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HANDBALL
Sergej Gorpishins Jahr zwischen Champions League und Corona
Der frühere Kreisläufer der Rimparer Wölfe kehrte früher als geplant zurück aus Nordmazedonien vom Spitzenklub Vardar Skopje. Was dort passiert ist und was er nun vorhat.
Sergej Gorpishin in seiner Zeit beim Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe 2018.
Foto: Frank Scheuring | Sergej Gorpishin in seiner Zeit beim Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe 2018.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:33 Uhr

An Nordmadezonien hatte Sergej Gorpishin gute Erinnerungen. Im April 2018 hatte er dort seinen ersten Lehrgang mit der russischen Handball-Nationalmannschaft absolviert. Damals war der Kreisläufer gerade im Tausch für Jan Schäffer für die Rückrunde vom Erstligisten HC Erlangen an den Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe ausgeliehen gewesen. Ein Jahr später ereilte ihn wieder ein Ruf in das kleine Land auf dem Balkan.

Ein Ruf, der nicht minder verlockend war. RK Vardar Skopje bot ihm einen Vertrag an. Der 13-malige mazedonische Meister und Pokalsieger. Der fünfmalige Meister der SEHA-Liga. Der Klub, der wenig später die Champions League zum zweiten Mal gewinnen sollte. "Als 21-Jähriger zu so einem Verein zu wechseln, ist nicht das Schlechteste, was einem passieren kann", meinte Gorpishin noch im Januar dieses Jahres in einem Interview mit dieser Redaktion. Sieben Monate später sagt der mittlerweile fast 23-Jährige am Telefon: "Es ist ein bisschen anders gelaufen, als ich es mir gewünscht hatte."    

Wie ein Star in Skopje

Sergej Gorpishin ist zurück. Zurück in Deutschland, wo er aktuell bei seiner Familie in Hildesheim lebt. Und zurück auf einem unsicheren Spielermarkt, auf dem viele zumindest vorübergehend vereinslos sind. So wie der gebürtige Erlanger, dessen Zweijahresvertrag bei Vardar in gegenseitigem Einvernehmen bereits nach einem Jahr aufgelöst wurde. Was ist passiert?

Als Gorpishin im Sommer 2019 in Skopje ankam, lief erst mal alles gut. "Was hier Fußball ist, ist dort Handball: Die Menschen lieben ihn, und die Hauptstadt lebt ihn", berichtet er. "Bei den Spielen war eine unglaubliche Atmosphäre, die Fans sind verrückt. Selbst ich als neuer Spieler wurde nach einem Monat schon mal in der Stadt erkannt und um ein Foto gebeten. Das war eine der wirklich schönen Erfahrungen."    

Im April 2018 mit der DJK Rimpar Wölfe gegen den VfL Lübeck-Schwartau: Sergej Gorpishin im Einsatz am Kreis. 
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Im April 2018 mit der DJK Rimpar Wölfe gegen den VfL Lübeck-Schwartau: Sergej Gorpishin im Einsatz am Kreis. 

So wie die sportlichen. Während die zweite Mannschaft den nationalen Liga-Alltag bestritt, reiste der heute 22-Jährige mit den Stars der Ersten per Charterflieger zu Spielen der osteuropäischen SEHA-Liga in die Ukraine oder nach Weißrussland und zu Partien der Champions League nach Kiel, Porto oder Montpellier. "Mein erstes Spiel und mein erstes Tor dort gehören zu den Höhepunkten." Auch die Reise nach Saudi-Arabien zum Super Globe (Handball-Vereins-WM, Anm. d. Red.) sei ein Erlebnis gewesen. 

"Sportlich hat mich das Jahr weitergebracht", meint der der Sohn des zweimaligen russischen Handball-Olympiasiegers Wjatscheslaw "Slava" Gorpishin. Er profitierte auf und neben dem Feld von Spitzenhandballern wie Pavel Atman, Dainis Kristopans oder Stojance Stoilov. Der frühere deutsche Nationalspieler Christian Dissinger war sein Nachbar in einem Appartmentkomplex, in dem auch andere Akteure lebten.

Viel Unruhe im Klub

Doch es waren nicht nur gute Erinnerungen, die der früherer Interims-Rimparer im zurückliegenden Jahr sammelte. Erst warf ihn im Spätherbst ein Meniskusriss zurück, der ihn letztlich auch die Teilnahme an der Europameisterschaft im Januar mit Russland kostete. Dann sorgte innerhalb seines Klubs so einiges für Unruhe: zwei Trainerwechsel, Spielerabgänge, der Rückzug und Wiedereinstieg des Mäzens und teils mehrere Monate ausbleibendes Gehalt. "Das Drumherum hat uns manchmal mehr beschäftigt als der Sport. Es war zeitweise schwierig, sich auf den Handball zu konzentrieren", sagt Gorpishin.

Und dann kam auch noch Corona. "Die Beschränkungen waren härter als in Deutschland", erzählt der Kreisläufer. "Werktags durften wir nur zwischen 9 und 15 Uhr vor die Tür, um einzukaufen oder eine Runde Joggen zu gehen. An den Wochenenden durften wir die Wohnungen gar nicht verlassen. Teilweise war es eine einsame Zeit." Manchmal habe er sich mit anderen bei einem Spieler zum Grillen auf dem Balkon getroffen. Und die Ruhe genutzt, um für die Uni zu lernen. Im Juni flog er zurück nach Deutschland.

Der Zweimetermann will Handballprofi bleiben und in Erlangen sein Maschinenbau-Studium fortsetzen; durch Corona geht das auch digital von Hildesheim aus. Oder von dem Ort, an den ihn sein neuer Verein verschlägt. Er sei "in Gesprächen", sagt er, und "sehr optimistisch", dass er bald einen Klub finde. Vielleicht ein Zweitligist und Gegner der Rimparer Wölfe? Sergej Gorpishin lacht. Dann sagt er: "Ich kann es nicht ausschließen."

 
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