Überraschender Rückschlag für die Würzburger Kickers: Die Serie von neun Pflichtspielsiegen in Serie (inklusive Pokal) endete mit einem Heim-2:2 gegen Kellerkind SV Schalding-Heining. "Das war sehr unnötig, nachdem wir schon 2:0 geführt hatten. Aber zu lange dürfen wir nicht enttäuscht sein", sagte Kickers-Trainer Marco Wildersinn und blickte sogleich voraus auf das Spitzenspiel am Samstag bei der DJK Vilzing: "Wenn wir dort siegen, ist dieses Spiel schnell vergessen."
In der vierthöchsten deutschen Spielklasse treffen bisweilen Klubs aus vollkommen unterschiedlichen Fußballwelten aufeinander. Die Partie am Dienstagabend am Dallenberg war da ein Musterbeispiel. Die Würzburger Kickers trafen auf den SV Schalding-Heining. Der Meisterschaftsfavorit auf den Aufsteiger oder, wie bei Spielen der Rothosen in dieser Saison oft betont wird, Profis auf Amateure. Die Gäste aus dem Passauer Vorort, das hatte auch Wildersinn vor der Partie festgestellt, haben anders als mancher Liga-Kontrahent auch keine Spieler im Kader, die schon mal im Profibereich aktiv waren.
Die Voraussetzungen waren also eindeutig. Zumal das aktuelle Formbarometer doch eindeutige Werte zeigte: die Kickers mit neun Siegen in Serie im Hoch, Schalding-Heining nach vier Niederlagen am Stück im Tief. Selten war der Begriff Pflichtaufgabe wohl passender als an diesem Abend, an dem das Wildersinn-Team sich eine optimale Ausgangslage für das Spitzenspiel gegen die DJK Vilzing am Samstag verschaffen wollte.
Nur ist der Fußball eben manchmal herrlich irrational. Da kann ein Team noch so scheinbar überlegen sein. "Man muss auch solch einen Gegner erst einmal knacken", hatte Wildersinn vor der Partie gesagt. Wohl wahr, dürften sich die meisten der Zuschauenden nach torlosen 45 Minuten gedacht haben. Eine Halbzeit lang waren die Kickers gegen die Schaldinger Abwehr stetig angelaufen, hatten aber kaum einmal eine Lücke gefunden. Ein Schuss von Benjika Caciel von der Strafraumkante neben den Kasten und ein Versuch von Ivan Franjic, der kurz vor der Pause aus guter Position das Ziel verfehlte, waren noch die besten Chancen für die Gastgeber. Ansonsten war wenig zu sehen vom erhofften Würzburger Angriffswirbel. Zu statisch wirkten die Offensivbemühungen lange Zeit, um die Niederbayern vor unlösbare Probleme zu stellen.
Wildersinn hatte sein Team im zweiten Spiel der Englischen Woche auf vier Positionen verändert: Luke Hemmerich durfte erstmals seit seiner Rückkehr von Beginn an ran und ersetzte als gelernter Rechtsverteidiger Peter Kurzweg auf der linken Außenbahn. Auf rechts erhielt erstmals seit dem siebten Spieltag (1:1 gegen Aschaffenburg) Thomas Haas den Vorzug vor Fabrice Montcheu. Außerdem standen mit Einwurf-Vorarbeiter Tim Kraus und Toschütze Pascal Moll jene Ex-Schweinfurter in der Startelf, die am Samstag beim 2:1 in Bayreuth für den späten Siegtreffer gesorgt hatten.
So richtig Unruhe kam unter den Besuchern trotz der eher mauen Vorstellung ihres Teams nicht auf. Zu groß schien das Zutrauen in die Klasse der Mannschaft. Und tatsächlich dauerte es nach Wiederanpfiff nicht lange, bis die Hausherren etwas Zählbares auf die Anzeigetafel brachten. Es war eine Standardsituation, die den ersten Treffer des Abends einleitete. Am Ende war es Innenverteidiger Yannick Scholz, der den Ball nach einer Freistoßflanke von Ivan Franjic und einigem Durcheinander im Gäste-Strafraum über die Linie drückte (47.).
Dass Schaldings Maximilian Moser sechs Minuten später mit einem strammen Schuss Kickers-Keeper Vincent Friedsam testete, dürfte den Hausherren eigentlich eine Warnung gewesen sein, diese Partie trotz der Führung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Tatsächlich lief das Spiel fortan aber meist weiter nur in Richtung Gäste-Tor. Und als Benjika Caciel, eine der sich nun häufiger bietenden Einschussmöglichkeiten zum 2:0 nutze (63.), schien die Partie in die erwartete Richtung zu laufen.
Weit gefehlt! Die fahrig wirkenden Kickers wurden nun richtig leichtsinnig. Unmittelbar nach Caciels Treffer konnte Hemmerich Gäste-Akteur Moser nicht stoppen, die Hereingabe verwertete Jonas Goß zum Anschlusstreffer. Doch die Alarmglocken schienen bei den Kickers noch nicht zu schrillen. Den Gastgebern fehlte in ihren Aktionen am gegnerischen Strafraum jedoch weiterhin der nötige Nachdruck. Die Partie blieb eine knappe Angelegenheit, und nach 76 Minuten schauten die Kickers dann reichlich bedröppelt drein: Torhüter Friedsam hatte nach einem Eckball zunächst noch einen Kopfball stark pariert, dann aber drückte Sebastian Raml den Ball zum 2:2 über die Linie. Ein überraschender Tiefschlag für die Kickers, die zwar weiter ungeschlagen bleiben, sich darüber am Dienstagabend aber nicht freuen konnten.
Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
Würzburger Kickers - SV Schalding-Heining 2:2 (0:0)
Würzburg: Friedsam - Haas, Scholz, Hägele, Hemmerich (79. Kurzweg) - Kraus, Zaiser, Franjic - Caciel (65. Karimani), Sané, Moll (79. Sausen).
Schalding-Heining: Böhnke - Raml (90.+2 Fischer), Kirschner (33. Saeed, 85. Aklassou), Szili, Tschugg, Kurz - Moser, Ott, Stingl, Goß - Schnabel.
Schiedsrichter: Christopher Knauer (Isling).
Zuschauende: 1756.
Tore: 1:0 Yannick Scholz (47.), 2:0 Benjika Caciel (63.), 2:1 Jonas Goß (64.), 2:2 Sebastian Raml (76.).
Relegation ist dann Glückssache und Tagesform.