Der bei s. Oliver Würzburg bis 2022 weiterverpflichtete Trainer will einen Fußabdruck hinterlassen. Die finanziellen Möglichkeiten könnten bis zur Verwirklichung der Halle aber schrumpfen.
Ein kurzer, fast schon schüchterner Wink ins Publikum, während das gleißende Scheinwerferlicht ein Spotlight auf Denis Wucherer wirft und ein freudiges Lächeln in seinem Gesicht erkennen lässt. Viel mehr Aufheben um seine Person will der 46-Jährige in diesem Moment kurz vor dem Sprungball am Freitagabend nicht machen. Das Franken-Derby gegen Ex-Serienmeister Bamberg steht an, die Konzentration soll – so seine Botschaft – bitteschön dem Geschehen auf und nicht abseits des Parketts gelten, als der Hallensprecher mit sich fast schon überschlagender Stimme die Vertragsverlängerung bekanntgibt. Die Laufzeit des neuen Kontrakts geht im allgemeinen Jubel unter, viele Fans erheben sich von ihren Plätzen und applaudieren.
Für zwei weitere Jahre, bis Ende der Saison 2021/22, hat Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg die Zusammenarbeit mit dem 123-fachen Ex-Nationalspieler verlängert. "Ich fühle mich sehr wohl in Würzburg und bin froh, dass man hier das Vertrauen in mich hat. Wir haben jetzt eineinhalb Jahre gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Und die nächsten zwei Jahre sind sicher eine Chance, dann nach insgesamt vier Jahren einen Fußabdruck zu hinterlassen. Dann kann man zurückschauen und sehen, was man verändert hat, was man dem Verein geben konnte, auch an spielerischer und basketballerischer Kultur", wird Wucherer später auf der Pressekonferenz sagen.
Im und außerhalb des Klubs viele Sympathien
Man wird unbestraft behaupten dürfen, dass sein Vorgänger Dirk Bauermann den Anlass für eine größere Selbstinszenierung genutzt, vermutlich sogar selbst das Mikrophon ergriffen und salbungsvolle Worte mit hehren Zielen an die Fans gerichtet hätte. Wucherer tickt anders, und diese wohltuende Unaufgeregtheit ist es auch, die dem 46-Jährigen im und außerhalb des Klubs viele Sympathien eingebracht hat. "Denis passt zu unserer DNA. Er ist noch ein junger Trainer, meiner Meinung nach einer der besten, die wir in Deutschland haben. Ich bin überzeugt, dass er uns weiter nach vorne bringen kann", sagt Kresimir Loncar, "Manager Sport und Scouting" bei den Baskets, und Geschäftsführer Steffen Liebler ergänzt: "Wir sind sehr zufrieden mit seiner Arbeit, Denis passt perfekt zu unserem Standort, auch menschlich. Daher sind wir einfach froh, dass er weiter an Bord bleibt. Seine Weiterverpflichtung ist eine ganz wichtige Personalie Richtung Zukunft."
Tatsächlich dürfte Wucherer mit den Ergebnissen seit Amtsantritt – unter anderem dem Einzug in die Finalspiele des Fiba EuropeCup-Wettbewerbs in der Vorsaison und der der starken Hinrunde mit elf Siegen in 17 Partien – Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz geweckt haben, eine Vertragsverlängerung in Würzburg somit keine Selbstverständlichkeit gewesen sein. Zumal – so ist aus dem Umfeld des Klubs zu hören – noch nicht ganz klar ist, wohin die Reise die kommenden beiden Jahre mit Blick auf die finanziellen Möglichkeiten gehen wird. "Es geht auch darum, bis zur Fertigstellung der neuen Arena die Zeit zu überbrücken. Gut möglich, dass das keine einfache Zeit wird und eine große Herausforderung werden könnte", deutet Wucherer an, dass der Spielraum bei der Kader-Zusammenstellung eher kleiner werden könnte. "Wir arbeiten an den nächsten zwei Jahren und wollen Kontinuität anzubieten, um uns weiter in der BBL zu etablieren und möglichst erfolgreich zu spielen. Ich bin da ganz guter Dinge, das wir das hinbekommen."
Der Einbruch in den letzten zehn Minuten gegen Bamberg
Nicht erspart blieb Wucherer am Freitagabend trotz aller Zukunftsmusik der Blick auf die am Ende irgendwie unverdient hohe, angesichts von zuvor drei bärenstarker Viertel vielleicht sogar gänzlich unnötige 77:95 (51:47)-Pleite im 20. Erstliga-Duell Unter- gegen Oberfranken. "Da hat nicht viel funktioniert in den letzten zehn Minuten. Wir hatten Bamberg nach 30 Minuten dort, wo wir es haben wollten, haben toll gespielt und die Halle war voll da", resümierte Wucherer angesichts eines 67:63-Zwischenstands vor dem Schlussabschnitt. Er fand aber auch klare Worte für das die Leistung danach: "Es kann dann mal passieren, vorne den Rhythmus zu verlieren. Aber es darf nicht sein, dann auch in der Verteidigung und am defensiven Brett den Job einzustellen und jeden 50-50-Ball abzugeben. So hast du in der Liga gar keine Chance, Spiele zu gewinnen."
Eine Kritik, die zumindest bei US-Spielmacher Cameron Wells, der über weite Strecken den Takt der Partie vorgab, am Ende aber auch keine Impulse mehr setzen konnte, auf fruchtbaren Boden fiel: "Für das letzte Viertel übernehme ich die Verantwortung. Ich bin der Kapitän, es ist meine Aufgabe, das Team zu führen. Bamberg hat gut gespielt und hart verteidigt in der zweiten Hälfte, aber wir haben nicht gut auf die Umstellung reagiert. Daraus müssen wir lernen und besser werden." Die Chance haben die Baskets bereits kommenden Samstag (20.30 Uhr, s.Oliver Arena) gegen ein weiteres Spitzenteam der Liga. Dann ist mit den EWE Baskets Oldenburg der Tabellenfünfte und Pokalfinalist zu Gast.