"Das ist verrückt, das kann nicht wahr sein. Das scheint aus einem Film zu sein, nicht aus der Realität." Mark Cuban fand die Worte und sprach das aus, was derzeit viele Menschen rund um den Globus wahrscheinlich denken. Nicht nur Sportler und Funktionäre. Der Besitzer der Dallas Mavericks, des Klubs, bei dem auch der aus Würzburg stammende Basketballprofi Maximilian Kleber unter Vertrag steht, formulierte seine Ungläubigkeit nach der auf unbestimmte Zeit vorerst letzten Partie in der NBA, Dallas hatte die Denver Nuggets mit 113:97 bezwungen, und die Nachricht, dass die stärkste Liga der Welt wegen der Coronavirus-Pandemie und des positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Spielers Rudy Gobert von den Utah Jazz ihren Spielbetrieb bis auf Weiteres einstellt, wurde publik, als am Mittwochabend (Ortszeit) in Dallas gerade das dritte Viertel lief.
Am Donnerstagmittag europäischer Zeit folgten dem Beispiel dann der Basketball-Weltverband Fiba, der die Champions League und den Europe Cup, in dem sich am Mittwochabend medi Bayreuth vor leeren Rängen fürs Halbfinale qualifiziert hatte, aussetzte und wenig später die Euroleague, die sämtliche Begegnungen in der Königsklasse und im Eurocup strich. Nur logisch und konsequent also, dass auch die Basketball-Bundesliga (BBL) auf einer dreistündigen Krisensitzung am Donnerstag in Stuttgart mit den 17 Klubs einstimmig beschloss, den Spielbetrieb ab sofort bis auf Weiteres auszusetzen. Ziel der Liga bleibe es, so eine BBL-Mitteilung, die Saison zu einem späteren Zeitpunkt noch geordnet zu Ende spielen zu können. Anders als im Eishockey, wo die geschlossene Gesellschaft DEL am Dienstag ihre Saison für beendet erklärt und die Play-offs abgesagt hatte, wurde die Spielzeit bei den Basketballern also noch nicht komplett abgesagt. Innerhalb der nächsten 14 Tage wollen die Bundesligaklubs und Liga-Präsidium sowie -Geschäftsführung erneut zusammenkommen, um "die dann aktuelle Lage" zu sondieren und über "mögliche Szenarien und Handlungsoptionen" zu entscheiden.
Heißt also auch: Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg wird am Samstagabend nicht gegen die EWE Baskets Oldenburg spielen. Für die Baskets bedeutet dies nun sozusagen die - nach drei spielplanbedingten - vierte Zwangspause in dieser Runde. "Wir stehen voll hinter dieser Entscheidung", sagte Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler am Donnerstagnachmittag auf Anfrage dieser Redaktion. "Die Gesundheit von Spielern und Fans sowie der weiteren Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken, steht über allem", betonte Liebler. Da die Liga die Partien vorerst nicht abgesagt hat, sondern den Spielbetrieb nur unterbrochen hat, behalten alle Eintrittskarten erst einmal ihre Gültigkeit.
Der Verein, so Liebler, wird nun "so ziemlich alles überprüfen. Wir haben viele Hausaufgaben vor uns". Dazu gehört auch, die Möglichkeit nach Kurzarbeit zu erörtern, da die Verträge von Spielern und Betreuerstab natürlich vorerst weiterlaufen. Am Freitagvormittag wird Liebler Spieler, Trainer und Betreuer über das weitere Vorgehen informieren. Trainer Denis Wucherer hat der Mannschaft übers Wochenende erst einmal trainingsfrei gegeben und sagt: "Kommenden Montag werden wir dann über eine Regelung bezüglich des Trainingsbetriebs entscheiden, abhängig unter anderem auch von der Wahrscheinlichkeit, ob diese Saison überhaupt noch einmal gespielt wird und wie wir insgesamt unserer gesellschaftlichen Pflicht und Verantwortung nachkommen können."
Die Zukunft der Bundesliga steht auf dem Spiel
Natürlich ähnelt es zum aktuellen Zeitpunkt Kaffeesatzleserei - aber die Zuversicht, dass in dieser Spielzeit noch einmal Körbe geworfen werden, erscheint doch arg trübe, weil das Virus allen Expertenprognosen zufolge sich kaum in zwei oder vier Wochen verflüchtigen wird. "Ein sofortiges Ende der Saison war für die Klubs kein Thema, andererseits ist die Aussetzung des Wettbewerbs sinnvoll, um auch unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden", sagte Münchens Geschäftsführer Marko Pesic.
Hintergrund ist freilich auch: Die Basketballer sind viel mehr auf Zuschauereinnahmen angewiesen als beispielsweise Profifußballvereine der ersten und zweiten Liga, deren Etats sich vor allem durch TV-Einnahmen speisen. Ein vorzeitiges Saisonaus bei noch mindestens elf ausstehenden Hauptrunden-Partien (dabei übern Daumen gepeilt bei den meisten die Hälfte Heimspiele) hätte für die absolute Mehrheit der Klubs dramatische Folgen und bedrohte die Existenz der meisten Vereine. Geisterspiele vor leeren Rängen sind deshalb für die Basketballer über einen längeren Zeitraum bestimmt keine Alternative. In den nächsten Wochen steht also auch die Zukunft der Bundesliga auf dem Spiel. Und das ist nicht aus einem Film, sondern die nackte Realität.