18 Spiele, 18 Siege: Diese Bilanz stand für die Würzburg QOOL Sharks nach Abschluss der abgelaufenen Spielzeit der Zweiten Frauen-Basketball-Bundesliga Süd zu Buche. Erst in den Play-offs um den Bundesliga-Aufstieg setzte es die erste Niederlage. "Eine tolle Saison", findet Janet Fowler-Michel, die das letztjährige Team als Assistentin von Trainer Thomas Glasauer betreute und nun selbst wieder als Headcoach agieren wird, dennoch.
Bei aller Euphorie weiß die ehemalige kanadische Nationalspielerin die letztjährige Spielzeit trotzdem nüchtern einzuschätzen: "Das war schon ein Ausnahmejahr. Corona hat viel durcheinandergebracht und viele andere Teams waren geschwächt, während wir selbst vor allem mit Hinblick auf die Importspielerinnen sehr gut besetzt waren", verweist Fowler-Michel auf den großen Anteil, den die US-Amerikanerinnen Katie Yohn und Paige Bradley am Teamerfolg hatten. Und schließlich wäre auch im Falle der sportlichen Qualifikation für die Bundesliga der Aufstieg wohl nicht zu stemmen gewesen: Erstliga-Basketball mit allen bürokratischen und organisatorischen Begleiterscheinungen hätte die ehrenamtliche Struktur der Abteilung arg ans Limit gebracht.
Nachwuchsarbeit steht im Mittelpunkt
Dementsprechend geben sich die Verantwortlichen bei den Haien nicht nur aufgrund des Abgangs des Duos Yohn & Bradley, die beide in die USA zurückkehren, eher zurückhaltend, was das sportliche Ziel für die anstehende Spielzeit betrifft. "Natürlich wollen wir so viele Spiele wie möglich gewinnen. Aber im Vordergrund steht, die jungen deutschen Spielerinnen zu entwickeln und mehr Gelegenheiten zu geben", so Fowler-Michel. Eine Aufgabe, für die die 56-Jährige als Leiterin des Basketball-Bundesstützpunkts in Würzburg und Coach verschiedener U-Nationalmannschaften zweifelsohne prädestiniert ist. Als Headcoach erhält sie nun die Gelegenheit, gleich mehrere ihrer Schützlinge zu trainieren: So sollen unter anderem die Jugendnationalspielerinnen Paula Haw, Leonie Greser, Laura Füller und Chanel Ndi in der neuen Saison an die erste Mannschaft herangeführt werden.
Auch die neue Importspielerin wurde unter dem Gesichtspunkt verpflichtet, die Verantwortung breiter übers Team zu verteilen. Bei der Suche ließ Fowler-Michel ihre Kontakte nach Kanada spielen: Von einer ehemaligen Nationalmannschaftskollegin und jetzigen College-Trainerin wurde sie auf Jessica Hanson aufmerksam gemacht, die nach einer erfolgreichen Laufbahn am College nach einer Gelegenheit suchte, ihre Basketballkarriere in Europa weiterzuverfolgen. Als Aufbauspielerin kann die 24-Jährige selbst abschließen, ist aber zugleich sehr darauf bedacht, ihre Mitspielerinnen einzusetzen. "Genauso eine Spielerin wollten wir", erklärt Abteilungsleiter Ferdinand Michel.
Offensiver Feinschliff benötigt
Und die Kanadierin kam topmotiviert in Würzburg an: Schließlich wurde bei ihrem vorherigen Verein in Irland die letztjährige Saison pandemiebedingt abgesagt – mit einem Jahr Verzögerung startet sie nun ihre Basketballkarriere. Etwaigen Rost schüttelte die Aufbauspielerin dennoch schnell ab: Im Pokalduell gegen die Rhein-Main Baskets am vergangenen Wochenende steuerte sie 34 Zähler zum knappen 62:59-Sieg bei.
Coach Fowler-Michel ist zufrieden mit dem Resultat, weiß aber auch, dass das mannschaftliche Zusammenspiel noch Feinschliff benötigt – das Ziel sei schließlich, "dass alle Spielerinnen mehr Verantwortung übernehmen müssen. Sie sollen in der Lage sein, für sich und ihre Mitspielerinnen Würfe zu kreieren." Hanson pflichtet ihr bei: "Ich will den anderen dabei helfen, sich weiterzuentwickeln."
Am kommenden Sonntag, 26. September, starten die verjüngten Sharks nun in die Ligasaison: Zu Gast in der heimischen Feggrube sind um 15.30 Uhr die Falcons aus Bad Homburg.