18 Spiele, 18 Siege: Zwar entscheidet sich der sportliche Aufstieg der TG Qool Sharks Würzburg erst im Halbfinale gegen den Zweitplatzierten der Nordgruppe am 30. April und 2. Mai, doch die Leistungen der Würzburger Zweitliga-Basketballerinnen waren zuletzt schon aufstiegsreif.
Aber was im Fußball oft nicht der Rede wert ist, muss im Basketball doch manchmal hinterfragt werden: Steigen die Qool Sharks auf? Denn dass mit der sportlichen Qualifikation auch der tatsächliche Aufstieg folgt, ist längst nicht sicher. Ferdinand Michel, Basketball-Abteilungsleiter bei der TG Würzburg, und die für Finanzen zuständige Stellvertreterin Dörthe Leopold erklären, welche Anforderungen der Verein in der ersten Liga erfüllen müsste.
Die gute Nachricht zuerst: Ein Umzug in die s.Oliver Arena oder in eine andere Sporthalle wäre nicht nötig. Die bisherige Heimstätte im Sportzentrum Feggrube reicht auch für die erste Liga aus. Bis zu 400 Sitzplätze müssten bei einem Heimspiel dort zur Verfügung stehen. Für die Spitzenspiele der ProB-Mannschaft von s.Oliver Würzburg, die oft nach den Spielen der Frauen stattfanden, war dies ohne große Umbauarbeiten möglich. Der Aufwand würde aber trotzdem steigen und wäre für die ehrenamtlichen Strukturen des Vereins eine große Aufgabe, weiß Michel.
Für die aktuelle Mannschaft würde es sportlich wohl schwierig werden, da in der Zweiten Basketball-Bundesliga der Damen nur zwei sogenannte "Import-Spielerinnen" erlaubt seien, erklärt Michel. Bei den Sharks sind es Paige Bradley und Katie Yohn, die aber keine Vollprofis sind, sondern auch beim Hauptsponsor arbeiten. In der ersten Liga gibt es diese Beschränkung nicht – anders als bei den Herren, wo maximal sechs ausländische Profis auf dem Feld stehen dürfen. Die meisten der zwölf Erstligisten verfügen aktuell über drei, vier oder fünf Profi-Spielerinnen aus anderen Nationen, in Keltern sind es sogar über zehn.
Ein Zweitligist lässt sich im Frauen-Basketball mit größtenteils ehrenamtlichen Strukturen betreiben, in der ersten Liga wäre das weitaus schwieriger. Das ist wohl die größte Hürde für den Verein. Es müssten alle Spielerinnen mit Verträgen ausgestattet, die Spieltage organisiert und alle Spiele live mit Bild und Ton ins Internet übertragen werden. Für das Organisatorische wäre wohl eine Art Manager nötig, erklärt Michel. Für ihn müsste eine hauptamtliche Stelle geschaffen werden, die dann Geld kostet, dass nicht für die Mannschaft verwendet werden könnte.
Ernsthafte Gedanken habe sich das Team noch keine gemacht, sagt Kapitänin Alexandra Daub. Die Aufbauspielerin gehört zu den erfahrenen Spielerinnen im Team der Sharks. Sie schätzt, dass die Meinung dazu im Team wohl geteilt wäre. Einige hätten sicherlich Lust, es mal in der ersten Liga zu probieren, für andere wäre das neben Schule, Studium oder Beruf eher schwierig. Das Hauptziel des Vereins, die Förderung von Jugendspielerinnen, sei in der zweiten Liga besser möglich, da auch der Schritt aus der Jugend dann nicht so groß wäre, findet Daub.
"Wenn wir richtig bei den Sponsoren kratzen würden, würde es vielleicht reichen", sagt Dörthe Leopold. Jedoch sei der Aufwand, der mit einer nötigen Professionalisierung einhergehe, mit den ehrenamtlichen Strukturen nicht zu leisten. Leopold, die Partnerin in einer Anwaltskanzlei ist, müsste zusätzlich Lizenzanträge ausfüllen, Arbeitsverträge aufsetzen, Wohnungen suchen, Autos besorgen und für jede nichteuropäische Profi-Spielerin ein Visum beantragen – Dinge, die eigentlich ein Sportmanager übernehmen würde.
"Wenn ein Sponsor sagt, er kümmert sich um alles und stellt es uns zur Verfügung, wäre es vielleicht etwas anderes", sagt Leopold. Als Beispiel nennt sie die Frauenfußball-Abteilung der Würzburger Kickers. Aber Sponsoren, die dafür in Frage kämen, würden den Basketball oder andere Sportarten in Würzburg bereits unterstützen. In Hochburgen des Frauen-Basketballs wie Wasserburg, Keltern, Marburg oder Nördlingen gebe es so eine sportliche Konkurrenz nicht.
Ihren Lizenzantrag für die erste Bundesliga müssten die Sharks bis Ende April einreichen. "Dafür müsste ich mir zwei Wochen Urlaub nehmen", erklärt Leopold. Und da der Aufstieg sportlich erst am 2. Mai entschieden wird, könnte diese Arbeit sogar umsonst gewesen sein.
Ein Argument für die erste Liga wäre die Nachwuchsarbeit, die die Würzburger weiter aktiv betreiben wollen: "Wir sind ein Bundesleistungsstützpunkt und es gibt etliche junge Spielerinnen, die nur zu uns kommen, wenn wir in der ersten Liga spielen", sagt Michel. Auch die eigene Nachwuchsarbeit sei zwar bereits erstligareif, doch die "Früchte" könne der Verein erst in zwei bis drei Jahren ernten: "Wir haben einige Spielerinnen, die das Potenzial haben, aber aktuell noch im U-16-Bereich sind."
Die TG Qool Sharks Würzburg versteht sich als Verein, der vor allem junge Spielerinnen, wenn möglich aus Würzburg oder der Region, ausbildet. In der ersten Liga setzen die Teams dagegen vor allem auf Profi-Spielerinnen. "Ich bin super ehrgeizig und wir müssten diese Situation eigentlich nutzen, wenn wir die Chance haben", findet Leopold. "Aber das würde uns keine Freude machen." Sie rechnet auch nicht mit einem Zuschaueransturm, "nur weil wir erste Liga spielen". Dafür benötige es die Identifikation mit einem Team, das idealerweise stark lokal geprägt sei. Ein Aufstieg wäre für die Sharks vielleicht machbar, doch fände Michel es sinnvoller, den Aufstieg mittelfristig "in drei bis vier Jahren" anzupeilen.