Es ist das Endspiel um die Herbstmeisterschaft in der Fußball-Regionalliga Bayern. Neun Punkte sind die Würzburger Kickers und die DJK Vilzing der Konkurrenz bereits enteilt. Am letzten Vorrunden-Spieltag treffen die beiden Teams im Chamer Vorort an diesem Samstag (14 Uhr) aufeinander. Es ist das Treffen zweier ungleicher Rivalen. Ein Vergleich in sechs Punkten:
1. Die Vereine
Dorfverein gegen Traditionsklub – so könnte man den Vergleich DJK Vilzing gegen Würzburger Kickers, verkürzt darstellen. Die 1967 gegründete DJK aus dem 1971 in die Stadt Cham eingemeindeten 550-Einwohner-Ort spielt derzeit ihre zweite Saison in der Regionalliga. Zur Erinnerung: Die Kickers aus der unterfränkischen Bezirkshauptstadt haben immerhin drei Spielzeiten in der Zweiten Bundesliga in ihrer Chronik stehen, waren 2012 Gründungsmitglied der neu geschaffenen Regionalliga Bayern. Bei der Frage, warum Vilzing nun auch in Liga vier mithalten kann, landet man schnell bei Manfred Zollner. Der Unternehmer unterstützt den Klub bereits seit den 1990er-Jahren. Seine weltweit engagierte Firmengruppe hat rund 13.000 Angestellte an 24 Standorten. Ohne seine Unterstützung wäre der momentane Erfolg nicht möglich. Die Heimspielstätte, die 2500 Menschen Platz bietet, heißt denn auch Manfred-Zollner-Stadion. Auch in Würzburg trägt die Akon-Arena den Namen des wichtigsten Geldgebers oder zumindest seiner Firma. Ohne die Unterstützung von Anteilseigner Dominik Möhler könnten die Kickers aktuell freilich auch kaum in der Regionalliga standhalten und wären vermutlich im vergangenen Jahr in die Pleite geschlittert. Die Verhältnisse und Dimensionen beim Ex-Zweitligisten sind aber komplett andere.
2. Die Zielsetzung
Bei den Würzburger Kickers macht man in dieser Saison kein Geheimnis darum: Das Ziel ist klipp und klar der Aufstieg in die Dritte Liga. Nur dort lässt sich Profi-Fußball auf Dauer realistisch betreiben. Und in Vilzing? Könnte und möchte man dort überhaupt den Sprung auf die bundesweite Fußball-Bühne wagen? Die Anlage in Vilzing kann auch bei bestem Willen niemals Drittliga-Anforderungen gerecht werden. Im benachbarten Cham wird gerade das städtische Stadion erneuert. Ursprünglich war in Vilzing das Ziel, sich in der Regionalliga zu etablieren. Ob sich das mit den aktuellen Erfolgen ändert? Derzeit deutet wenig darauf hin. So sagte Trainer Josef Eibl in diesem Monat in einem Interview auf der Webseite des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) auf die Frage, ob ein Aufstieg in die Dritte Liga realisierbar sei: "Definitiv nein! Wir sind und bleiben ein Amateurverein, verfügen nicht über die Strukturen, die für höhere Ansprüche genügen." Abteilungsleiter Roland Dachauer stellte in dieser Woche im Regionalfernsehen TVA klar, dass die DJK nicht am Lizenzierungsverfahren zur Dritten Liga teilnehmen werde: "Wir haben uns damit gar nicht beschäftigt. Wir werden keinen Gedanken daran verschwenden, unsere Strukturen zu verändern."
3. Die Mannschaft
Unabhängig von der Frage, ob es für Vilzing um den Aufstieg geht, ein Spitzenteam ist die DJK in dieser Regionalliga-Saison in jedem Fall. "Was wir in der Hinrunde geleistet haben, ist sehr, sehr gut. Was die leisten, ist sensationell", sagt Kickers-Trainer Marco Wildersinn mit Blick auf den Rivalen. Das Erfolgsrezept sei ein eingespieltes Team, das im Sommer gut ergänzt wurde. "Eine homogene Gruppe. Gut strukturiert, diszipliniert und zweikampfstark", urteilt Wildersinn über die Vilzinger: "Sie machen auf dem Spielfeld nichts Kompliziertes, aber das, was sie machen, machen sie gut." Bei den Kickers indes ist, trotz zweier Gegentore am Dienstag gegen Schalding-Heining, die Defensive das Prunkstück in dieser Saison. In Vilzing wird auch Innenverteidiger Marius Wegmann wieder in der Startelf stehen. Er ist nach seiner Kopfverletzung wieder einsatzbereit.
4. Die Trainer
Die Unterschiede zwischen beiden Klubs werden bei der Trainerposition besonders deutlich. Profi-Coach Wildersinn, der die für die Dritte Liga nötige Uefa-Pro-Lizenz besitzt, hat Sympathie für Eibl, der einst selbst mit dem SV Schalding-Heining in der Regionalliga kickte und 2014 das Toto-Pokal-Endspiel gegen die Kickers verlor. "Wir haben uns in der vergangenen Saison nach dem Spiel gut unterhalten", erzählt Wildersinn, der sich ganz und gar seiner Tätigkeit bei den Kickers widmen kann. Eibl ist hauptberuflich Realschullehrer für Religion und Sport. Derzeit macht er die Ausbildung zur Trainer-A-Lizenz, die braucht es, um dauerhaft in der Regionalliga als Cheftrainer aktiv zu sein.
5. Die Serien
Nach acht Liga- und neun Pflichtspiel-Siegen in Folge endete diese Serie für die Kickers am Dienstag mit dem 2:2 gegen Schalding-Heining. "Absolut unnötig", wie Wildersinn findet. Was die Zahl der Siege angeht, können die Kickers mit Vilzing, das in dieser Saison schon 13 Dreier holte, gleichziehen. Als erst zweites Team seit Gründung der Regionalliga Bayern im Jahr 2012 könnten die Kickers die Hinrunde ungeschlagen beenden. Bislang hatte das nur die SpVgg Unterhaching in der Saison 2016/17 geschafft. Bis zur Saisonhalbzeit alle Auswärtsspiele zu gewinnen, das hat bislang freilich noch keiner geschafft. Womöglich ist das ja eine zusätzliche Motivation für die Kickers, in Vilzing im neunten Spiel in der Fremde den neunten Sieg einzufahren. "Drei Punkte sind sowieso immer unser Ziel, egal gegen welchen Gegner", so Wildersinn, obgleich auch ein Remis zur Herbstmeisterschaft reichen würde.
6. Die Bilanz
Erst in der vergangenen Saison kreuzten sich die Wege beider Klubs. Da gab es aber gleich drei Duelle. In der Liga gewannen die Kickers zu Hause 2:1. In Vilzing aber unterlagen sie 2:3. Dabei hatte das Wildersinn-Team schon 2:0 geführt, bevor es innerhalb von zwei Minuten unmittelbar vor der Halbzeitpause zwei Gegentore kassierte und den Oberpfälzern im zweiten Durchgang sogar noch ein dritter Treffer gelang. "Da hat man gesehen, was im Fußball passieren kann. Das ist im Hinterkopf, spielt aber an diesem Samstag keine Rolle", so Wildersinn. Im Toto-Pokal-Viertelfinale stand es zwischen beiden Teams in der vergangenen Saison nach 90 Minuten 0:0, ehe im Elfmeterschießen Kickers-Keeper Vincent Friedsam drei Vilzinger Versuche parierte und das Weiterkommen sicherte.