„Die Entscheidung ist mit großer Mehrheit getroffen worden und ist ein deutliches Zeichen der Geschlossenheit in der Liga“, sagte Stefan Holz am Mittwochnachmittag. Der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga gab auch die Linie, die in einer dreistündigen Videokonferenz vom Präsidium der Arbeitsgemeinschaft Basketball-Bundesliga (BBL), der Geschäftsführung der Liga und Vertretern der 17 Bundesligisten offenbar herrschte, bekannt: „Es war unser Ziel, uns die Chance auf die Fortsetzung der Saison zu erhalten, und das ist uns mit breiter Zustimmung gelungen“, sagte Holz.
Was der Geschäftsführer nicht sagte: Das Zaudern der Bundesliga, die Saison endgültig abzublasen, hat auch einen handfesten, monetären Hintergrund. Sowohl die BBL als auch die Klubs fürchten mögliche Regressforderungen der Telekom, wenn sie von sich aus die Spielzeit abbrechen. Das Telekommunikationsunternehmen überträgt auf seinem Internetsender Magenta alle Spiele der Liga (wie auch der Deutschen Eishockey Liga, DEL, und der dritten Fußball-Liga). Beenden die Basketballer ihren Spielbetrieb vorzeitig von sich aus endgültig, entfiele vermutlich das Argument der "höheren Gewalt" infolge der Coronavirus-Pandemie. Folge: Die Telekom könnte Schadensersatzansprüche geltend machen, die sich weder die Klubs noch die Liga leisten können.
So also kämpft die Bundesliga weiter vehement um die Fortsetzung der Runde (auch wenn aktuell praktisch keiner der Beteiligten mehr wirklich daran glaubt) - und beschloss, den Spielbetrieb bis zum 30. April auszusetzen. Zwei Tage später sollte urspünglich der letzte Hauptrundenspieltag über die Bühne gehen. Erst in gut einem Monat soll dann erneut beraten werden, ob die Saison irgendwie zu Ende gespielt werden kann oder doch endgültig abgebrochen werden muss. Seit dem 12. März fand kein Spiel mehr statt.
Die Basketballer wählen damit zumindest vorerst einen anderen Weg als die Deutsche Eishockey Liga, die ihre Saison nach der Hauptrunde abgebrochen und keinen Meister gekürt hatte. Die BBL folgt damit der Deutschen Fußball Liga (DFL), die erst am Dienstag empfohlen hatte, die Spielbetriebsunterbrechung ebenfalls vorerst bis zum 30. April auszuweiten. Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur gab es bei der Videoschalte der Basketballer nur zwei Gegenstimmen und eine Enthaltung von den Klubs.
Die haben in der jüngsten Vergangenheit bereits drastisch reagiert. Nahezu alle Bundesligisten ließen ihre Importspieler ziehen, wenn die in die Heimat reisen wollten. Entweder durch Vertragsauflösungen oder - wie unter anderem auch s.Oliver Würzburg - durch den Gang in die Kurzarbeit. Bei den Baskets sind Brekkott Chapmann, Luke Fischer und Jordan Hulls bereits in die USA zurückgekehrt, Skyler Bowlin, dessen Ehefrau Camilla in ein paar Tagen das erste Mal entbindet, und Kapitän Cameron Wells weilen noch in Würzburg. Auch die deutschen Spieler, der Trainer- und Betreuerstab sollen in Kurzarbeit gehen. Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler, der auch nicht mehr daran glaubt, die Saison zu einem regulären Ende zu bringen, hatte unlängst betont: "Die Gesundheit und unser wirtschaftliches Überleben müssen im Moment Vorrang vor allem anderen haben." Und er versprach: "Wir treffen jede denkbare Maßnahme, damit am Traditionsstandort Würzburg auch nach dieser Krise noch in der Bundesliga Basketball gespielt werden kann."
Die Budgets werden deutlich heruntergefahren
Denis Wucherer, der unlängst seinen Vertrag bei den Baskets um zwei Jahre verlängerte und schon vor geraumer Zeit die Hoffnung fahren ließ, die Saison könne zu Ende gespielt werden, hatte betont: „Wir müssen es alle gemeinsam schaffen, diese Situation irgendwie zu überstehen. Und wir müssen daran glauben und darauf hinarbeiten, dass die nächste Saison vielleicht irgendwann im Herbst an den Start gehen wird. Natürlich ist das alles sehr ungewiss. Solange wir nicht definitiv wissen, wann man wieder an Sport mit Zuschauern denken kann, ist es schwer einzuschätzen, was da alles auf uns zukommen wird.“ Wucherer geht davon aus, dass nach der Corona-Krise erst einmal „alles irgendwie anders sein wird. Das Budget wird bei uns und vielen anderen Klubs, nicht nur in Deutschland, mit Sicherheit deutlich heruntergefahren.“
Nahezu alle Klubs, vor allem natürlich die kleineren, kämpfen bereits nach zwei Wochen ohne Einnahmen aus den Heimspielen ums Überleben. „Es war zum aktuellen Stand die sinnvollste Entscheidung unter Abwägung aller Gründe sportlicher und wirtschaftlicher Natur. Es geht darum, den Fortbestand der Basketball-Bundesliga und aller Klubs zu sichern“, sagte etwa Martin Geissler, Geschäftsführer des Mitteldeutschen BC. Vor allem die Spitzenklubs hatten sich im Vorfeld der Beratungen gegen einen Abbruch zum jetzigen Zeitpunkt positioniert. „Der BBL-Beschluss ist die einzig logische Entscheidung“, sagte anschließend nun Marko Pesic, Geschäftsführer vom deutschen Meister FC Bayern München. „Somit besteht auch weiterhin Zeit, zu diversen Problemstellungen und Szenarien Lösungen zu erarbeiten.“
Die Liga will ihren Vereinen bis zum 30. April dabei helfen, ihre Organisation und vor allem die Liquidität aufrechtzuerhalten. „Wir werden den Vereinen bei der Kurzarbeit helfen, zudem ist eine gemeinsame Position der Liga beim Thema Gehaltsverzicht der Profis geplant“, erklärte Holz. Die BBL will zudem im Fall der Fälle einige Zahlungen vorziehen. Alle Beteiligten hoffen nun, dass es am 30. April ein Szenario gibt, dass eine irgendwie geartete Fortsetzung des Spielbetriebs ermöglicht: „Es bleibt das erklärte Ziel, die Saison zu einem späteren Zeitpunkt geordnet zu Ende zu spielen, gegebenenfalls mit einem gekürzten respektive verdichteten Modus“, hieß es in der Mitteilung der Liga. Spielplan-Szenarien wurden am Mittwoch noch nicht diskutiert. In den Überlegungen soll auch die Möglichkeit eine Rolle spielen, die aktuelle Tabelle einzufrieren und nach dem derzeitigen Stand direkt in die Play-offs zu gehen. In diesem Fall hätte s.Oliver sein Saisonziel erreicht. Als Achter bekämen sie es mit dann mit dem Titelverteidiger und Ersten FC Bayern zu tun.
Aber wer, bitteschön, glaubt daran derzeit wirklich?
Mit Informationen von dpa