Wenn Fußballplätze im Herbst erst „tiefer“ und schließlich durch Nässe und Kälte unbespielbar werden, gelten Kunstrasenplätze als Mittel der Wahl, um den Spielbetrieb fortsetzen zu können. Dabei sichert das künstliche Grün nicht automatisch den Spielbetrieb.
Denn es unterliegt, je nach Beschaffenheit, in frostigen Zeiten manchen Einschränkungen. So sollten mit Granulat verfüllte Plätze bei Schnee nicht oder nur mit Vorsicht geräumt werden, da mit dem Schnee das Granulat abgetragen werden kann. Den Platz neu zu verfüllen, sei mühsam, erklärt Ralf Dieter, Pressesprecher der Stadt Kitzingen, die 2018 einen Kunstrasenplatz im Sportzentrum Sickergrund gebaut hat, der von den örtlichen Vereinen im Winter rege benutzt wird.
Ein bis zwei Zentimeter Schnee liegen und abtauen lassen
Eine weitere Gefahr: Schnee könnte ins unter dem Granulat liegende Gewebe gedrückt werden und dort gefrieren. Falls der Platz dann bespielt wird, könnten das Gewebe brechen und die zu Eisklumpen gefrorenen Kunststoffhalme aus der Matte gerissen werde. Experten raten, ein bis zwei Zentimeter Schnee liegenzulassen, die dann von sich aus abtauen.
Die Stadt Kitzingen untersagt aus diesem Grunde ihren Nutzern „eine eigenständige Räumung des Platzes“, so dass der Kunstrasen bei Schnee vorsorglich gesperrt werden kann. Auch extremer Frost könne Schäden verursachen: „Bis zu einer Temperatur von minus 20 Grad darf der Platz bespielt werden“, informiert Dieter. Bei niedrigeren Temperaturen sei es verboten, ihn zu nutzen, da die Kunststofffaser brechen könne.
Es liege, so Dieter, „in der Verantwortung der Vereinsführung sowie der zuständigen Trainerinnen und Trainer“ zu entscheiden, ob sie den Platz bei Temperaturen unter null Grad nutzen, da sich – „wie auf jeder anderen Spielfläche auch“ – das Unfallrisiko und die Verletzungsgefahr durch festgetretenen Schnee oder Eis erhöhen würden. Aus diesem Grund sagte eine Schiedsrichterin vor kurzem ein Bezirksliga-Spiel in Abtswind nach Platzbegehung ab.
In Schweinfurt soll 2024 ein neuer Kunstrasenplatz entstehen
Im Landkreis Rhön-Grabfeld gibt es nur beim FC Strahlungen einen für den Großfeld-Spielbetrieb zugelassenen Kunstrasenplatz. "Für uns war es eine Voraussetzung, dass er wetterfest ist", sagt Horst Hein, der ehemalige Vorsitzende des Klubs. Er kümmert sich beim Bezirksligisten um alles, was mit dem im Sommer 2019 eingeweihten Spielfeld zu tun hat. Auch hier gilt: Falls der Platz schneebedeckt sei, könne er nicht genutzt werden. Probleme bei Frost seien ihm nicht bekannt. Der Hersteller habe dem Verein auch versichert, dass da nichts passieren könne. „Der Platz ist ja dazu da, dass im Winter gespielt werden kann“, sagt Hein.
Ähnlich klingt das bei Jürgen Montag, Sportreferent der Stadt Schweinfurt. Der Kunstrasen auf dem Gelände des Sachs-Stadions wurde im Herbst 2015 eingeweiht und werde seitdem winters bestens und längst nicht nur durch den Regionalligisten FC 05 gebucht – und ist stets davon ausgenommen, wenn die Stadt ihre Rasenplätze wegen Unbespielbarkeit sperrt. "Das ist die heute übliche Generation von Kunstrasen, und da habe ich noch nie davon gehört, dass man da bei Frost nicht drauf dürfe", erklärt Montag. "Deswegen wollen wir noch einen Kunstrasen, um den Spielbetrieb weiter zu entzerren." 2024 dürfen sich die Stadt und ihre Vereine wohl darüber freuen.
Hybridrasen rentiert sich für den Amateurbereich nicht
Die Stadt kooperiert mit dem Verein Türkiyemspor Schweinfurt, der einen mit dem bereits am Stadion vergleichbaren Kunstrasen bauen will – und unterstützt das Vorhaben über die üblichen 20 Prozent Sportförderung hinaus mit weiteren zehn Prozent: "Um uns die Möglichkeit zu sichern, ihn für den Schul- und Vereinssport ebenfalls nutzen zu können", sagt Montag.
Er selbst kennt aus seiner Heimat beim Bundesligisten FC Heidenheim auch die Alternative zu den zwischen 500.000 und 700.000 Euro teuren Standardbelägen: einen sogenannten Hybridrasen, bei dem Kunstfasern einen Naturrasenbelag verstärken. Der ist komfortabler, umweltfreundlicher, auch nicht wesentlich teurer in der Anfangsinvestition – doch pflegeintensiver und dann in der Tat bei winterlichen Bedingungen kaum bespielbar. Was ihn, ob zunehmender Trockenheit im Sommer, in der Kosten-Nutzen-Rechnung für den Amateurbereich unrentabel macht.
Kunstrasenplätze in Unterfranken
TSV Erlabrunn, TSG Estenfeld, TuS Frammersbach, TSV Gerbrunn, SV Heidingsfeld, TG Höchberg, Stadt Kitzingen (Sickergrund), SV Kürnach, SV Oberdürrbach, SV Rimpar, FV Thüngersheim, Würzburger Kickers, Stadt Würzburg (Heuchelhof), Würzburger FV 04, TSV Lengfeld (Kleinfeld).
TSV Abtswind, TSV Bergrheinfeld, FC Sand, Stadt Schweinfurt (Sachs-Stadion).
FC Strahlungen, SV Garitz, TV Jahn Winkels, TSV Großbardorf (Kleinfeld).