War es das perfekte Geschenk zum Valentinstag? "Ja, definitiv", sagte Paige Bradley nach dem 90:89-Erfolg im Spitzenspiel der Zweiten Basketball-Bundesliga Süd der Frauen am vergangenen Sonntag. Denn ihre Lebenspartnerin und Teamkollegin Katlyn, genannt Katie, Yohn hatte ihr mit unglaublichen 59 Punkten und dem am Ende entscheidenden Korb knapp vier Sekunden vor dem Ende gegen den zuvor ungeschlagenen Tabellenführer Bad Homburg nicht nur den Tag der Liebenden versüßt, sondern auch noch ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk gemacht. "Wir werden definitiv heute um Mitternacht noch anstoßen, und es ist super, dass wir davor noch so einen Sieg einfahren konnten", erzählen die beiden US-Amerikanerinnen der Qool Sharks Würzburg nach dem sechsten Sieg im erst sechsten Spiel. Weil die Saison im Dezember und Januar wegen der Corona-Situation unterbrochen wurde, wird wahrscheinlich nur eine einfache Runde gespielt.
59 Punkte und zwölf verwandelte Dreier: Werte, die Yohn in ihrer durchaus nicht kurzen Karriere, sie spielte unter anderem über vier Jahre in Deutschland in der Ersten Bundesliga, noch nie aufgelegt hat. "Ich glaube in Marburg hat sie mal zehn Dreier getroffen", erinnert sich Bradley, die selbst eine hervorragende Werferin ist. In der vergangenen Saison gelangen ihr einmal acht Treffer von jenseits der Drei-Punkte-Linie. "Leider muss ich sagen, dass Katie tatsächlich schon immer die bessere Schützin war. Sie hat einfach diese Mentalität, die es braucht. Wenn sie mal daneben wirft, macht sie sich keine Gedanken darüber", so Bradley.
Yohn und Bradley arbeiten beim Hauptsponsor
Die beiden seien ein absoluter Glücksfall für den Verein, das weiß auch Trainer Thomas Glasauer. Nachdem Bradley bereits seit zwei Jahren für die Sharks spielt, gelang es im Sommer, auch ihre Lebenspartnerin Yohn von Würzburg zu überzeugen. Wichtig war dabei vor allem die Firma Va-Q-Tec, die mit ihrer Tochterfirma Qool auch Namenssponsor bei den Basketballerinnen ist. Beide Amerikanerinnen arbeiten dort und sind keine Profis. "Es ist eine coole Möglichkeit, für Va-Q-Tec zu arbeiten und hier Basketball spielen zu können", berichten die beiden. Und der Trainer hofft, dass sie noch lange bleiben. Denn das Ziel des Vereins ist es, junge Spielerinnen an das Niveau der Zweiten Bundesliga heranzuführen. Und von Spielerinnen wie Bradley oder Yohn könne der Nachwuchs viel lernen, so Glasauer. Selbst eine Weiterbeschäftigung als Trainer könnte er sich für die beiden vorstellen.
Und dann war da ja noch dieses verrückte Ende des Spiels gegen Bad Homburg. Mit einem Punkt führten die Gäste, als sich Fine Böhmke traute und aus der Halbdistanz abschloss. "Es war gut herausgespielter Wurf. Wir wollen genau solche Würfe haben", analysierte Glasauer im Anschluss. Doch der potentielle Siegtreffer verfehlte sein Ziel und Homburgs Beste, die Spanierin Nerea Garmendia Odriozola, holte sich neun Sekunden vor dem Ende den Rebound. Die Würzburgerinnen waren gezwungen, sie zu foulen und sie an die Freiwurflinie zu schicken.
Grenzenloser Jubel
Nachdem der erste Wurf daneben ging, wies Gäste-Coach Jay Brown seine Topscorerin an, den zweiten absichtlich zu verfehlen, damit die Spieluhr loslaufen und Würzburg keine Möglichkeit haben sollte, sich in einer Auszeit zu besprechen. Dann verfehlte Odriozola mit ihrem Wurf jedoch gänzlich den Ring. Glasauer rief seine Spielerinnen zur Auszeit und malte das perfekte Play auf. Yohn wurde unter dem Korb freigeblockt und traf trotz Fouls zur Führung. Den fälligen Freiwurf setzte sie absichtlich an den Ring – und so blieb den Gästen aus Bad Homburg nur noch ein Notwurf von der Mittellinie, der daneben ging. Der Rest war grenzenloser Jubel bei den Qool Sharks und eine Wasserdusche für die Matchwinnerin, als sie beim Interview des lokalen Fernsehsenders Rede und Antwort stand.
Bleibt abschließend nur noch die Frage zu klären, ob Yohn auch bei s.Oliver Würzburg in der ersten Bundesliga der Männer aushelfen würde. Mit nur 7,8 verwandelten Dreipunktewürfen sind sie in dieser Statistik aktuell das schlechteste Team in der Bundesliga. "Sie könnten mich auf jeden Fall ausreichend bezahlen. Also ich bin bereit für den Anruf", gab Yohn schon mal mit einem Augenzwinkern eine Bewerbung bei den Baskets-Verantwortlichen Denis Wucherer, Steffen Liebler und Kreso Loncar ab.