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800 neue Windräder in Bayern? Was Aiwanger im Landtag zu Söders Ausbauziel sagt
Energieminister Aiwanger sollte im Landtag erklären, wie Bayern mehr grünen Strom erzeugen will. Welche Fragen dabei offen blieben – und was die Opposition davon hält.
Wo bekommt Bayern in Zukunft seinen Strom her? Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) vor einer Regierungserklärung zur bayerischen Energiepolitik im Landtag. 
Foto: Sven Hoppe, dpa | Wo bekommt Bayern in Zukunft seinen Strom her? Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) vor einer Regierungserklärung zur bayerischen Energiepolitik im Landtag. 
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 13.02.2024 08:30 Uhr

Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) will sich nicht auf fixe Ausbauziele für die Windkraft in Bayern festlegen: "Wir werden eine Vermehrfachung der Leistung hinbekommen müssen", sagte Aiwanger in einer Regierungserklärung im Landtag. Eine "Zahlendebatte" um neue Anlagen bringe nichts.

Eben diese Zahlendebatte hatte jedoch kürzlich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eröffnet – als er erklärte, mit den von seiner Regierung beschlossenen Lockerungen der umstrittenen 10-H-Abstandsregel könnten in den nächsten Jahren rund 800 neue Windräder in Bayern entstehen. Derzeit gibt es etwa 1100 Windräder. Auf Nachfrage erklärte Söder damals, die Zahl 800 stamme von Aiwanger. Doch der Freie-Wähler-Chef will dies nicht bestätigen und nannte Söders Ausbauziel kürzlich sogar "aus der Luft gegriffen".

Söder, der Aiwangers Regierungserklärung fernblieb, hatte zudem vor zwei Wochen mit Zustimmung der Freien Wähler versprochen, die aus erneuerbaren Energien erzeugte Strommenge in Bayern in nur acht Jahren verdoppeln zu wollen. Wie er aber diesen "Energieplan" nun konkret umsetzen will, ließ der Energieminister im Landtag offen. Auf welchen Flächen genau zum Beispiel der auf pauschal 1000 Meter reduzierte Mindestabstand für Windräder von der Wohnbebauung künftig gelten soll, ist nach wie vor weitgehend unklar: "Hier kommen in Kürze die Freigaben und dann wird in Bayern ausgebaut", beteuerte Aiwanger nur. Auch Details zum angekündigten Ausbau von Solaranlagen, Wasserkraft und Biogas nannte er nicht.

Kann Bayern mit den beschlossenen Lockerungen die Habeck-Vorgabe erfüllen?

Offen ließ Aiwanger auch, wie das von Bundesklimaminister Robert Habeck (Grüne) geforderte Ziel, künftig rund zwei Prozent der Landesfläche für die Windkraftnutzung auszuweisen, mit den beschlossenen Lockerungen erreicht werden soll. Habeck hatte im Januar bei einem Besuch in Bayern angekündigt, die 10-H-Regel notfalls ganz abzuschaffen, sollte die Staatsregierung beim Windkraftausbau nicht alleine schnell vorankommen.

"Seiltanz ohne Netz": Aiwanger fordert vom Bund längere Atom-Laufzeiten

"Erneuerbare Energien sind bei den Strompreisen ein Plus", räumte Aiwanger ein. Deshalb sei der Ausbau auch "aus Preisgründen dringend geboten". Aktuell sei angesichts des Krieges in der Ukraine jedoch vor allem eine größere Sicherheitsreserve an Kohle, Öl und Gas notwendig, um die rund 1,3 Millionen Industriearbeitsplätze in Bayern nicht zu gefährden. Auch das Atomkraftwerk Isar 2 müsse zur Sicherheit länger am Netz bleiben, forderte er. Die Ampel-Regierung in Berlin verweigere sich jedoch aus ideologischen Gründen solchen Lösungen, kritisierte Aiwanger: Gerade für die von Gaskraftwerken abhängige Stromversorgung in Bayern sei dies aber "ein Seiltanz ohne Netz".

Nur nach Berlin zu zeigen und "keinen einzigen konkreten Vorschlag zu machen, wie Bayern seine Energiekrise selbst in den Griff bekommen will", sei "wirklich erbärmlich", hielt Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann Aiwanger vor. Dabei habe gerade Söder in der Energiepolitik "vieles angekündigt, aber gar nix geliefert". Als Beispiel nannte Hartmann eine von Söder bereits 2020 geforderte Solardach-Pflicht für private Neubauten. Auch SPD und FDP warfen der Regierung in der Energiepolitik Versagen vor, die AfD kritisierte die Abschaltung der Atomkraftwerke.

Grünen-Chef Hartmann: CSU hat mehr Angst vor Windrädern als vor Diktatoren

Um unabhängig von russischem Gas und arabischem Öl zu werden, müsse in Bayern der erzeugte Strom aus Solar- und Windkraft bis 2030 vervierfacht werden, forderte Hartmann. Vor allem die CSU habe jedoch offenbar "mehr Angst vor Windkraftanlagen als vor Diktatoren", kritisierte der Grüne. Solle die Energiewende gelingen, brauche man in Bayern jedoch "Macher" – anstatt einen Regierungschef, "der die Verantwortung nur abschieben und aussitzen will".

 
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  • ropel
    wenn man von energieimporten unabhängig werden will (muß), muß man was tun. die alte regierung hat sich gelobt, die EE niederzuknüppeln. man hat hier leichtfertig ZUKUNFTS-technologie aus dem land verjagt. der schaden für die zukünftigen generationen wird in den 3-stelligen milliarden betrag gehen.
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  • haas-hyr@t-online.de
    Die Auswirkungen der 10h-Regel hat die Forschungsstelle für Energiewirtschaft 2016 drastisch vor Augen geführt: Sie errechnete für Bayern ein technisches Windenergiepotenzial von 76,8 GW, bei einem Abstand von 10h zur Wohnbebauung indessen eine Reduktion um 95-97% auf 3 GW. So wurde in der Region Würzburg tatsächlich zwi­schen Sept. 2014 und Sept 2017 kein einziges neues Windrad errichtet und zwischen Sept. 2017 und März 2021 waren es nur drei.
    Kopfschüttel.
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  • haas-hyr@t-online.de
    Sachlichkeit war gestern. Dazu erspare ich mir jeden weiteren Kommentar. Man sieht ja gleich, für wen wissenschaftliche Forschungsstellen ein rotes Tuch sind.
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  • DieWahrheit
    stellt fest, dass 75% des Stromes in den urbanen Gebieten verbraucht wird.

    Die Landbevölkerung muss aber die Windräder ertragen, die erhöhten Netzentgelte zahlen und zum Schluss wollen uns die Städter auch noch vorschreiben wie wir unseren Wald zu behandeln haben.

    Wenn die Energiewende zu Gunsten des Klimas gelingen will, dann muss jede Region, jede Stadt dafür sorgen, dass sie für sich mehr grünen Strom erzeugt wie sie verbraucht!

    Fazit:

    Jetzt sollten München, Nürnberg, Bamberg, Würzburg, Schweinfurt zunächst auch selbst dafür sorgen, dass sie mehr grünen Strom erzeugen.

    München z.B. im Englischen Garten 375ha
    Nürnberg z.B. auf dem Messegelände 30ha oder Reichsparteitagsgelände 58ha
    Bamberg z.B. in der Wolfsruhe 461ha oder zwischen Wildensorg und Gaustadt 350ha
    Würzburg z.B. auf der Frankenwarte 61ha
    Schweinfurt z.B. in den Conn Barracks 200ha

    Also dann nicht nur Reden Herr Hartmann handeln!

    40 Windräder im englischen Garten.

    Nehmen Sie sich ein Beispiel an Baden-Württemberg!
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  • klafie
    genau so isses. wieder mal ne luftnummer von klein markus und groß oiwonger. kann der geschwafel bald nicht mehr hören. wenn sie neue windräder bauen wollen, bitte schön, wir in unterfranken sind genug damit bedient. sollen sie doch mal in die schöne bergwelt manche bauen, möchte nicht wissen, was für ein geschrei da los ist! weg ist dann die csu!
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  • robertkremling@web.de
    Im Zuge des Ukraine-Krieges und der Finanzierung Russland wurde bekannt, dass täglich 200 - 300 Millionen Euro (ich wiederhole: täglich) an Russland gezahlt wurden. Mit diesem Geld hätten wir unsere Infrastruktur der Energieversorgung schon lange auf Erneuerbare Versorgung im eigenen Land autark umstellen können. Insgesamt eine schwache Leistung der Politik - und wo blieben die Wirtschaftsfachleute?
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  • haas-hyr@t-online.de
    Wieder eine neue Luftnummer von Söder, Aiwanger & Co. Windeier statt Windräder. Schließlich stehen ja bald wieder Wahlen an.
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  • ropel
    vor ca. 10 jahren war der damalige Umweltminister Altmeier bei einer veranstaltung in BadMergentheim, auch hier ging es um die Erneuerbaren Energieen. ich konnte folgende worte an ihn richten: "herr altmeier, setzten sie sich dafür ein, daß an den europäischen küsten und in den mittelgebirgen 500.000 neue windräder gebaut werden. nicht nur wg. der co2-ersparnis, auch um von energieimporten unabhängiger zu werden. " leider wurde das nicht realisiert, man hat die EE mit verschiedenen restruktionen ausgebremst.
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  • Laeufer61
    Mit Ihrer Verknüpfung...

    ...von erneuerbaren Energien mit dem "Morgenthau-Plan" disqualifizieren Sie sich jetzt selbst!
    Sie wollen doch sicher nicht verdächtigt werden, unterschwellig rechten Geschichtsrevisionismus zu betreiben? Das hat schließlich die NS-Propaganda bereits 1944 getan!
    Quelle u.A.: " https://de.wikipedia.org/wiki/Morgenthau-Plan "
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  • Laeufer61
    @hentinger, mein Problem mit Ihrer Aussage?...

    ...Sie unterschlagen jetzt scheinbar ganz bewußt etwas Wesentliches (auch aus meinem Link): " US-Präsident Franklin D. Roosevelt verwarf den Entwurf nach einigen Wochen; er gelangte nie in ein konkretes Planungsstadium und war nie zur politischen Realisierung vorgesehen. "

    Sie sollten schon die Entstehung aus der damaligen Situation des Krieges dazu schreiben wenn Sie "diesen Plan" mit der jetzigen Wirklichkeit verbinden.
    Die wenigsten der jüngeren Generation haben vermutlich bisher überhaupt etwas davon gehört und ich finde es unredlich, wie Sie das einfach so in einen Zusammenhang setzen.

    Ihre Bemerkung über "Leute wie Sie" erstaunt mich schon sehr.
    Sie kennen mich nicht und können mich auch nicht pauschalisieren.
    Es ist mir aber egal, wie Sie über mich denken!

    Mir geht es nur um sachliche Richtigstellung des "Morgenthau-Plan" (einer Einzelperson) in Bezug auf die derzeitige Debatte um erneuerbare Energien.

    kwt
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Neue Windräder und Solarparks werden kommen, da führt kein Weg dran vorbei.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    20 Jahre lang gepennt

    und statt jetzt endlich Nägel mit Köpfen zu machen (was uns langfristig nicht erspart bleiben wird) sollen jetzt sogar nochmal die Dinos Atomkraft und Kohleverbrennung vom Friedhof der Weltgeschichte geholt werden. Fehlt bloß noch, dass der MP ("...die CSU ist das neue Grün", Zitat: Ende) auch die Dampflok wieder vom Abstellgleis holt, um Strom zu sparen...
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  • stotch
    Die Versäumnisse manifestieren sich ja bereits jetzt zum Standortnachteil. Tesla baut in Grünheide, Intel geht nach Magdeburg. Das hat auch Aiwanger mittlerweile gemerkt und schreit nach Zuschüssen vom Bund.
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  • mpmonika
    Alles durch die frühere CDU/CSU Regierung hausgemachte Probleme! Nur Stillstand und die schwarze Null im Haushalt waren wichtig…. Und jetzt auf die Ampel schimpfen die erst seit wenigen Monaten im Amt ist!
    Und wieder fallen viele Wähler drauf rein!
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  • fuchsastefan@web.de
    @grayjohn
    Da gibt es nichts hinzuzufügen! 👍
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