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Fußball: 3. Liga
Der Absturz der Würzburger Kickers scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein
Die Würzburger Kickers loben sich auch nach der 1:2-Niederlage gegen Kaiserslautern und offenbaren damit das Mentalitätsproblem, das wohl zum Abstieg führt.
Dem Abgrund einen Schritt näher: Nach dem 1:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern ist Kickers-Akteur Marvin Pourié die Enttäuschung deutlich anzusehen.
Foto: Silvia Gralla | Dem Abgrund einen Schritt näher: Nach dem 1:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern ist Kickers-Akteur Marvin Pourié die Enttäuschung deutlich anzusehen.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 09.02.2024 06:32 Uhr

Es bleibt kaum noch Hoffnung für Fußball-Drittligist Würzburger Kickers. Der Rückstand auf das rettende Ufer ist an diesem Wochenende auf zehn Punkte angewachsen. Es müssten wohl schon fünf Siege aus den letzten fünf Partien werden, damit am Ende das Wunder vom Klassenerhalt noch wahr werden könnte. Die Würzburger Kickers dürften aus der 2. Bundesliga direkt durchrauschen in die Regionalliga. Zuletzt passierte dies dem FSV Frankfurt in der Saison 2016/17. Besonderheit am Rande: Die Würzburger Kickers waren 2016 erst der zweite Klub gewesen, der in umgekehrter Richtung als Drittliga-Aufsteiger den Sprung in die 2. Bundesliga geschafft hatte. Das war zuvor nur RB Leipzig gelungen.

Man könnte es Ironie des Schicksals nennen: Marco Antwerpen. Ausgerechnet Marco Antwerpen! Der Trainer, der nach der Entlassung von Aufstiegscoach Michael Schiele in der vergangenen Saison nur fünf Spiele bei den Kickers arbeitete. Antwerpen, dem Ex-Berater Felix Magath damals nach dem Rausschmiss noch mit auf den Weg gab, er könne ja in Ruhe weiterarbeiten, nur halt woanders. Dieser Antwerpen, inzwischen mit dem Würzburger Freitagabend-Gegner 1. FC Kaiserslautern dem Aufstieg in die 2. Bundesliga sehr nah, gab den mit 2:1 geschlagenen Kickers nach der Partie mit auf den Weg: "Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist."

Nicht ganz uneigennützig freilich. Schließlich hofft ganz Kaiserslautern darauf, dass die Rothosen am Karsamstag ihrem einstigen Erfolgstrainer und Antwerpen-Vorgänger Schiele und seinem derzeitigen Klub Eintracht Braunschweig Punkte abknöpfen und den Pfälzern damit im Aufstiegsrennen helfen. Warum auch nicht? Schließlich waren die Kickers doch auch gegen die Lauterer lange ebenbürtige Gegner. Er habe keinen Unterschied gesehen, zwischen dem Aufstiegsanwärter und dem Abstiegskandidaten, meinte Kickers-Trainer Ralf Santelli.

Der Unterschied war aber –wie schon so oft in dieser Saison – auf der Anzeigetafel abzulesen. Nicht das erste Mal nach einer verlorenen Partie fanden die Kickers, gut mitgespielt zu haben. Das nutzt freilich wenig, wenn das Resultat am Schluss immer das Gleiche ist. Nun ist es sicherlich richtig, dass die Würzburger ihre Chancen auf den Klassenerhalt nicht am Freitagabend verspielt haben. Es gab viele Partien, in denen die Leistung schlechter war. Und doch stand dieses 1:2 sinnbildlich für eine Saison, in der sich die Rothosen viel zu oft nach Niederlagen selbst lobten.

Die Kickers steigen aller Voraussicht nach ab, weil sie in ihrem Kader ein massives Mentalitätsproblem haben. Natürlich wird keiner dem Team absprechen, gekämpft zu haben. Die Würzburger versuchten in der Schlussphase nach Saliou Sanés spätem Anschlusstreffer tatsächlich noch einmal viel - vergeblich. Am Gesamturteil ändert das aber nichts: Kaiserslautern wirkte, dann wenn es darauf ankam, ein Tor zu erzielen oder das eigene zu verteidigen, einen kleinen Tick entschlossener, man könnte auch sagen: motivierter. Dies waren genau die "Nuancen", die Santelli nach der Partie für die Niederlage verantwortlich machte. Und es wird auffällig, wenn dies immer wieder der Fall ist – egal, wie der Gegner heißt.

Dass die Atmosphäre innerhalb des Kaders nicht die beste ist, ist spätestens seit der vorübergehenden Suspendierung von Marvin Pourié bekannt. Dass auch im Verein hinter mehr oder weniger vorgehaltener Hand die Arbeitseinstellung mancher Profis hinterfragt wird, spricht auch eine deutliche Sprache. Von Party-Nächten nach Niederlagen ist dann zu hören, auch von respektlosem Verhalten gegenüber Vereinsangestellten und Anhängern.

Wer sah, wie die Kickers auf engem Raum am Freitag das 1:2 herauskombinierten, der mag nicht über mangelnde Qualität im Kader sprechen. Warum die Kicker sie so selten zeigten, bleibt eine große Frage. Mit Santelli hat sich nun bereits der dritte Trainer an diesen Spielern abgearbeitet.

Ein passender Abschluss zur Geschichte des Kickers-Niedergangs wäre es, wenn ausgerechnet Ex-Trainer Schiele, in dessen Entlassung nach zwei Zweitliga-Spieltagen viele, auch der designierte Vorstandsvorsitzende Benjamin Hirsch, den Anfang vom Absturz sehen, die Rothosen am kommenden Wochenende mit seinen Braunschweigern in die Regionalliga befördern würde. Geht aber sehr wahrscheinlich nicht! Weil die Konkurrenten Viktoria Berlin und MSV Duisburg sich gleichzeitig die Punkte streitig machen werden. Noch bleibt die theoretische Chance.

Dass die Kickers diese nutzen – damit rechnet kaum noch jemand.

 
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Kommentare
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  • K. F.
    wenn ab in die versenkung, dann bitte auch kein stadion. hoffentlich ist das leidliche protzthema dann mal vom tisch!
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  • U. A.
    Ist eigentlich noch einer da, der das Licht ausmachen kann?
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  • A. M.
    Warum soll das Licht ausgemacht werden? Die Kickers sind immer wieder zurückgekommen (im Gegensatz zu manch anderen Vereinen) und so wird es auch diesmal sein, da können Sie sich getrost darauf verlassen. Diejenigen, die das Dilemma der letzten beiden Saisons zu verantworten hatten sind Gott sei Dank nicht mehr für die Kickers tätig bzw. in leitenden Positionen.
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  • K. S.
    Seit 1907 wurde noch nie das Licht ausgemacht - und so soll es auch bleiben. Habe aber einmal gelesen, dass vor einigen Jahren dies bei einem anderen Stadtteilclub passiert ist!
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  • F. R.
    Die Kickers stellten einen neuen Scout vor, der von Arsenal London kam. Und neue Stadionpläne mit einem "Schlauchboot" nach Vorbild der Allianz-Arena, so groß, dass die derzeitige Haupttribüne nur als Minatur erschien, die man ggf. auch abreißen und durch eine neue Tribüne ersetzen könnte. Und am nächsten Spieltag entschied sich der Abstieg .
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  • G. K.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • J. Z.
    Bla bla bla - eines Schweinfurters.

    Die mittel- und langfristigen Hintergründe der Pläne verschweigen sie in ihrem Kommentar und reißen einfach die beiden Dinge (Sportvorstand und Stadionrenovierung) komplett aus dem Kontext.
    Herr Kost kommt als neuer Sportvorstand und wird den Kickers mit seiner Scoutingerfahrung helfen junge Talente zu entdecken. Das Stadion soll mittelfristig renoviert werden, um dann bei einer Rückkehr in den Profifussball zur Verfügung zu stehen.

    Ich denke Sie haben mit dem FC 05 Schweinfurt vor der Türe genügend Raum für Kritik am eigenen Verein, der zum x-ten Male seine Aufstiegsziele klar verfehlt hat.
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  • F. R.
    "renoviert"?
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  • M. B.
    ... ich wäre vor allem beim Thema Stadion als 100%iger ( Be- ) Nutzer einer städtischen Sportstätte ( Sammelbegriff für sämtliche Gebäude und Einrichtungen, die zur Ausübung einer Sportart dienen ) gaaaaaanz ruhig !!!!!
    Wenn der FC S**** mal ein eigenes Fußball- !! Stadion gebaut haben sollte, können wir gerne weiterdiskutieren - bis dahin aber bitte : psssssst !!!!
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  • G. B.
    Woody
    Ihre Treue und Loyalität zu den Kickers verdient wirklich Respekt. Ich verneige mich vor Ihnen.
    Und das ist nicht ironisch gemeint. Ein Echter Fan zeigt sich vor allem in schlechten Zeiten.
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  • J. Z.
    @Gert-raud
    In guten und in schlechten Zeiten.
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  • B. M.
    Mal ganz ehrlich
    Absteigen alle Altlasten ablegen und so wie es ausschaut mit guten Personal in der Vereinsführung neu anfangen .
    Nen guten Trainer und ner vernünftigen Mannschaft in der Regionalliga wieder durchstarten.
    Ich denke das ist das vernünftigste.
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  • R. H.
    Richtig !!
    Aber bitte dieses mal einen Trainer aus der Region, der Herzblut mit bringt.
    Wie es Hollerbach gemacht hat ....
    Die können auch Regionalliga....
    Kosten weniger und leisten mehr !
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