Die freien Tage im eigenen Land zu verbringen wird in Deutschland immer beliebter: Laut des Deutschen Tourismusverbands machte 2016 rund ein Drittel aller Deutschen im Inland Urlaub. Über 30 Millionen Übernachtungen entfielen dabei im vergangenen Jahr auf deutsche Campingplätze – ein Rekord für die Branche. Auch die Betreiber in Unterfranken erleben seit einigen Jahren einen regelrechten Ansturm auf ihre Campingplätze in der Region und passen ihre Angebote immer mehr den Wünschen der Kunden an.
Der Campingplatz wird zur Ferienanlage
Knapp 500.000 Menschen übernachteten laut Georg Spätling vom Landesverband der Campingwirtschaft in Bayern auf unterfränkischen Plätzen. Die Entwicklung hin zum Urlaub in Deutschland bleibt auch bei den Betreiber- und Tourismusvereinen nicht unbemerkt. „Die Branche rüstet auf“, sagt Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes. Die Campingplätze spiegelten mit Fitnesskursen, Frühstücksbuffet und Luxusparzellen mit eigenem Sanitärhäuschen den Wunsch der Gäste nach höherem Komfort wider – wie eine Ferienanlage. Auch das Übernachten in Mobilheimen oder Schlaffässern werde immer beliebter.
Auf diesen Trend setzt der im Main-Tauber-Kreis gelegene Azur Campingpark in Wertheim. Er ist einer der knapp 50 unterfränkischen Plätze, die der Landesverband der Campingwirtschaft in Bayern listet. Neben den klassischen Camping-Angeboten haben Urlauber auf dem Gelände die Möglichkeit, in einem großen Fass zu übernachten. „Unsere Campingfässer sind sehr beliebt“, sagt Karola Klatt von Azur Camping. Im Trend lege eindeutig das „Glamping“ – eine Wortneuschöpfung für glamouröses Camping. Die Fässer sind mit einem Doppelbett ausgestattet, bieten mehr Komfort und sind für einen kurzen Aufenthalt gedacht.
Kuraufenthalt mit dem Wohnmobil
Laut Viktoria Groß vom Deutschen Camping–Club (DCC) erweitern viele Betreiber in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren das Angebot, um ihr Gelände attraktiver zu machen. Findige Marketingleute hätten sich das „Glamping“ ausgedacht. Dafür wird häufig mit Bäckereien, Schwimmbädern und dem öffentlichen Nahverkehr zusammengearbeitet. Manche Campingplätze kooperieren sogar mit Arztpraxen und Krankenkassen, um einen Kuraufenthalt zu ermöglichen. In Franken sind es 15 an Heilbädern und Kurorten.
Ausgefallene Freizeitangebote gibt es am Campingplatz in Neuschleichach im Steigerwald nicht, nicht einmal eine Bademöglichkeit. Trotzdem ist auf der alten Pferde- und Schafskoppel immer gut Betrieb. 60 Stellplätze gibt es auf der am Waldrand gelegenen Fläche, 56 davon sind von Dauercampern belegt. „Manche Camper kommen schon seit 35 Jahren auf unseren Platz“, sagt Betreiberin Manuela Kundmüller, „wir sind wie eine kleine Familie.“ Die Familie hat ihr Wohnhaus direkt am Gelände, auf Wunsch nimmt Hans Kundmüller Interessierte mit auf die Jagd in den Steigerwald. „Früher waren wir fast ein richtiger Rentner-Club“, so Kundmüller.
Inzwischen kämen aber verstärkt Jüngere nach Neuschleichach. Die meisten Dauercamper haben eine Stadtwohnung in Würzburg, Schweinfurt oder Nürnberg. Vor allem in den heißen Sommermonaten lockt die Urlauber die kühle Luft in den Steigerwald. Die Ruhe zu genießen und etwas Wandern zu gehen genüge den Leuten, so Kundmüller. „Viel mehr Möglichkeiten haben sie auch nicht. Wir sind hier am Ende der Welt.“
Luxus beim Campen kostet
Beide Formen des Campings werden in Franken wahrgenommen. Die Preise für eine Nacht auf einem der unterfränkischen Campingplätzen schwanken dabei zwischen zwei bis acht Euro. Ein Stellplatz kostet zwischen 2,50 und 23 Euro. „Camper schätzen vor allem die Individualität“, sagt Groß vom DCC. An einem Wochenende ginge es mit dem Reisemobil und ein paar Kumpels zum Grillen auf einen eher ruhigen Platz, ein anderes Mal mit der Familie für ein langes Wochenende zum Campen. Da falle die Wahl oftmals auf einen besser ausgestatteten Campingplatz, beispielsweise mit Freibad und Restaurant. Solche Annehmlichkeiten wirken sich auf den Preis aus. „Glamping“ kostet schnell mal viermal so viel wie das normale Campen.
Viele mieten ein Wohnmobil
Ein Blick auf die Neuzulassungen von Reisemobilen bestätigt den Trend. 2016 rollten knapp 13 300 Reisemobile erstmals über den Asphalt, 2014 waren es noch 9967. Wer keinen hohen fünfstelligen Betrag für sein mobiles Zuhause ausgeben möchte, kann ein solches auch mieten. „Das Mieten wird definitiv immer populärer“, sagt Sebastian Hirth von der Firma Steigerwaldmobile in Untersteinbach, „vor allem bei Familien mit kleinen Kindern.“ Ein Wohnmobil kostet 70 bis 90 Euro pro Tag. Bei Luxusmodellen können darauf auch bis zu 150 Euro werden.