pro Hektar.“
Wie Beiersdorfer geht es derzeit vielen Landwirten in der Region. Besonders von der Trockenheit betroffen sind Getreidesorten wie Weizen, die demnächst geerntet werden. „Für die ist es zu spät, selbst wenn es jetzt noch regnen würde“, sagt Gerd Düll vom AELF Kitzingen. „Da erwarten wir auf manchen Flächen bis zu 50 Prozent Ernteausfälle.“ Und noch etwas an der diesjährigen Ernte ist außergewöhnlich: Sie erfolgt früher als in den meisten Jahren. „Im Februar hatten wir noch viele starke Fröste, sodass das Pflanzenwachstum zwei Wochen später los ging als normal“, sagt Experte Heiko Lukas aus Würzburg. „Aber durch die vielen Hitzetage hatten wir das schnell wieder aufgeholt.“
Frühe Ernte, weniger Ertrag
Und nicht nur das: Über den Frühling hat das Pflanzenwachstum seinen normalen Verlauf sogar überholt. So sind viele Früchte und Gemüsesorten in diesem Jahr rund zwei Wochen früher reif als sonst, der Wein ist seinem normalen Wachstum teilweise sogar vier Wochen voraus. „In diesem Jahr ging die Getreide-Ernte schon um den 19. Juni los“, sagt Gerd Düll. „Sonst haben wir erst Anfang Juli mit der Wintergerste angefangen.“
Obwohl manche Felder bereits abgeerntet sind, wäre Regen für die Landwirtschaft dennoch wichtig. Denn er könnte Gemüsesorten, die erst im Herbst von den Feldern geholt werden, helfen. So könnten sich Zuckerrüben und Kartoffeln noch erholen. Allerdings nur mit reichlich Wasser. Doch das wird wohl noch weiter auf sich warten lassen. „Es bleibt knochentrocken“, sagt Andreas Friedrich, Pressesprecher des DWD.
Wassermangel auch im Wald
Darunter leidet neben Wiesen und Feldern auch der Wald. Wie Wolfgang Netsch vom AELF Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) erklärt, zehren die Pflanzen dort zwar noch von den reichlichen Niederschlägen im Frühjahr, „aber langsam wird es eng“. Hauptproblem ist neben dem Absterben von Bäumen – vor allem erst vor kurzem gepflanzte Exemplare laufen derzeit Gefahr, zu vertrocknen – der Befall durch Schädlinge.
So sind laut Netsch einzelne Fichten vom Borkenkäfer befallen. Auch bereits gefälltes Holz, das im Wald auf seinen Abtransport wartet, ist betroffen. „Es ist noch nicht dramatisch“, sagt Netsch. „Aber die ersten Anzeichen für den Befall sind da.“ Gefährlich könnte es außerdem durch die hohe Waldbrandgefahr werden. In manchen Teilen Unterfrankens, vor allem im Osten der Region, herrscht bereits die höchste Warnstufe. Für den heutigen Mittwoch, 4. Juli, hat die Regierung von Unterfranken deshalb Luftbeobachtungen angeordnet, um etwaige Waldbrände früh zu erkennen.
Nur punktuelle Niederschläge
Den Landwirten in der Region bleibt derweil nur eine Option: Auf eventuell vereinzelt auftretende Gewitter und den damit verbundenen Regen hoffen. Denn Gewitter gab es in diesem Jahr häufig. Der Niederschlag sei dadurch sehr punktuell gewesen, erklärt Gerhard Düll aus Kitzingen. „Die Trockenheit ist nicht einheitlich“, sagt er. Teilweise habe es in Gemeinden durch Gewitter bedingt reichlich Niederschlag gegeben, in Nachbarorten sei nicht ein Tropfen vom Himmel gefallen. Doch auch der gewitterbedingte Regen ist nicht immer wünschenswert. Teilweise ist er mit heftigen Stürmen und Hagel verbunden, die die Pflanzen auf den Feldern beschädigen und so die Ernte ebenfalls negativ beeinflussen können.
Das trifft zum Beispiel auf die Reben zu. Hagelkörner können die Trauben anschlagen und so zu Fäulnis führen. Mit der derzeitigen Trockenheit hat der Weinbau dagegen wenig zu kämpfen. „Andere Pflanzen sind da stärker betroffen“, erklärt Daniel Heßdörfer von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg). „Die Rebe wurzelt relativ tief und hat deshalb geringere Probleme.“
So schlimm kanns aber meiner Meinung nach nicht sein. Immer größere und teurere Maschinen, immer mehr neue Ställe. Keiner der armen Landwirte würde doch investieren wenn sichs nicht rechnen würde. Aber die Subventionen laufen ja, und offenbar umso besser je mehr man jammert. Die Landwirtschaft ist die mit Abstand am stärksten subventionierte Branche. 40% des EU Haushalts sind Landwirtschaftssubventionen.
Andere Branchen verschwinden oder schrumpfen sich gesund oder passen sich anderweitig an wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen. Das gilt auch für Bereiche die weit mehr für die Wirtschaftskraft unseres Landes beitragen oder beigetragen haben als die Landwirtschaft. Vielleicht sollten sich die Bauernvertreter darüber mal Gedanken machen.