Handball, 2. Bundesliga, Männer
Eulen Ludwigshafen - Wölfe Würzburg
(Zweiter Weihnachtsfeiertag, 16 Uhr, Friedrich-Ebert-Halle)
Es gibt wenig bis nichts, das vor dem letzten Spieltag des Jahres in der 2. Handball-Bundesliga darauf hindeutet, dass sich die Wölfe Würzburg (20./4:30) am zweiten Weihnachtsfeiertag bei den Eulen Ludwigshafen (5./22:10) mit zwei Punkten bescheren werden.
Nicht ihre Auswärtsschwäche: Seit dem 2. April hat das Team von Trainer Julian Thomann in fremden Hallen nicht mehr gewonnen. Nicht ihre Negativspirale dieser Saison: Nur zwei Siegen stehen 15 Niederlagen gegenüber. Und schon gar nicht ihr letzter Auftritt: Im Heimspiel gegen Kellerkonkurrenz VfL Eintracht Hagen schenkten sie eine Zehn-Tore-Führung nach der Pause her und verloren mit 31:33. Demoralisierender geht es nicht. Dass es mit Steffen Kaufmann und Julius Rose trotzdem zwei Akteure in die Mannschaft des 17. Spieltages der Liga schafften, entbehrte nicht einer gewissen Absurdität.
"Ich verstehe einfach nicht, warum wir so ängstlich auftreten", sagt Thomann. "Denn eigentlich haben wir nichts mehr zu verlieren."
Die Winterpause nach dem Spiel in Ludwigshafen sehen bei den mehr denn je abstiegsbedrohten Würzburgern vermutlich alle herbei. Die Eulen stehen in der am Ende relevanten Tabelle, in der die Partien gegen den ukrainischen Gastklub Zaporizhzhia nicht gewertet werden, aktuell auf dem zweiten Aufstiegsplatz hinter Spitzenreiter Balingen-Weilstetten. Nach zuvor sechs Siegen in Folge erlitt ihre Formkurve zuletzt in Nordhorn-Lingen (20:24) und gegen Konstanz (30:30) einen kleinen Knick.
Sergej Gorpishin löste seinen Vertrag mit dem russischen Klub ZSKA Moskau auf
In der Mannschaft von Michael Abt gibt es für die Wölfe ein Wiedersehen mit ihrem ehemaligen Kollegen Sergej Gorpishin. Nach dem Ausfall von Christian Klimek holten die Eulen den Kreisläufer, der schon 2020 Nothelfer gewesen war, im September zurück in die Pfalz.
Gorpishin, russischer Staatsbürger, aber geboren in Erlangen und aufgewachsen in Deutschland, war zu dem Zeitpunkt vereinslos, nachdem er seinen bis 2023 datierenden Vertrag beim russischen Klub ZSKA Moskau nach einer Spielzeit aufgelöst hatte. Mit dem Erstligisten wurde Gorpishin Vizemeister und Vize-Pokalsieger.
Gorpishin erlebte in Moskau den Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine mit
"Ich wollte zurück nach Hause", begründet der Sohn des zweimaligen russischen Handball-Olympiasiegers Wjatscheslaw "Slava" Gorpishin seinen vorzeitigen Abgang aus Moskau, während der sprichwörtliche Elefant im Raum steht. Der 25-Jährige hatte in Russlands Hauptstadt, wo noch ein Teil seiner Familie lebt, den Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar miterlebt, der dort bis heute bloß "Spezialoperation" genannt werden darf.
Im Sommer kehrte er zu seinen in Hildesheim lebenden Eltern zurück, die 1995 nach Deutschland gekommen waren. Er hielt sich selbstständig fit und machte gelegentlich beim Landesligisten HSG Deister-Süntel mit, den sein Vater trainiert. "Dann haben mein Berater und ich frühzeitig Gespräche mit Klubs geführt. Mit dem Angebot der Eulen habe ich mich auf Anhieb am wohlsten gefühlt, zumal ich einen Großteil der Mannschaft noch kannte", sagt Gorpishin. In Ludwigshafen bekam er einen Vertrag bis Saisonende.
Mit Anfeindungen in der Liga aufgrund seiner Herkunft wurde der russische Nationalspieler nicht konfrontiert. "Viele fragen sehr interessiert nach meiner Zeit in Moskau und rechnen es mir an, dass ich meinen Vertrag bei ZSKA aufgelöst habe."
Was den Wölfen Würzburg einen Funken Hoffnung machen kann
Den sportlichen Niedergang seines früheren Vereins verfolgt Gorpishin mit Bedauern. "Die Wölfe werden immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben", sagt der Kreisläufer. "Rimpar war der erste Klub, nachdem ich von zu Hause ausgezogen war und alleine gewohnt habe. Dort habe ich meine Berufung in die Nationalmannschaft erlebt. Und dort wurde ich so herzlich aufgenommen. Umso mehr tut es mir leid, dass die Wölfe ums Überleben in der Liga kämpfen."
Eine einzige Sache gibt es vielleicht doch, die den Würzburgern am Montag einen Funken Hoffnung machen kann: Ihren letzten Auswärtssieg am 2. April feierten sie nach zuvor sieben Pleiten in Serie in der Friedrich-Ebert-Halle bei den Eulen Ludwigshafen, damals noch trainiert von ihrem Ex-Coach Ceven Klatt.