Die Basketballerinnen der TG Qool Sharks Würzburg sind im Achtelfinale des DBBL-Pokal-Wettbewerb gegen die Rutronik Stars Keltern nach einem 44:89 (24:44) ausgeschieden. Gegen den aktuellen deutschen Meister und Eurocup-Teilnehmer hielten die Würzburgerinnen, auf Platz eins in der zweiten Liga, im ersten Viertel noch mit.
Obwohl das Ergebnis am Ende deutlich zugunsten der Profis ausfiel, zeigten die Würzburgerinnen ein nahezu perfektes erstes Viertel. Trainerin Janet Fowler-Michel schickte mit der 1,89 Meter großen Paula Wenemoser nur eine wirklich groß gewachsene Spielerin zum Sprungball aufs Feld, dazu kamen die Kanadierin Jessica Hanson, Lea Zimmermann, Alexandra Daub und Theresa Muck.
Es dauerte einige Zeit, bis sich die Favoritinnen aus Keltern auf diesen Gegner eingestellt hatten. "Ich habe den Mädels gesagt: Die denken, das wird ein Spaziergang, aber wir sorgen dafür, dass es ein Waldlauf wird", erklärte Fowler-Michel später. Nach vier Minuten führten die Sharks mit 12:6. Die Gäste hielt nur ihre starke Dreierquote (acht Treffer bei elf Versuchen in der ersten Halbzeit) zu Beginn im Spiel.
Maßnahmen von Kelterns Trainer zeigen Wirkung
Mit einer aggressiven Pressverteidigung erzwangen die Sharks gleich mehrere Ballverluste beim Gegner. "Wir haben ihnen mit unserer Presse schon Probleme gemacht", analysierte Würzburgs Trainerin, "und im ersten Viertel noch unsere Würfe getroffen."
Gästecoach Christian Hergenröther brüllte sein Team erst von außen an, nahm dann eine Auszeit. Das klärende Gespräch an der Seitenlinie zeigte Wirkung. Zum Ende des ersten Viertels führten die deutschen Meisterinnen, im zweiten verteidigten auch sie dann aggressiver. Daher dauerte es fünf Minuten, bis Sharks-Kapitänin Alexandra Daub die ersten Viertel-Punkte zum 19:30 erzielte. Zur Pause war das ungleiche Duell aus erster und zweiter Liga mit 24:44 bereits entschieden.
Fowler-Michel setzte alle Spielerinnen ein und gönnte ihren Leistungsträgerinnen viele Pausen, weil sie wisse, wie anstrengend die Spielweise ihrer Mannschaft sei. "Wir haben vor Weihnachten noch drei wichtige Spiele", erklärte sie.
Das nächste findet an diesem Samstag im Sportzentrum Feggrube gegen Schwabach (17.30 Uhr) statt – und zwar mit maximal 50 Zuschauern ("2G-plus-Regel"), die sich vorab via Internet anmelden müssen.
Großer Unterschied bei Konzept und Etat
Wie groß der finanzielle Unterschied der beiden Teams ist, ließ sich auch an der Menge der aufgeklebten Sponsorenlogos auf den Trikots erahnen. Bei Keltern kleben sie dicht aneinander, so voll sind die grünen Leibchen und Hosen. Der amtierende deutsche Meister kann es sich daher auch leisten, fast nur auf Profi-Spielerinnen aus dem Ausland zu setzen. Mit Linn Schüler stand in Würzburg die einzige deutsche Akteurin auf dem Feld.
Die Sharks gehen einen anderen Weg: "Wir wollen unseren Mädels mehr Verantwortung geben", sagt Fowler-Michel. Im vergangenen Jahr sei der Ball in den Spielen noch zu oft bei den beiden Leistungsträgerinnen Paige Bradley und Katie Yohn gewesen, "und da waren die anderen Mädels unglücklich", erklärt die gebürtige Kanadierin.
Hanson ist Würzburgs Topscorerin
Daher verpflichteten die Würzburgerinnen in dieser Saison nur eine Profi-Spielerin. Die Kanadierin Jessica Hanson, die Fowler-Michel über Kontakte aus der Heimat empfohlen wurde, ist bisher die Topscorerin der Sharks in der zweiten Liga: 17,8 Punkte im Schnitt erzielte sie in den bisherigen zehn Spielen. "So können in diesem Jahr auch die anderen Spielerinnen mal einen Schritt nach vorne machen", erwartet die 56-Jährige.
Gegen Keltern war Hanson noch oft die einzige, die etwas selbst kreieren konnte. Die 24-Jährige rieb sich dabei schon im ersten Viertel mächtig auf, Fowler-Michel versuchte, ihr mit mehreren kleinen Pausen etwas Luft zu verschaffen. Ihr Konzept, bei dem auch die anderen Spielerinnen Verantwortung übernehmen sollen, geht – anders als in der zweiten Liga –, gegen körperlich derart starke Gegnerinnen noch zu selten auf.
Ziel: Ausbildung für die höchste Ebene
Trotzdem sollen sich die Würzburger Spielerinnen nicht nur ausnahmsweise im Pokal-Wettbewerb, sondern in Zukunft auch regelmäßig in der ersten Liga mit den Kelternerinnen duellieren. Das Ziel des Vereins sei es, Spielerinnen für die höchste Liga in Deutschland auszubilden. "Marja Wahl hat dieses Niveau", sagt Fowler-Michel über ihre Topscorerin in dieser Partie. Die größte Hürde sei noch das körperliche. Auch Center-Spielerin Paula Wenemoser müsse hier noch zulegen, grundsätzlich habe aber auch sie das Potential für die erste Liga.
So blieb es zumindest in diesem Duell, wie Basketball-Abteilungsleiter Ferdinand Michel unterstützend rief, oft beim "Guter Versuch, Fränz". Gemeint war Franziska Riedmann, die mit ihrem Korbleger in der zweiten Liga erfolgreich gewesen wäre. Gegen Keltern scheiterte sie an der noch physisch überlegenen Alex Kiss-Rusk. Mit Waldläufen kennt sich die 26-jährige Nationalspielerin Kanadas wohl aus.