
Die Würzburger Kickers kommen im Kalenderjahr 2023 einfach nicht in Schwung. Nach der aus Rothosen-Sicht extrem ärgerlichen und unnötigen 2:3 (2:2)-Niederlage bei Aufsteiger DJK Vilzing drohen sie nun den Anschluss an Tabellenführer SpVgg Unterhaching zu verlieren, der am bereits am Freitag mit 1:0 gegen Greuther Fürth II gewonnen hatte und zwei Wochen vor dem direkten Aufeinandertreffen der beiden Top-Teams der Fußball-Regionalliga Bayern in der Tabelle fünf Punkte Vorsprung hat. Kickers-Trainer Marco Wildersinn wollte am Samstagmittag im Chamer Stadtteil Vilzing aber nichts von einem entscheidenden Rückschlag im Meisterkampf wissen: "Wir schauen weiter nur auf uns selbst. Es sind noch genügend Spiele. Es ist nichts verloren und kein Grund nervös zu werden."
Unterm Strich bleibt freilich die Bilanz, dass die Rothosen weder in der Vorbereitung noch in den beiden ersten Ligapartien dieses Jahres ein Spiel gegen einen Regionalligisten gewinnen konnten. In den Testspielen setzte es Niederlagen gegen die Süd-West-Klubs VfR Aalen (1:2) und TSV Steinbach Haiger (2:5) sowie Liga-Rivalen 1. FC Nürnberg II (0:2). Zum Liga-Neustart kamen die Kickers daheim nicht über ein 1:1 gegen Türkgücü München hinaus. Es läuft nicht rund.
Dabei zeigten die Rothosen am Samstag eine ganze Zeit lang, warum sie vor der Winterpause so viele Punkte sammeln konnten und warum der Trainer des Gegners Josef Eibl sie auch noch nach der Partie als "stärkste Mannschaft der Liga" bezeichnete. 2:0 stand es nach 25 Minuten durch Treffer von Saliou Sané, der einen Fehler in der Vilzinger Hintermannschaft eiskalt ausnutzte (10.), und Benyas Junge-Abiol (25.). Es war eine hochverdiente Führung. Und noch nach 40 Minuten deutete wenig darauf hin, dass die heimische DJK den trotz der fast schon als katastrophal zu bezeichnenden Platzverhältnisse sicher kombinierenden Würzburgern irgendwie gefährlich werden könnten.
"Wir hätten das 3:0 nachlegen müssen", fand nicht nur Kickers-Sportdirektor Sebastian Neumann. Benjika Caciel vergab die beste von einigen Chancen, das Resultat in die Höhe zu schrauben, als er alleine auf das Heim-Tor zustürmte, den Ball aber nicht an Torhüter Maximilian Putz vorbei brachte (30.). Es war aber nicht nur er Leichtsinn in der Chancenverwertung, der die Kickers am Ende ärgern musste. "Die Haltung zum Spiel hat sich nach dem 2:0 verändert", fand Trainer Wildersinn und sein Kapitän Peter Kurzweg erklärte, was darunter zu verstehen ist: "Wir denken, wir schießen zehn Tore und haben hinten solche Räume, verlieren die entscheidenden Zweikämpfe und bekommen so ein Tor. Wir denken wohl, wir sind wer weiß wer und wollen zaubern. Stattdessen passen wir hinten nicht auf statt konsequent zu sein."

Stinksauer war Kurzweg, ob der leichtfertig verspielten Führung. Drei Minuten brauchten die Hausherren, um kurz vor dem Seitenwechsel die 2:0-Führung der Kickers zu egalisieren. Zweimal konnten die Kickers eine Flanke auf der rechten Abwehrseite nicht verhindern. Die Torschützen Fabio Pirner (44.) und Andreas Jünger, dem per Kopf der Ausgleich gelang (45.+2), erfreuten sich erstaunlicher Bewegungsfreiheit. Ob's an den vielen Ausfällen und Umstellungen in der Kickers-Abwehr lag? "Jeder einzelne von uns hat doch den Anspruch zu spielen. Klar fehlen uns die Verletzten. In der Hinrunde sind wir von Ausfällen verschont geblieben. Aber man muss in einer Saison auch mit solchen Situationen klar kommen", so Wildersinn.
Dessen Team hatte wenige Minuten nach dem Seitenwechsel durch Junge-Abiol die ganz dicke Chance in Führung zu gehen, doch auch der scheiterte frei vor Putz (47.). Und so wurde die Aufgabe auf dem unebenen und rutschigen Geläuf für die Kickers immer schwieriger. Die äußeren Umstände, die den Kickers gewiss nicht in die Karten spielten, wollte Wildersinn nicht als Ausrede gelten lassen. "Damit mussten beide Teams zurecht kommen."
Auf jeden Fall waren es die Kickers, die an diesem zugig kalten Nachmittag den entscheidenden Fehler machten. Lukas Müller spielte im Spielaufbau den Ball genau einem Gegenspieler in die Füße, Vilzing nutzte die Chance, dass die Rothosen-Abwehr unsortiert war und trafen durch Jim-Patrick Müller zum 3:2 (62.). Ausgerechnet Lukas Müller, der für den erkrankten Felix Göttlicher in die Innenverteidigung gerückt war, patzte also entscheidend. "Schade für ihn, weil er die restliche Spielzeit solide gespielt hat", so Wildersinn.

Die Gäste reagierten mit wütenden Angriffen. Mangelnden Einsatz konnte man ihnen nicht vorhalten. Wohl aber, dass sie, wie auch Wildersinn feststellte "zu verschnörkelt und kompliziert" am gegnerischen Strafraum agierten. Auch die letzten Möglichkeiten blieben ungenutzt und so stand am Ende eine Niederlage, die sich für die Gäste völlig unnötig anfühlte. "Dieses Spiel darfst du nie im Leben verlieren. Jetzt fahren wir mit leeren Händen nach Hause, obwohl das Spiel nach einer halben Stunde gewonnen war", ärgerte sich Kapitän Kurzweg.
Hat man sich die lange Verletztenliste nicht selbst zuzuschreiben nach der völlig unnötig langen Vorbereitung, die offenbar 0 gebracht hat?
1-2 Wochen längerer Urlaub für die Spieler wäre sinnvoller gewesen.
Und dadurch wir junge Spieler haben und die Meisterschaft als Ziel ausgegeben wurde. Ist der Druck höher als als vorher da konnten sie befreiter aufspielen.
Das ist wie auf der Arbeit ohne Druck hat man einen besseren Workflow als wenn Druck vom Chef kommt und so ist das hier auch.