
Auch unter allen für die Würzburger Kickers ungünstigen Umständen kann der Abstieg in die Fußball-Regionalliga für das Team der Rothosen am kommenden Osterwochenende noch nicht definitiv feststehen. Es wird also nicht Braunschweigs Trainer Michael Schiele sein, der mit seiner Eintracht die Kickers endgültig in den Abgrund stößt.
Zum inzwischen dritten Mal treffen die Würzburger auf ihren Ex-Coach, in dessen Entlassung Anfang Oktober 2020 unter anderem der designierte Vorstandsvorsitzende des FWK, Benjamin Hirsch, den Anfang vom Niedergang des Ex-Zweitligisten sieht. Zweimal hat Schiele, der mit den Würzburgern 2020 den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte, um dann nach nur zwei Spieltagen freigestellt zu werden, bereits gegen die Kickers gewonnen: einmal in der 2. Bundesliga mit dem SV Sandhausen (3:2) und in der Hinrunde mit Eintracht Braunschweig (2:0). Emotional aufgeladen sind die Treffen mit dem gebürtigen Schwaben, für den Würzburg die erste Station als Cheftrainer war, nicht mehr. "Klar denkt man vor diesem Spiel auch einmal an die Zeit in Würzburg zurück. Aber es ist seitdem einfach viel passiert", sagt Schiele vor dem Aufeinandertreffen am Telefon. Beim Gespräch ist er gerade alleine in seiner Braunschweiger Wohnung in Isolation.
Ex-Kickers-Trainer Michael Schiele wegen einer Corona-Infektion in Isolation
Das letzte Spiel seiner Braunschweiger hat der 44-Jährige, dessen Familie mit Frau und den beiden Söhnen weiterhin in Dorfmerkingen auf der Schwäbischen Alb ihr Zuhause hat, verpasst. Wegen seiner Corona-Infektion musste er den 1:0-Auswärtserfolg beim SV Wehen Wiesbaden daheim vorm Fernseher verfolgen. "Die ersten Tage hatte es mich richtig flach gelegt", berichtet der Coach. Beim Heimspiel gegen die Kickers will Schiele dann aber auch wieder im Stadion an der Hamburger Straße dabei sein und mit ihm erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie auch die so genannte aktive Fanszene der Eintracht. Die Ultras werden am Samstag wieder auf ihren Plätzen stehen.
Die Würzburger Kickers wollen für Unmut bei den Fans von Eintracht Braunschweig sorgen
"Braunschweig ist pure Tradition. Das merkt man schon, wenn man ins Stadion fährt. Da sieht man sehr viel Blau-Gelb. Aber das bringt auch viele Erwartungen mit sich", sagt Schiele. Es wird ein Ziel der Würzburger Kickers sein, für Murren auf den Rängen zu sorgen. Auch Schiele will die Würzburger im Abstiegskampf noch nicht komplett abschreiben, wenngleich auch er in den zehn Punkten Rückstand aufs rettende Ufer eine große Hypothek sieht: "Das ist schon ein Brett. Man muss aber immer an die Chance glauben. Abgerechnet wird erst am Schluss."
Er freue sich auf das Wiedersehen mit Leuten auf und neben dem Platz. So wird mit Co-Trainer Philipp Eckart, der den gesperrten Chefcoach Ralf Santelli vertreten soll, ein alter Bekannter an der Seitenlinie stehen. Eckart gehörte bereits unter Schiele zum Trainerteam der Würzburger Kickers, trifft also quasi auf einen seiner Lehrmeister.
Geschenke wird es bei Eintracht Braunschweig für die Würzburger Kickers nicht geben
Geschenke wird es in Niedersachsen für die Würzburger Kickers freilich unter keinen Umständen geben. Schließlich ist Schiele, bei dessen Amtsantritt im vergangenen Sommer eigentlich ein Zwei-Jahres-Plan für die Zweitliga-Rückkehr ausgerufen wurde, derzeit mittendrin im Aufstiegsrennen. Gegen seinen Ex-Klub erwartet er eine durchaus schwierige Aufgabe. "Sie können kicken", sagt er über die Rothosen. Die individuelle Qualität im Kader sei durchaus vorhanden. Warum die sich jedoch so selten in Ergebnissen ausgedrückt hat, könne er aus der Ferne schwer beurteilen. Die 1:2-Niederlage des FWK gegen Braunschweigs Aufstiegskonkurrenten 1. FC Kaiserslautern hat Schiele ausgiebig analysiert: "Wir dürfen nicht so viele Chancen zulassen, wie Kaiserslautern es am Freitag getan hat. Sonst können die Kickers in einen Flow kommen, der schwer zu stoppen ist. Das müssen wir unterbinden."